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Mittwoch, 6. Mai 2020

Heimkino: Knives Out


Der erfolgreiche und schwerreiche Krimiautor Harlan Thrombey (Christopher Plummer), Oberhaupt einer exzentrischen Familie, kommt nach der Feier zu seinem 85. Geburtstag zu Tode, es besteht der Verdacht, dass er ermordet wurde. Kommissar Benoit Blanc (Daniel Craig) muss alle seine grauen Zellen aktivieren, um im Gewirr der widersprüchlichen Aussagen aller Verdächtigen – und deren gibt es reichlich – dem infamen Mörder auf die Spur zu kommen.  

Mit Stars wie Plummer und Craig sowie Don Johnson, Jamie Lee Curtis, Chris Evans und Michael Shannon sowie der wunderbaren Anna de Armas (der wir im noch ausstehenden neuen Bond-Film wieder begegnen werden) beeindruckend besetzt, kommt dieser Whodunit (Wer-war-der-Möder)-Krimi herrlich altmodisch daher. Ein Star für sich ist sicherlich auch der imposante Landsitz, der als grandios bebilderte und liebevoll ausgestattete Kulisse dient.


In bewährter gleichwohl überraschend frischer Manier werden alle Kniffe und Tricks des Genres bespielt und alle hierfür nötigen Protagonisten in Stellung gebracht: Die intrigante Familie mit ihren schmutzigen kleinen Geheimnissen, der knorrige Patriarch, der mit seinem Verhalten jedem Einzelnen noch kurz vor seinem Tod ein handfestes Mordmotiv liefert, das unschuldige Hausmädchen, das als Einzige sein Vertrauen genießt, und der kluge Detektiv, der sich von keiner Finte täuschen lässt und, wenn er einmal Witterung aufgenommen hat, wie ein Bluthund unbeirrt die Spur zum Täter verfolgt, bis er schließlich – ebenfalls in bewährter Weise – diesem und uns allen minutiös erklären kann, wie er – oder sie – die frevelhafte Tat bewerkstelligt hat – oder war am Ende alles doch ganz anders?

Alles in allem ein amüsanter und intelligent gemachter Krimi mit vertrauten Elementen, entstaubt von der Piefigkeit mancher seiner alten Vorbilder, kleine nette Elemente, wie die durchs Haus geisternde greise Mutter des Verstorbenen (K Callan), von der niemand weiß, wie alt sie wirklich ist, sowie ein gut aufgelegtes Ensemble spielfreudiger Akteure machen das Vergnügen perfekt – manchmal braucht es genau das, um sich gut zu unterhalten.


Ab 08. Mai 2020 als DVD, Blu-ray, 4K Ultra HD Blu-ray und digital mit reichlichem Bonusmaterial erhältlich.


USA 2019
Leonine Verleih
FSK 12

Regie: Rian Johnson
Drehbuch: Rian Johnson
Kamera: Steve Yedlin
Schnitt: Bob Ducsay
Musik: Nathan Johnson

Darsteller:
Daniel Craig, Ana de Armas, Jamie Lee Curtis, Don Johnson, Toni Colette, Michael Shannon, Chris Evans, Christopher Plummer, K Callan


Details DVD:
Laufzeit: ca. 126 min.
Bildformat: 1,85:1 (16:9 anamorph)
Audio: DD 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Bonus:
Audiokommentar mit Rian Johnson, Steve Yedlin und Noah Segan
Kino-Kommentar von Rian Johnson
Making a Murder (Multi-Part Documentary)
Deleted Scenes
Rian Johnson: Planning the Perfect Murder
Director and Cast Q&A
Meet the Thrombeys (Viral Ads)
Ode to the Murder Mystery (Trailer)
EAN 4061229123204

Details Blu-ray:
Laufzeit: ca. 131 min.
Bildformat: 1,85:1 (1080p/24)
Audio: DTS-HD MA 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Bonus:
Audiokommentar mit Rian Johnson, Steve Yedlin und Noah Segan
Kino-Kommentar von Rian Johnson
Making a Murder (Multi-Part Documentary)
Deleted Scenes
Rian Johnson: Planning the Perfect Murder
Director and Cast Q&A
Meet the Thrombeys (Viral Ads)
Ode to the Murder Mystery (Trailer)
EAN 4061229123211

Details 4K UHD Blu-ray
Laufzeit: ca. 131 min.
Bildformat: 1,85:1 (2160p/24)
Audio: DTS-HD MA 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Anzahl Discs: 2
Bonus: identisch mit Blu-ray
EAN 4061229123297

  

Heimkino: Königin (Dronningen) (Englischer Titel: Queen of Hearts)


Anne (Trine Dyrholm) vertritt als erfolgreiche Rechtsanwältin Kinder und Jugendliche in Schwierigkeiten. Zusammen mit Mann Peter (Magnus Krepper), einem ebenfalls erfolgreichen Arzt, und ihren zwei Töchtern lebt sie ein privilegiertes Leben in einem schönen Haus abseits der Stadt. Als Peter eines Tages seinen 16-jährigen Sohn Gustav (Gustav Lindh), der bisher bei Peters Ex-Frau gelebt hat, bei sich aufnimmt, gerät das Leben der Familie aus der Balance, denn Anne entwickelt für den rebellischen Gustav mehr als mütterliche Gefühle – eine Geschichte, die nicht gut ausgehen kann...

In dem dänischen Erotikdrama von May el-Toukhy wird die gewohnte Perspektive auf den Kopf gestellt: Vergreifen sich sonst alternde Männer an jungen, unschuldigen Mädchen, macht sich hier eine gestandene Frau an einen labilen Jugendlichen heran, und das ist genau so wenig tolerabel. Anne folgt dem Drang, ihre unterdrückten sexuellen Fantasien und Wünschen auszuleben, und der junge Mann ist ein williges Opfer. Gustav ist zwar als Teil der Familie in ihr Haus gekommen, aber für Anne ist er ein Fremder, aufregend und jung, der sich nicht lange bitten lässt. 

Was Annes Handlung jedoch in doppelter Hinsicht verwerflich macht, ist, dass sie diesen Jugendlichen missbraucht, obwohl gerade sie aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit genau weiß, welche Traumata damit heraufbeschworen werden. Zum anderen ist sie nicht in der Lage, zu ihrem Fehler zu stehen, sondern wälzt die ganze Last der Verfehlung auf den jungen Mann ab. Damit versagt sie zunächst als verantwortungsvolle Frau und Anwältin und dann auch noch als Mensch, und aus Leidenschaft wird schnell ein böses Spiel, bei dem die eine Seite ihre Macht ausspielt und die andere an diesem Verrat zugrunde geht. Interessant ist die Frage, ob die Gesellschaft eine Frau bei gleicher Tat härter beurteilt als einen Mann, auf jeden Fall kann man es nicht als Zeichen von Emanzipation betrachten, wenn Frauen sich dieselben Verfehlungen erlauben, schon gar nicht auf diesem Gebiet.

Trine Dyrholm brilliert in dieser gleichermaßen sinnlichen wie dominanten Rolle, sie lebt die Figur mit jeder Faser ihres Körpers, ihr junger Gegenpart Gustav Lindh erweist sich ihr allerdings als durchaus ebenbürtig und beide bringen eine nicht mehr oft gesehene Erotik – die Rede ist nicht von plumpem Sex – auf die Leinwand. Dyrholm schafft es immer wieder, die Ambivalenz ihrer Figur spürbar zu machen – der englische Titel des Films „Queen of Hearts“ lässt an die launische Herzkönigin in Alices Wunderland denken – die Widersprüchlichkeit zwischen rationaler Karrierefrau und erotischer Femme Fatale, die drauf und dran ist, ihr Leben und ihre Karriere zu zerstören, bis sie sich in einen Verrat flüchtet, der nur Verlierer hinterlässt, ein Drama, packend und mitreißend bis zum bitteren Ende.

Dänemarks Oscar-Beitrag 2020 feiert seine Deutschland-Premiere nicht, wie vorgesehen ab 09. April 2020 im Kino, sondern ab 05. Mai 2020 als Stream, z.B. hier: https://amzn.to/3d1nGxO




 Regie: May el-Toukhy
Drehbuch: Maren Louise Käehne, May el-Toukhy
Kamera: Jasper Spanning
Schnitt: Rasmus Stensgaard Madsen
Musik: Jon Ekstrand

Darsteller:
Trine Dyrholm, Gustav Lindh, Magnus Krepper, Liv Esmår Dannemann, Silja Esmår Dannemann

SquareOne Entertainment
DK 2019
127 min.
FSK 16 
Bilder: © SquareOne Entertainment


https://www.youtube.com/watch?v=P9V24Jmg5RY