Elisabeth Sloane (Jessica Chastain) ist Lobbyistin, und sie
ist eine der besten. Hat sie einen Auftrag angenommen, verbeißt sie sich
erbarmungslos in die Aufgabe, bis sie erreicht hat, was man von ihr erwartet.
Lobbyarbeit bedeutet für sie, die Pläne des Gegners vorherzusehen und immer
einen Schritt schneller zu sein. Sie ist hart gegen andere und hart gegen sich
selbst, ihr Privatleben reduziert sich auf regelmäßige Treffen mit einem Callboy
(Jake Lacy).
Aber zur Überraschung aller und zum Entsetzen ihres
Seniorpartners George Dupont (Sam Waterston) lehnt Elisabeth diesen Auftrag
nicht nur ab, sondern wechselt die Seiten, indem sie bei der sehr viel
kleineren Agentur Peterson Wyatt anheuert, die es sich auf die Fahne
geschrieben hat, das Gesetz auf den Weg zu bringen. Ihr neuer Chef Rodolfo
Schmidt (Mark Strong), kann sein Glück nicht fassen, als er nicht nur Elisabeth
selbst auf seine Seite bekommt, sondern einen Teil ihres alten Teams, das sie
in einer bemerkenswerten Aktion überredet, ihr zu folgen. Lediglich ihre engste
Mitarbeiterin Jane (Alison Pill) sieht die Chance gekommen, sich von Elisabeth
zu emanzipieren und entscheidet sich gegen sie.
Sechzig Senatoren müssen für das Gesetz stimmen. Ein Teil
hat sich bereits festgelegt, um jeden Unentschlossene wird mit allen Mitteln
und in mühevoller Kleinarbeit gekämpft. Elisabeth kennt alle Tricks und hat
keine Scheu, sie anzuwenden. Aber ihre alten Kollegen sind nun ihre Gegner und
da diese ebenfalls nicht zimperlich sind, gelingt es, Elisabeth mit Interna aus
ihrem vorherigen Job zu kompromittieren. Plötzlich sieht sie sich auf der
Anklagebank in einem Korruptionsverfahren unter der Leitung des ehrenwerten
Senators Sperling (John Lithgow), eine mindestens fünfjährige Haftstrafe droht.
Allerdings ist der Senator nicht ganz so ehrenwert, und ob am Ende ein Sieg
oder eine Niederlage steht, ist ein spannendes Spiel, bei dem die Karten immer
wieder neu gemischt werden…
Der Film ist hart und kalt wie seine Protagonistin, ein
politisches Katz- und Mausspiel mit überraschenden Wendungen, in dem die
Akteure Ideen und Worte in einem zeitweise atemberaubenden Tempo abfeuern. Das
Geflecht von Politik und Wirtschaft wird als der Sumpf präsentiert, den man
sich genau so vorstellt. Dennoch ist der Film hochspannend, als Zuschauer ist
man hin- und hergerissen zwischen Bewunderung für das hochprofessionelle
Engagement aller und Abscheu über die eingesetzten Mittel.
Obwohl Chastain den Film gnadenlos dominiert, ist dies
natürlich kein Frauenfilm. Die Figur Elisabeth Sloane zeichnet das Porträt
eines Machtmenschen, der es beruflich ganz nach oben bringen will und auf dem
Weg dahin müssen Männer wie Frauen offensichtlich dieselben Mechanismen
bedienen. Wer ein hochgestecktes Ziel erreichen will, so die Botschaft, muss
hart und skrupellos sein, möglichst ohne private Bindungen, reicht die
erforderliche Energie nicht aus, gibt es entsprechende Pillen. Dabei spielt es
keine Rolle, ob der angestrebte Erfolg verwerflich, gerechtfertigt oder ethisch
neutral ist, entscheidend ist, alles dafür zu geben.
Drehbuch: Jonathan Perera
Kamera: Sebastian Blenkov
Produktion: Ariel Zeitoun Darsteller: Jessica Chastain, Mark Strong, Sam Waterston, Gugu Mbatha-Raw, Alison Pill, John Lithgow, Jake Lacy, Michael Stuhlbarg
USA 132 Minuten
Deutscher Start: 06. Juli 2017
http://www.die-erfindung-der-wahrheit-film.de/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen