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Mittwoch, 10. November 2021

Im Kino: Last Night in Soho

Die jugendlich-naive Eloise (Thomasin McKenzie) verlässt ihr behütetes Leben auf dem Land, um in London als Modedesignerin ihr Glück zu machen. Unter all den anderen Studentinnen und Studenten fühlt sie sich nie richtig wohl und in Tagträumen entflieht sie immer wieder in das von ihr so geliebte London der Swinging Sixties, als die Stadt in ihren Augen noch ein magischer Ort war. In ihren Fantasien begegnet sie einer andere jungen Frau namens Sandie, die in dieser Zeit auf der Suche nach dem Erfolg als Sängerin ist. Aber plötzlich scheinen die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu verschwimmen und es beginnt für Eloise ein veritabler Horrortrip, der sie mehr und mehr an ihrem Verstand zweifeln lässt…

Der Film beginnt als harmlose, nostalgische Hommage an die wilden 1960ger, in glänzend choreographierten Bildern und der Musik jener Zeit, und nimmt dann eine scharfe Wendung in Richtung Psychothriller. Die Magie, die die junge Eloise anfangs spürt, wandelt sich in einen bösen Zauber, der sie immer stärker bedroht, obwohl es eigentlich die Geschichte der damaligen Sandie ist, mit der sie immer intensiver konfrontiert wird. Dabei spielt der Film mit ihren Gefühlen und denen der Zuschauer, und nach sehr bedächtigem Beginn, beginnt sich ein Strudel zu drehen, der die von Visionen und Träumen geplagte Protagonistin immer weiter hinabzieht, ohne dass zunächst klar wird, wohin – und dies soll hier natürlich auch nicht verraten werden.

„Last Night in Soho“ ist ein besonderer Thriller, der sich in Vielem von der gängigen Psychothrillerware abhebt, die gerade so sehr in Film oder Buch in Mode ist, weil seine Wendungen nicht wie so oft so kalkuliert wirken, sondern sich aus der Geschichte heraus entwickeln, wobei an der ein oder anderen Stelle etwas mehr „Zug zum Tor“ wünschenswert gewesen wäre. Packend ist aber auch neben den immer wieder überraschenden dramatischen Effekten die Darstellung der Realität, in der sich junge, von scheinbarer Freiheit erfassten Frauen im vermeintlichen Aufbruch der 1960ger Jahre wiederfanden, damals wie heute eine ernüchternde Erfahrung, hier stoßen Regisseur Right und seine Drehbuchautorin Wilson-Cairns schonungslos mal eben alle romantisierenden und nostalgischen Vorstellungen sowohl ihrer Protagonistin als auch der Zuschauer vom Sockel.

Fazit: Ein mitreißendes und optisch äußerst raffiniert mit hervorragenden Darstellern in Szene gesetztes Drama ist dieser Film beste Unterhaltung, den sich Freundinnen und Freunde des spannenden Thrillers auf keinen Fall entgehen lassen sollten.

 


 Regie: Edgar Wright

Drehbuch: Edgar Wrigth, Krysty Wilson-Cairns, nach einer Story von Edgar Wright

Kamera: Chung-hoon Chung

Schnitt: Paul Machliss

Musik: Steven Price

 

Besetzung:

Thomasin McKenzie, Anya Taylor-Joy, Matt Smith, Rita Tushingham, Dianna Rigg, Michael Ajao, Terence Stamp,

 

Universal Pictures

GB 2021

116 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 11. November 2021

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=yYaUI9V7lDc (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=YtpFxyeF3Ac (Englisch)

 

 

 

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