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Donnerstag, 2. Januar 2025

Im Kino: Nosferatu - Der Untote

Thomas Hutter (Nicholas Hoult) soll im fernen Transsylvanien für einen gewissen Grafen Orlok (Bill Skarsgård) dessen Übersiedlung nach Deutschland juristisch begleiten. Er ahnt nicht, dass er damit eine tödliche Gefahr für seine Frau Ellen Hutter (Lily Rose Depp) heraufbeschwört, denn diese ist schon lange auf geheimnisvolle Weise mit einem schrecklichen Wesen verbunden, das sich als niemand anderes als Graf Orlock herausstellt, und nun ist Ellen in allerhöchster Gefahr…

Die Geschichte dürfte bekannt vorkommen, es handelt sich natürlich um das klassische Horror-Gespinst, das der irische Autor Bram Stoker im Jahr 1897 unter dem Titel „Dracula“ veröffentlichte und das seither immer wieder gerne in zahlreichen Adaptionen in Literatur und Film verarbeitet wurde, ein wahrer Untoter eben.

Dabei gab es früh einen deutschen Ableger, der sich ganz eng an die Originalfiguren und -schauplätze anlehnte, aus urheberrechtlichen Gründen jedoch den Namen „Dracula“ vermied und dafür den Grafen Orlock aka Nosferatu aus der Taufe hob. Über diesen Grafen schuf der deutsche Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau 1922 seine "Symphonie des Grauens“, ein aufgrund seiner visuellen Gestaltung wegweisendes Frühwerk des Horrorfilms, das trotz seiner schwierigen Entstehungsumstände glücklicherweise bis heute erhalten geblieben ist. Einen großen Anteil an dem Schreckensszenario hatte auf jeden Fall der damalige Hauptdarsteller Max Schreck, dessen Physiognomie bis heute Gruselschauer hervorruft. Eine spätere Nosferatu-Adaption von Werner Herzog mit dem, allerdings meistens im privaten Bereich gruseligen Klaus Kinski, nahm sich des Nosferatu-Themas noch einmal an.

Warum also, könnte man sich fragen, braucht es nun ein weiteres Wiederaufleben des Grafen Orlock, aber letztlich liegt es in der Natur von Untoten, dass sie immer wiederkehren…

Und schlecht ist die Neuauflage nicht, sie orientiert sich zwar eng am Original, sowohl bei den Dracula- als auch bei den Nosferatuelementen, setzt aber in einigen Punkten durchaus eigene Akzente. So baut sie den sexuell-sinnlichen Kontext der Beziehung zwischen dem Unhold und der in wilden erotischen Fantasien verfangenen jungen Frau auf ihre Weise aus und lässt den Vampir noch körperlicher seinem Blutdurst frönen, als es bisher vielfach bei den eher moderaten Halsknabbereien der Fall war, und Bill Skarsgård verleiht seinem Orlock eine schröckliche Präsenz, nicht so sehr durch seine Erscheinung, da bleibt Max Schreck wahrscheinlich unerreicht, aber vor allem (zumindest in der VO) durch den Einsatz von Stimme und Sprache.

Wer also von Vampir-Geschichten nicht genug bekommen kann und sich noch einmal zurück zu den Anfängen führen lassen möchte, kommt auf seine Kosten, wenngleich, wie so oft, eine kürzere Laufzeit der Sache wieder einmal nicht geschadet hätte…

 


 Regie: Robert Eggers

Drehbuch: Robert Eggers, b/a der Vorlage „Nosferatu“ von Henrik Galeen, b/a dem Roman „Dracula“ von Bram Stoker

Kamera: Jarin Blaschke

Schnitt: Louise Ford

Musik: Robin Carolan

 Besetzung:

Lily-Rose Depp, Nicholas Hoult, Bill Skarsgård, Aaron Taylor-Johnson, Willem Dafoe, Emma Corrin, Ralph Ineson, Simon McBurney

 

Universal Pictures International/ Focus Features

2024

132 min.

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