Lars Bogenius (Jonas Nay) ist Starreporter beim renomierten Magazin "Die Chronik" und liefert regelmäßig bewegende und brilliant geschriebene Artikel über aktuelle und brisante Themen aus aller Welt. Während der Arbeit an einer gemeinsamen Reportage fallen dem Kollegen Juan Romero (Elyas M'Barek) allerdings Unstimmigkeiten in Bogenius' Recherchen auf und als er beginnt, diesen nachzugehen, kommt ihm ein ungeheuerlicher Verdacht, mit dem er allerdings bei seinen Vorgesetzten, die sich in den Erfolgen ihres mit Preisen überhäuften Starschreibers sonnen, auf wenig Gegenliebe stößt, vielmehr kostet ihn seine Hartnäckigkeit, hinter Bogenius' dunkle Geheimnisse zu kommen beinahe den Job.
Sehr eng angelehnt an den Skandal um den SPIEGEL-Reporter Claas Relotius und dessen Nemesis Juan Moreno arbeitet "Bully" Herbig ein Stück Zeitgeschichte satirisch und mit nettem Augenzwinkern auf, eine Krise der Printmedien, die vielleicht in ihrer ganzen Dimension nur diejeinigen mitbekommen haben, die noch Zeitungen und Magazine nutzen. Es gelingt Herbig, bei aller humorigen Lockerheit durchaus der Ernst der Lage abzubilden, den ein Journalismus bedeutet, dem man nicht mehr trauen kann, indem er klar herausstellt, dass am Ende wiederum sorgfältige Recherche, die eben guten Journalismus ausmacht, zum Erfolg und damit zur Aufdeckung eines Schwindels geführt haben.
Elyas M'Barek fällt dabei die Rolle des hartnäckigen Wühlers und Arbeiters zu, scheinbar chaotisch, aber absolut integer im Verständnis seines Jobs, während sich seine Chefredakteure fast schon als Karikaturen ihrer selbst (herrlich überzogen und schmierig: Michael Maertens und Jörg Hartmann) gerieren. Der von Jonas Nay sehr zurückhaltend gespielte Bösewicht in dieser Geschichte hält uns allen einen Spiegel vor (no pun intended...), wir sehen am liebsten nur das, was wir sehen wollen, um am allerliebsten schauen wir natürlich auf uns selbst darin.
Eine gelungene Mediensatire, die ihre Geschichte ernst nimmt, den Ernst dahinter durch vordergründige Späße, aber auch satirische Schärfe unterhaltsam auflockert, und dank seines hervorragend aufgelegten Schauspielensembles beste Unterhaltung bietet.
Regie: Michael "Bully" Herbig
Drehbuch: Hermann Florin, b/a dem Buch "Tausend Zeilen Lüge" von Juan Moreno
Kamera: Torsten Breuer
Schnitt: Alexander Dittner
Musik: Ralf Wengenmayr
Besetzung:
Elyas M'Barek, Jonas Nay, Marie Burchard, Michael Maertens, Jörg Hartmann, Sara Fazilat, Jeff Burrell, Daniel M. Jacobs, Kurt Krömer
Warner Bros. Pictures Germany
2022
93 min.
FSK 12
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=XCiXmtEeluo
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