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Mittwoch, 17. August 2016

Film-Rezensionen: Mein ziemlich kleiner Freund (Un homme à la hauteur)


Mein ziemlich kleiner Freund (Un homme à la hauteur)

Dass die Franzosen ernste Themen unterhaltsam in eine Komödie verpacken können weiß man nicht erst seit „Ziemlich beste Freunde“. Nun startet „Mein ziemlich kleiner Freund“ (Originaltitel: „Un homme à la hauteur), ein Film, der auf leichte Art eine Liebesgeschichte unter schwierigen Umständen erzählt.

Diane (Virginie Efira) ist erfolgreiche Anwältin, die nach der Trennung von ihrem Mann die gemeinsame Kanzlei mit ihm weiterführt, wobei es aufgrund der persönlichen Spannungen zwischen den beiden immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen kommt. Nach einem anstrengenden Tag, kehrt sie erschöpft in ihre Wohnung zurück, als sie den Anruf eines sympathisch klingenden Mannes erhält. Er ist der Finder ihres Handys, das sie – passend zum Tag – nach einem Streit mit ihrem Ex in einem Bistro liegen gelassen hat. Alexandre – so stellt er sich vor – überredet sie zu einem Treffen, mittags, man weiß ja nicht, mit wem man es zu tun hat… Allerdings klingt seine Stimme angenehm und so geht Diane mit einem guten Gefühl zu dem Treffen, neugierig auf diesen Mann, der so charmant zu plaudern weiß.

Als er dann erscheint, weiß sie allerdings nicht, wie sie sich verhalten soll, denn Alexandre (dargestellt von Jean Dujardin) ist Architekt, kultiviert, bestens gekleidet – und misst lediglich 1,36 m. Diane hat in ihrem Verhaltenskodex offensichtlich kein Muster, das sie abrufen könnte und so lässt sie sich zögernd auf ihn ein, überrumpelt von seinem umwerfenden Charme und seiner Hartnäckigkeit. Er arrangiert für sie spannende und außergewöhnliche Treffen, bis sie mehr und mehr seine geringe Körpergröße zu vergessen scheint und in ihm nur noch den Mann sieht, der nach allen Regeln der Kunst um sie wirbt.

Dass Diane und Alexandre ein ungewöhnliches Paar sind, wird, wie zu erwarten, immer dann zum Problem, wenn sie nicht alleine sind. Es kommt zu einigen unangenehmen bis peinlichen Situationen, die beide zwar würdevoll meistern, aber es wird klar, dass sie in ihrer Beziehung mit mehr Schwierigkeiten zu kämpfen haben, als die meisten Paare üblicherweise zu bewältigen haben.

Dianes Fähigkeit, sich diesen Schwierigkeiten zu stellen wird immer wieder auf die Probe gestellt. Sie scheint sich zu fragen, was sie von einem Mann erwartet: Soll er nicht groß und stark sein, sie beschützen und buchstäblich auf Händen tragen, oder ist sie so emanzipiert, zu akzeptieren, dass seine Größe und Stärke eben auf anderem Gebiet liegen?

Es ist nicht so sehr offene Ablehnung dessen, was außerhalb der gewohnten Norm steht, mit der sie zu kämpfen haben, sondern es sind die kleinen scheinbar selbstverständlichen Dinge, die durch die Abweichung von dieser Norm nicht mehr so selbstverständlich erscheinen. Es ist eine Sache, Toleranz aus der Ferne zu üben, hautnah herangerückt wird diese immer wieder auf die Probe gestellt.

Neben diesem durchaus ernsten Anliegen des Film ist es dennoch eine Komödie, die auch vor einigen Slapstick-Momenten nicht zurückschreckt, hierfür sorgen ein großer Hund, aber auch vor allem die glänzend besetzten Nebenrollen in Gestalt von Dianes Mutter, ihrer Sekretärin und auch ihrem Ex-Mann, während Alexandres erwachsener Sohn (César Domboy), der ein wenig ziellos durch sein Leben irrt, für ein paar schöne Vater-Sohn-Momente sorgt.

Dem Film gelingt es, immer wieder anrührend zu zeigen, wie Alexandres – sicherlich hart erkämpftes – Selbstbewusstsein Risse bekommt, wenn er sich für Diane öffnet und ihr seine Verletzlichkeit zeigt, die niemand sonst zu sehen bekommt. Dies liegt vor allem an dem hervorragenden Jean Dujardin, dem George Valentin aus dem oscarprämierten Überraschungshit „The Artist“, der bereits in diesem kongenialen Stummfilm zeigen konnte, dass es nicht vieler Worte bedarf, um als Darsteller zu glänzen. Virginie Efira überzeugt ebenfalls als schöne und gleichermaßen emanzipierte Frau, die sich auf ein Abenteuer einlässt, dessen Ausgang ungewiss bleibt. Aber das trifft schließlich auf alle Liebesgeschichten zu.

„Mein ziemlich kleiner Freund“  – das Remake eines argentinischen Films „Corazón de León“ von Marcos Carnevale – startet am 01. September 2016 in den deutschen Kinos.



Regie: Laurent Tirard

Drehbuch: Laurent Tirard, Grégoire Vigneron


Kamera: Jérôme Alméras
Musik: Eric Neveux
Originalsongs: Emilie Gassin

Darsteller: Jean Dujardin, Virginie Efira, Cédric Kahn, Stéphane Papanian, César Domboy, Edmonde Franchi




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