Aus Archivmaterial einschließlich ihres eigenen Nachlasses entwirft Regisseur Veiel ein Bild der gleichermaßen gefeierten wie kritisierten Filmemacherin Leni Riefenstahl, dabei enthält er sich einer eigenen Wertung, sondern lässt die stets streitbare Künstlerin sich mit ihren Rechtfertigungen und mitunter heftigen Ausbrüchen selbst entlarven.
Riefenstahl, die im Jahr 2003 im Alter von 101 Jahren verstarb, hat in cineastischer Hinsicht durchaus Meisterliches geschaffen, so gehören u.a. ihre Werke „Olympia“ und „Triumph des Willens“, die Bebilderung des 6. Nazi-Parteitags im Jahr 1934 in Nürnberg, filmisch zu den herausragenden Werken des Kinos, besonders auch und vor allem, weil sie von einer Frau stammen, die außer als Regisseurin auch noch als Produzentin und Schauspielerin tätig war, in der langen Geschichte des Kinos immer noch eine Besonderheit.
Ihre Bildsprache nötigt auch heute noch Respekt ab, von ihrer Person unvoreingenommen wäre sie als große Künstlerin zu ehren, wäre da nicht die Tatsache, dass es sich bei ihren berühmtesten Filmen um Propaganda für ein verbrecherisches Regime handelte, mit dem sich dieses in einem glänzenderen Licht präsentieren wollte, was letztlich ja auch gelang, und dass Riefenstahl ihr langes Leben lang stets geleugnet hat, von den mörderischen Verbrechen dieses Regimes auch nur das Geringste geahnt, geschweige denn gewusst zu haben.
Interessant wäre in diesem Zusammenhang noch gewesen, aufzuzeigen, wie sich Riefenstahl mit Hilfe ihrer Nazi-Freunde ihres jüdischen Mitautors und Co-Regisseurs Belá Balázs beim Film „Das Blaue Licht“ entledigte. Dessen Name wurde in der Endfassung des Films komplett eliminiert und das Werk allein ihr selbst zugeschrieben, leider wird diese Geschichte bei Veiel nicht thematisiert, man hätte gerne gehört, wie sich Riefenstahl hierzu erklärt hätte.
In ihrem späteren Leben tat sich Leni Riefenstahl dann noch als Fotografin hervor, wobei vor allem ihre Bilder des afrikanischen Volkes der Nuba ebenso berühmt wie berüchtigt wurden, da auch hierbei ihre Selbstdarstellung eine andere ist, als der zweite Blick auf diese Arbeiten verrät, denn auch die Entstehung dieser Fotos und Filmaufnahmen haben einen, wie man in Veiels Film sehen kann, unerquicklichen Beigeschmack, wenn man erkennt, wie sie diese Fotos inszeniert hat.
Wieder steht die Frage im Raum, ob man Künstler und Werk voneinander getrennt sehen sollte, dies mag jeder Zuschauer und jede Zuschauerin für sich entscheiden, die Dokumentation bietet genug Material, um sich selbst ein Urteil bilden zu können.
Regie: Andres Veiel
Drehbuch: Andres Veiel
Kamera: Toby Cornish
Schnitt:
Musik: Freya Arde
Besetzung:
Leni Riefenstahl, Ulrich Noethen (Stimme)
Paramount/ MajesticFilm
2024
115 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 31. Oktober 2024
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=BetWxLxlL1M