Ein junger Mann aus dem Süden der USA namens Elvis Presley wird zum internationalen Rockstar und Sexsymbol – dies ist seine Geschichte.
Der tanz- und musikfilmerfahrene Regisseur Baz Luhrmann, der mit Filmen wie „Strictly Ballroom“ und „Moulin Rouge“ begeistern konnte, hat sich aktuell Leben und Werdegang eines der erfolgreichsten und bekanntesten (Rock)Sängers des Planeten vorgenommen, über den wahrscheinlich jeder glaubt, schon alles zu wissen.
Einiges wird aber wohl doch nicht so bekannt sein, und um dies zu unterstreichen, lässt Luhrmann quasi einen Insider aus dem Nähkästchen plaudern, indem er die Geschehnisse aus dem Off von Elvis’ einstigem Endecker und Manager, dem mehr als zwielichtigen Colonel Tom Parker, erzählen lässt. Hierin liegt auch ein wenig die Schwäche des Films, denn dieser Manager, der weder ein Colonel war, noch Tom Parker hieß, wird von einem durch Fatsuit und angebautem Doppelkinn zwar stark veränderten Tom Hanks dargestellt, der es jedoch trotz seiner früheren untadeligen Vorstellungen hier nie schafft, hinter seiner Rolle zu verschwinden. Er, der Antiheld des Films, bleibt seltsam blass, und durch seine Erzählungen aus dem Off schleicht sich eine gewisse Zähigkeit in den Film.
Demgegenüber ist der junge Austin Butler ein wahrer Glücksgriff, der mit jeder Faser seines Körpers und seiner (Sprech)Stimme zumindest in der Originalfassung die vibrierende Energie des jungen Musikers auf dem Sprung zu Ruhm und Reichtum auf die Leinwand transportiert. Da die gesungene Lieder – dankenswerterweise – nicht synchronisiert wurden, wie das bei manchen Musicalverfilmung schon der Fall war, kommt es zu einem leichten Bruch, wenn Elvis in der deutschen Fassung nicht mehr wie ein Südstaatenjunge spricht, sondern klingt wie jemand aus deutschen Landen, zum Beispiel Wuppertal oder Bielefeld...
Am besten ist der Film in den Anfängen, wenn er den junge Elvis zeigt, wie er in den schwarzen Wohnvierteln, in denen er aufwuchs, durch die kirchliche Gospelmusik beeinflusst und auf seinen späteren Weg gebracht wurde. Sein anfangs scheuer, immer ein wenig geduckter Blick, der Unschuld und Schüchternheit verheißt, steht in krassem Widerspruch zu seinen von Anfang an lasziven Bewegungen, sobald er eine Bühne betritt. Das vielzitierte Hüftkreisen wird ausgiebig von der Kamera durch wiederholte kurze Einstellungen auf im Rhythmus wackelnde Knie und Schritt eingefangen, was bei jungen Zusehauerinnen zu Kreischorgien und deren Erziehungsberechtigte und sämtlichen Moralhütern der Südstaaten zum Einschreiten führt.
Der Film verliert während der späteren Phase etwas an Dynamik, was zum Teil an der bereits erwähnten Erzählweise liegt, und es kommt nie wirklich zur einer echten Abrechnung mit einem Manager, der immer wieder betont, dass es ohne ihn keinen Elvis Presley gegeben hätte. Letztlich wird auch nicht ganz klar, wem Baz Luhrmann hier ein Denkmal setzen wollte, Elvis, der bereits sein eigenes Denkmal ist, oder doch Colonel Parker, der keines verdient hat, dem Schurken in dieser Geschichte, der seinen Schützling zwar auf den Weg gebracht, ihn dann aber gnadenlos ausgebeutet und um viel Geld betrogen hat.
Am Ende bleiben jedoch die mitreißenden musikalischen Sequenzen und Showelemente des Films in Erinnerung, ein in Bild und Ton pralles und buntes Spektakel, die verdiente Hommage an eine Legende namens Elvis Presley.
Regie: Baz Luhrmann
Drehbuch: Baz Luhrmann, Sam Bromell, Craig Peace, Jeremy Doner, b/a Story von Baz Luhrmann und Jeremy Doner
Kamera: Mandy Walker
Schnitt: Jonathan Redmond, Matt Villa
Musik: Elliott Wheeler
Besetzung:
Austin Butler, Tom Hanks, Olivia DeJonge, Helen Thomson, Richard Roxburgh, Kelvin Harrison Jr., David Wenham, Kodi Smit-McPhee, Yola
Warner Bros. Pictures Germany
2022
159 min.
FSK 6
Deutscher Kinostart: 23. Juni 2022
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=GLlUl2IXvJ4 (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=Gp2BNHwbwvI (Englisch)
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