Mitte des 19. Jahrhunderts stehen die bis dahin bereits existierenden Vereinigten Staaten von Amerika vor einem Bürgerkrieg, der droht, alles wieder auseinanderzureißen. Der Westen dagegen ist noch weit und größtenteils leer, zumindest nach Auffassung von Heerscharen weißer Siedler, die auf dem Weg sind, um ihren Traum von einer eigenen Ranch auf dem eigenen Land wahrzumachen. Dass dort bereits Menschen leben, interessiert nicht, was im Folgenden zu heftigen Kämpfen führt – die Geburt einer Nation war immer schon schmerzhaft und getränkt mit dem Blut vieler Männer, Frauen und Kinder…
Regisseur Kevin Costner folgt, ebenso wie die Siedler, einem Traum und hat dafür größtenteils sein eigenes Geld eingesetzt. Nach seinem Mega-Erfolg „Der mit dem Wolf tanzt“ aus dem Jahr 1990 und der ebenfalls erfolgreichen Western-Serie „Yellowstone“ setzt er diesmal, so scheint es, alles auf eine Karte, um seine Sicht auf die Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents in epischer Breite aufzufächern.
Herausgekommen ist ein Western, der sich an bekannten Bildern, Figuren und Mustern orientiert, dabei aber weit über das Bekannte hinausreicht, indem er die Rolle der indigenen Völker und deren Grausamkeiten gegenüber den weißen Eindringlingen in Bezug setzt zu einer in ihren Grundfesten angegriffenen und sich verteidigenden Gesellschaft, was so sicher auch nicht zum ersten Mal gezeigt wird, aber auf jeden Fall nicht den ikonischen Filmen dieses Genres entspricht, wie sie einst so geliebt wurden.
Fraglich ist, ob es für ein solches Epos, wie Costner es hier auf die Leinwand bringt, noch ein genügend breites Publikum gibt, das bereit ist, sich über drei Stunden in dieser Form mit der amerikanischen Vergangenheit zu beschäftigen, zumal es damit ja noch nicht getan ist, denn es sollen noch drei weitere Filme folgen, um die in diesem ersten Teil begonnenen Handlungsstränge schließlich irgendwann zu ihrem jeweiligen Ende zu bringen.
Manche werden in diesem Mammutprojekt ein Meisterwerk sehen, andere werden es als langatmig und aus der Zeit gefallen ablehnen. Wer allerdings noch einmal einen „richtigen“ Western auf der großen Leinwand genießen möchte, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen, und dies wegen seiner wuchtigen Bilder in der unvergleichlichen Landschaft des amerikanischen Westens natürlich im Kino und nicht auf dem heimischen Bildschirm (oder Schlimmerem).
Vielleicht hilft der Film sogar auch, die für Europäer manchmal so fremd anmutende amerikanische Seele ein wenig besser zu verstehen, der Waffenfetisch und die damit verbundene Fixierung auf die Verteidigung von Haus und Hof mögen ihren Ursprung in diesen wilden Zeiten der Besiedlung des Westens haben…
Regie: Kevin Costner
Drehbuch: John Baird, Kevin Costner, Mark Kasdan
Kamera: J. Michael Muro
Schnitt: Miklos Wright
Musik: John Debney
Besetzung:
Kevin Costner, Sienna Miller, Sam Worthington, Jena Malone, Owen Crow Shoe, Tatanka Means, Ella Hunt, Giovanni Ribisi, Danny Huston, Tom Payne, Abby Lee
Warner Bros. Company/ New Line Cinema/ Tobis
USA 2024
181 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 22.08.2024
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=-FZBohjgBPk (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=X5yOSu4R2ts (Englisch)