Lily ist Schülerin und lebt mit ihrer Clique von Freundinnen
in Salem, USA. Ihr Leben besteht, wie das aller Teenager auf der ganzen Welt,
aus Handynachrichten, Postings und Selfies, jeder lagert sein privatestes Leben
auf diese kleinen Geräte aus und gewährt seinen engsten „Freunden“ Einblicke
darin.
Unangenehm wird es, als diese Geheimnisse durch einen anonymen Hacker
publik gemacht werden und jeder plötzlich entblößt für alle dasteht. Auf der
Suche nach dem Schuldigen geraten Lily und ihre Freundinnen unter Verdacht und
auf einmal bricht die für bürgerlich gehaltene Fassade auf. Unter den so
entstandenen Rissen kommt all das Hässliche, Gemeine und Brutale zum Vorschein,
das offenbar überall im Verborgenen schlummert und es ist wieder Hexenjagt in
Salem…
Sam Levinson ist ein kompromissloser Film über die Abgründe
in den scheinbar so bürgerlichen Gesellschaften gelungen, wobei die USA nur
exemplarisch für alle anderen auf der Welt stehen. Überall scheint es zu
brodeln und der kleinste Funke genügt, um in einer furchtbaren Detonation
alles hinwegzufegen, was an zivilisatorischem Verhalten scheinbar so
selbstverständlich Bestand hatte. Diese Idee ist nicht neu, aber gerade zur
Zeit gibt es überall auf der Welt Anzeichen für unheimliche Kräfte, die an der
Fassade kratzen, bis die Masken abgerissen werden und die darunter liegende
Fratze von Gewalt, Rassismus, Faschismus auch bei den biedersten Nachbarn zum
Vorschein kommt, der Schoß ist nach wie vor fruchtbar... Die Opfer sind mal
Frauen, mal Schwarze, mal Ausländer, je nachdem welche Gruppe gerade in den
Fokus rückt, und die Wutbürger übernehmen das Regiment.
Der Film verwendet drastische Bilder für seine Parabel, die
sicher nicht jedem gefallen werden und das Ende ist mit ein wenig Gespür
vielleicht vorhersehbar, die Spannung bleibt jedoch bis zum bitteren Ende hoch.
Es ist eine Abrechnung mit gesellschaftlichen Tendenzen, wie dem maßlosen
Gebrauch von Handy und Social Media, aber auch mit der Politik der USA, die die
Gesellschaft spaltet und aufwiegelt und hinterlässt keinerlei Trost auf
Erlösung, jedenfalls nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Fraglich ist, ob die
Schlussszene endgültiger Abgesang oder doch eher Aufbruch zu mehr ist, der
Titel des Films ist jedenfalls Programm.
Regie: Sam Levinson
Drehbuch: Sam
Levinson
Kamera:
Marcell Rév
Musik: Ian
Hultquist
Darsteller:
Odessa Young, Hari
Nef, Suki Waterhouse, Bella Thorne, Abra, Bill Skarsgård, Colman Domingo
Universum Film
108 min.
108 min.
FSK 16
Deutscher Kinostart:
15. November 2018
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