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Montag, 9. Oktober 2017

Film-Rezensionen: What happened to Monday?

Die Zukunft ist düster: Die Weltbevölkerung hat dramatisch zugenommen und Klimaänderungen führen zu Missernten und Hungersnöten. Es gilt daher eine strenge Ein-Kind-Politik, überzählige Babys werden vom Child Allocation Bureau (CAB) unter der Leitung von Nicolette Cayman (Glenn Close) aus den Familien genommen und in einer Art Kältekammer – der sogenannten Cryobank – „zwischengelagert“, bis eines Tages eine Lösung für sie gefunden wird.


Ausgerechnet in dieser Zeit gibt es eine Häufung von Mehrlingsgeburten und so erblicken auch die Siebenlinge der Karen Settman das Licht der Welt. Da der Vater unbekannt bleibt und die Mutter bei der Geburt stirbt, kümmert sich Großvater Terrence Settman (Willem Dafoe) um die Kleinen. Es gelingt ihm, alle sieben zu sich zu holen und er gibt ihnen die Namen Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday und Sunday. Da es offiziell nur ein Kind gibt – zu Ehren der Mutter Karen Settman genannt – dürfen alle Kinder nur an ihrem Wochentag die Wohnung verlassen und später die Schule besuchen. Abends gibt es dann für alle ein Update über die Geschehnisse des Tages draußen.


Dreißig Jahre später haben sich die Schwestern (alle gespielt von Noomi Rapace) unter dem Namen „Karen Settman“ in ihrem einzigen Leben eingerichtet. Sie haben einen Job, dem jeden Tag eine andere nachgeht, samstags kümmert sich Saturday um die sozialen
Kontakte, während Sunday die Gemeinschaft mütterlich zusammenhält. Da jeder Mensch am Arm einen Chip trägt, der ihn als Einzelkind ausweist und diese Chips überall kontrolliert werden, führen die Settmans ein Leben in ständiger Gefahr, eines Tages doch noch entdeckt zu werden. Ihr Zusammenleben auf engstem Raum, zu dem kein Fremder Zutritt hat, führt immer wieder zu Spannungen, vor allem weil die Schwestern charakterlich und von ihren Interessen her unterschiedlicher nicht sein könnten. Monday scheint die Rolle der Karen Settman und ihre Aufgabe im Job am besten auszufüllen, während Tuesday eher wild und unkonventionell daherkommt. Wednesday stählt und trainiert ihren Körper, Thursday ist die Rebellin, die ihr Leben immer wieder in Frage stellt, Friday ist ein Computernerd, und Saturday ein Partygirl, das am liebsten blondiert ausgeht, während die mütterliche Sunday den Laden zusammenhält. In den eigenen vier Wänden leben alle diese Unterschiede aus, tragen individuelle, ihren Interessen angepasste Kleidung und Frisuren, als Karen Settman müssen sie vor Verlassen der Wohnung mit Hilfe eines Computer-Scans allerdings alle Unterschiede beseitigen, eine lästige und zermürbende Routine, aber der einzige Weg, den Häschern des CAB zu entgehen.


Das Arrangement funktioniert solange, bis eines Tages etwas geschieht, das alles in Frage stellt: Monday kehrt nicht von der Arbeit zurück. Die verbliebenen Schwestern versuchen verzweifelt, herauszufinden, was geschehen ist, wobei sie ziemlich schnell ihre mühsam errichtete Fassade einreißen, und damit wird aus dem familiären Kammerspiel ein furioser Action-Thriller.


Nach Tatiana Maslany in der kanadisch-amerikanischen SF-Serie „Orphan Black“ muss nun auch Noomi Rapace die Herausforderung meistern, mehrere Personen in ihren verschiedenen Facetten darzustellen, vom Heimchen am Herd über die erfolgreiche Geschäftsfrau und den Computernerd bis zur durchtrainierten Kampfmaschine, und es gelingt ihr bravourös.

Neben Rapace konnte Willem Dafoe für die Nebenrolle des Settman-Großvaters gewonnen werden, und Clenn Close verkörpert eine moderne Version der Cruella De Vil, die es diesmal nicht auf kleine Hunde, sondern Kinder abgesehen hat. Eiskalt und mitleidlos setzt sie eine angeblich dem Wohl der Weltbevölkerung dienende Maßnahme durch, bis sie am Ende des Films als Monster dasteht. Zynischerweise stellt sich aber genau dann die Frage, ob ihre Grausamkeiten nicht vielleicht doch gerechtfertigt waren, denn das Problem der Überbevölkerung spitzt sich weiter zu...

Der Film wirft einmal mehr einen pessimistischen Blick in die Zukunft. Die Sorgen der Gegenwart (Überbevölkerung, Klimawandel, Hunger) scheinen unausweichlich in einer dystopischen Gesellschaft zu münden. Im Gegensatz zu vielen anderen SF-Filmen gibt es wenig technische Fortschritt zu bestaunen, aber die Menschen leben und arbeiten in einer überwachten Welt, was bereits George Orwell in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts umtrieb. Da es zumindest offiziell keine Familie mit mehr als einem Kind gibt, wird der private Rückzugsbereich auf ein minimales Maß zurückgefahren. Der Wunsch nach Individualität ist gleichzeitig Segen und Fluch der Settman-Schwestern, ihr geschwisterlicher Zusammenhalt ist ihre Stärke, ihre einzelnen Persönlichkeiten nicht wirklich ausleben zu können treibt jedoch einen Keil in diese anfangs verschworene Gemeinschaft, zumal, wenn dann noch die Liebe zu einem Mann ins Spiel kommt.

Mit dieser Thematik setzt sich der Film dann aber nicht weiter auseinander, sondern nutzt sie als Rahmen für eine actionreiche und spannend inszenierte Tour de Force der Settman-Frauen auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester Monday, bei der Noomi Rapace alle Register ziehen darf - eine starke Frau in einem starken Film!

Regie: Tommy Wirkola
Drehbuch: Max Botkin, Karry Williamson 
Musik: Christian Wibe 
Kamera: Jose David Montero 
Produzenten: Raffaella De Laurentiis, Philippe Rousselet, Fabrice Gianfermi
Darsteller: Noomi Rapace, Glenn Close, Willem Dafoe, Marwan Kenzari

Deutscher Kinostart: 12. Oktober  2017 
ca. 123 min.




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