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Mittwoch, 16. August 2023

Im Kino: Die letzte Fahrt der Demeter (The Last Voyage of the Demeter)

Ein Segler ist auf dem Weg von Rumänien zu Englands Küsten, die Fracht besteht aus 50 Kisten mit Sand. Aber es scheint noch etwas anderes mit an Bord zu sein, das für Horror unter der Besatzung und auch zu deren radikaler Dezimierung führt…

Wer den im Jahr 1897 veröffentlichen Klassiker „Dracula“ von Bram Stoker gelesen hat, welcher fast durchgehend aus Tagebucheinträgen der einzelnen Protagonisten besteht, wird sich vielleicht an das Kapitel erinnern, das sich mit dem Logbuch des Kapitäns eines Schiffes namens „Demeter“ beschäftig und die Überfahrt des schrecklichen Grafen aus Transsilvanien nach England beschreibt. Dieser Film widmet sich ganz dem Grauen, das sich auf dieser Reise ereignet, dabei weicht er allerdings an einigen Stellen von der Vorlage ab. Dass es drei weitere Passagiere an Bord gibt, den Arzt Clemens (Corey Hawkins), das transsilvanische Mädchen Anna (Aisling Franciosi) und den kleinen Enkel des Kapitäns (Woody Norman), ist aus dramaturgischen Gründen legitim, erweitert es doch die Spielmasse des ansonsten sehr spärlichen Ensembles in einem größtenteils abgeschlossenen Handlungsschauplatz - "Alien" lässt grüßen...

Was dann allerdings gerade diese neuen Figuren unternehmen, um dem schrecklichen blinden Passagier den Garaus zu machen, ist weniger gelungen, da wendet sich die Dramaturgie doch ein ums andere Male gegen die Logik, wenn Aktionen immer nur bei Nacht erfolgen, obwohl die Gefahr dann am größten ist, während man sich tagsüber gegen den dann ruhenden Grafen wesentlich besser zur Wehr setzten könnte, was auch die Beteiligten nach einiger Zeit hätten erkennen können. Und warum hat man den Kapitän nicht tot ans Ruder gefesselt mit seinem Schiff stranden lassen, wie es sich für die Bruchlandung eines Geisterschiffs einfach gehört? Der Schluss des Films entfernt sich dann so weit von der Erzählung der Vorlage, dass es dieser eine ganz neue Richtung als die nun einmal vorgegebene gibt.

Punkten kann der Film mit der Darstellung der Hauptfigur. Der Vampir wird zu einer schaurigen Kreatur der Nacht, wie einst Nosferatu, verkörpert durch den unvergessenen Max Schreck, und je mehr Blut er sich einverleibt, desto mächtiger wird seine Erscheinung, ein gelungenes Bild eines Unholds, roh und wild, dessen wahre Natur nur schwer zu fassen ist.

Trotz der eigentlich guten Ausgangslage, immerhin auf einer unvergänglichen Vorlage basierend, keine ganz stimmige Variation des alten Themas, am Ende ein mit vielen durchaus schaurigen Effekten ausgestatteter durchschnittlicher Horrorstreifen, nicht mehr, nicht weniger.

 

 

Regie: André Øvredal

Drehbuch: Bragi F. Schut, Zak Olkevicz, b/a dem Kapitel „The Capatain’s Log“ in dem Roman „Dracula“ von Bram Stoker

Kamera: Roman Osin, Tom Stern

Schnitt: Julian Clarke, Patrick Larsgaard, Christian Wagner

Musik: Bear McCreary

 

Besetzung:

Corey Hawkins, Liam Cunningham, David Dastmalchian, Aisling Franciosi, Woody Norman, Chris Walley, Jon Jon Briones, Stefan Capicic, Martin Furulund, Javier Botet, Nikolai Nikolaeff

 

Universal Pictures/ Dreamworks

2023

118 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 17. August 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=8j2vfG9KusM (Deutsch)

https://www.imdb.com/video/vi638305305/ (Englisch)

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