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Mittwoch, 3. September 2025

Im Kino: 22 Bahnen

Tilda (Luna Wedler) studiert Mathematik und jobbt an der Supermarktkasse, vor allem aber kümmert sie sich um ihre kleine Schwester Ida (Zoë Baier), denn ihrer beider Mutter (Laura Tonke) hat immer wieder alkoholbedingte Ausfälle und bekommt ihr Leben nicht in den Griff. Als Tilda ein verlockendes Promotionsangebot erhält, für das sie jedoch nach Berlin umsiedeln müsste und außerdem noch Viktor (Jannis Niewöhner) auftaucht, mit dem sie einen traurigen Schicksalsschlag teilt, muss Tilda eine schwerwiegende Entscheidung treffen, während sie regelmäßig ihre 22 Bahnen im Schwimmbad zieht…

Der dem Film zugrundeliegende gleichnamige Roman der Jungautorin Caroline Wahl war auf Anhieb ein großer Erfolg, was zwangsläufig zu einer baldigen Verfilmung führen musste. Wer das Buch kennt, wird allerdings im Film nichts grundlegend Neues finden, und wer den Film schaut, braucht das Buch nicht mehr zu lesen, was nicht heißen soll, dass beides schlecht wäre. Hier soll es aber um den Film gehen, der das Leben in einer Co-Abhängigkeit zeigt, immer am Rand des Untergangs und auf den Schultern einer jungen Frau, die mit ihren verschiedenen Rollen völlig überfordert ist, von Luna Wedler in lakonischer Sachlichkeit interpretiert.

Die stärksten Szenen gehören allerdings der Mutter, von Laura Tonke grandios verkörpert, die in ihrem Scheitern immer wieder Momente vergeblich angestrebter Stärke und hoffnungsloser Zerbrechlichkeit zeigt, die ihre Kinder permanent im Stich lässt und dabei selbst vom Leben im Stich gelassen zurückbleibt.

 

Die doppelbödige Liebesgeschichte mit dem eher blass bleibenden Viktor und Tildas seltene Ausbrüche in ein normales Leben mit Gleichaltrigen, Partys und eigenen Drogenerfahrungen bleiben dagegen zu schwach, um daraus einen echten Kontrapunkt zum trüben Alltag zu bilden, und auch die Schwimmbadszenen werden ihrer Bedeutung für die Geschichte nicht immer gerecht.

 

Dass der Film es bewusst vermeidet, zu sehr als Sozialdrama daher zu kommen ist Stärke und Schwäche zugleich, wer sich von Ersterem eher abgeschreckt fühlen würde, wird dennoch eine Leichtigkeit vermissen, die dem Thema die Schwere nehmen könnte und ein befreiendes Lachen, was zu einem richtigen Drama immer unbedingt dazu gehört.

 

  

   Regie: Mia Maariel Meyer

Drehbuch: Elena Hell, b/a Roman 

von Caroline Wahl

Kamera: Emil Härdtlein

Schnitt: Jamin Benazzouz

Musik: Dascha Dauenhauer

 

Besetzung:

Luna Wedler, LauraTonke, Sabrina Schieder, Zoë Baier, Jannis Niewöhner

 

Constantin Film

2025

102 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 04. September 2025

 

 

Trailer:  https://www.youtube.com/watch?v=vkj0AFB9WXM  (Deutsch)

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