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Dienstag, 27. September 2022

Im Kino: Im Westen nichts Neues

Im dritten Kriegsjahr 1917 fälscht der Schüler Paul Bäumer (Felix Kammerer) die Unterschrift seines Vaters auf dem Einschreibeformular der Armee, um, aufgepuscht von den flammenden Reden seiner Lehrer, zusammen mit seinen Klassenkameraden in die Armee eintreten zu können. Statt Heldentum und Marsch auf Paris erwarten ihn dreckige Schützengräben und ein brutaler, aussichtsloser Stellungskrieg, den er wahrscheinlich nicht überleben wird, während andernorts eine scheinbare Ewigkeit um einen Waffenstillstand gerungen wird, um das sinnlose Sterben auf beiden Seiten der Westfront zu beenden.

Der von eigenen Kriegserlebnissen geprägte Roman von Erich Maria Remarque ist auch beinahe hundert Jahre nach seinem Erscheinen noch immer aufrüttelnd in der fast nüchternen Beschreibung der Grausamkeiten des Krieges. Der Film lehnt sich in weiten Teilen daran an, erlaubt sich jedoch einige Veränderungen, lässt dabei Dinge weg und fügt einiges hinzu, kann aber der Handlung dadurch keine neuen Impulse hinzfügen, sondern beraubt sie an einigen Stellen vor allem der über das Frontgeschehen hinausreichenden Dimension und nimmt am Ende sogar dem Titel von Buch und Film seinen Sinn.

Visuell und soundtechnisch bietet der Film jedoch alles, um den Schrecken und die Grausamkeiten hautnah erlebbar zu machen, insofern ist er auf jeden Fall für die große Leinwand konzipiert und nicht für einen Fernsehbildschirm. Kein Heldentum dem man nacheifern sollte wird hier präsentiert, sondern das kriegsbedingte Abschlachten in seiner ganzen Brutalität und Erbarmungslosigkeit, dass man sich wieder einmal fragt, wieso sich Menschen nach wie vor und immer wieder missbrauchen lassen, um für die kranken Ideen einzelner Herrscher ins Gras zu beißen oder sich zum Krüppel schießen zu lassen. Denn auch dies führt der Film, wenn auch ein wenig plakativ, vor, wie sich die Politiker am grünen Tisch so gar nicht einigen können und die Herren Offiziere weiter mit den Säbeln rasseln, weil dies nun mal das Geschäft der Herren Offiziere ist, während auf dem Feld das große Sterben weitergeht.

Ein wuchtiges Kinowerk, für das man starke Nerven braucht, und das leider von trauriger Aktualität ist, weil auch im 21. Jahrhundert nach wie vor unbeirrt versucht wird, Konflikte zu lösen, wie in der Steinzeit


Regie: Edward Berger

Drehbuch: EdwardBerger, Lesley Paterson, Ian Stokell, b/a Roman von Erich Maria Remarque

Kamera: James Friend

Schnitt: Sven Budelmann

Musik: Volker Bertelmann

 

Besetzung:

Felix Kammerer, Aaron Hilmer, Albrecht Schuch, Daniel Brühl, Devid Striesow, Edin Hasanovic, Michael Wittenborn

 

Netflix

2022

148 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 29. September 2022

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=tPdM-pmqEDg

 

 

 

 

 

 

 

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