Das Städtchen unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von jedem anderen Nest, das man bei kurzer Durchfahrt als klein, vielleicht idyllisch, aber nichtssagend einordnen würde. Hinter der harmlosen Fassade schlummert jedoch der ein oder andere Abgrund.
Besonders der tumbe Jason Dixon (Sam Rockwell) steht für das Versagen der Staatsmacht, ein unkontrolliert marodierender rassistischer Polizist mit Alkoholproblem, der bei seiner ebenso rassistischen Mutter lebt. Auch für ihn hat Mildred nur Verachtung übrig, dabei wird ihr Kreuzzug für Gerechtigkeit im Laufe des Films selbst immer fragwürdiger. Ihre Radikalität ist zwar für die Mutter eines Verbrechensopfers verständlich, mit rechtsstaatlichen Prinzipien aber nicht immer kompatibel. Um diesen Kern von Protagonisten kreisen noch weitere schräge Figuren, so Mildreds Ex-Ehemann Charlie, der inzwischen mit einem 19-jährigen Dummchen herumzieht und ein kleinwüchsiger Verehrer Mildreds (Peter Dinklage), der ihr bei einer ihrer völlig aus dem Ruder gelaufenen Aktionen beisteht.
Die Akteure handeln brutal, sind aber auch gleichzeitig verletzlich, und erst die tröstenden und weisen Worte eines Toten, die dieser in mehreren Abschiedsbriefen an seine Schäfchen richtet, gibt manchem von ihnen eine neue Perspektive und den entscheidenden Denkanstoß, dass die ganze Wut, die sich durch alle ihre Handlungen zieht, nur noch größere Wut erzeugt. Die fragwürdige Läuterung des Rassisten Dixon wird so nachvollziehbar, und wenn er sich am Ende mit seiner größten Widersacherin zusammentut, um einen Fremden zu bestrafen, der zwar leider nicht als Mörder von Mildreds Tochter in Frage kommt, aber offensichtlich ein anderes Verbrechen auf dem Kerbholz hat, haben die beiden immer noch nicht die ganze Lektion gelernt, aber es besteht Hoffnung, es ist noch nicht alles verloren in Ebbing, Missouri.
Regie: Martin McDonagh
Drehbuch: Martin McDonagh
Kamera: Ben Davis
Musik: Carter Burwell
Darsteller: Frances Mc Dormand, Woody Harrelson; Sam
Rockwell, Caleb Landry Jones, Peter Dinklage, Sandy Martin, Lucas Hedges, John
Hawkes, Darrell Britt-Gibson
20th Century Fox; Fox Searchlight Pictures
USA, 115 min.
FSK 12
Im Kino
seit 25. Januar 2018
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