Bernard Jordan (Michael Caine) verlässt heimlich das Seniorenheim, in dem er mit seiner Frau Irene (Glenda Jackson) lebt, um in Frankreich an den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie teilzunehmen. Als er zurückkehrt ist er ein Held…
Ein berührender Film nach einer wahren Geschichte, der ohne (Militär)Kitsch vom letzten Abenteuer eines alten Mannes erzählt, welcher trotz seiner Gebrechlichkeit das Wagnis eingeht, auf eigene Faust noch einmal den Ärmelkanal zu überqueren, nachdem er es verpasst hat, sich rechtzeitig für die organisierte Veteranenfahrt anzumelden. Michael Caine gibt dieser Figur in seiner (wahrscheinlich) letzten Rolle eine angemessene Würde, und es erfüllt mit Wehmut, dass die großartige Glenda Jackson kurz nach den Dreharbeiten verstarb.
Es ist schwer, für Außenstehende sich vorzustellen, was den damals jungen Soldaten bei ihrer Landung in Frankreich widerfahren ist, aber dass es schrecklich war, steht außer Frage. Der Film schafft es, die Motivation, sich noch einmal an den Ort des Grauens zu begeben, nachvollziehbar zu machen, einmal noch dorthin, wo allen die Jugend und so vielen auch das Leben geraubt wurde, um endgültig mit dem abschließen zu können, was all die Jahre als dunkler Schatten der Erinnerung das weitere Leben begleitet hat. Besonders berührend ist die Begegnung mit den einstigen Feinden, einer deutschen Veteranen-Gruppe, die nun auch nichts mehr sind als alte Männer, welche für die verbrecherischen Ziele anderer missbraucht wurden, dies scheint nun im Alter erkennbar zu werden, spät, aber vielleicht noch nicht zu spät.
Dass es daneben noch die Geschichte des 90-Jährigen ist, der das Altersheim verlässt (nein, er steigt nicht aus dem Fenster…) und der es aufgrund der Suche nach ihm schließlich auf alle Titelseiten der Zeitungen bringt, nachdem ihn ein Fotograf in Frankreich abgelichtet hat, ist eine nette Nebenhandlung, die dafür sorgt, dass neben dem Drama auch die heitere Note nicht zu kurz kommt, dabei steht beides so ausgewogen nebeneinander, wie es sich für eine gute Tragikomödie gehört, für ein wenig Irritation sorgt hier nur der deutsche Titel, der im Gegensatz zum Originaltitel ein wenig verloren im Raum steht.
Ein leiser, unspektakulärer aber durchaus zu Herzen gehender Film, gegen das Vergessen, aber vor allem gegen das sinnlose Sterben in Kriegen, und ein wehmütiger Abschied von zwei Ikonen der Kinogeschichte: Danke Glenda Jackson und Michael Caine, dieser Film ist ein würdiger Abgang für beide! Aber wer weiß, vielleicht lässt sich Mr. Caine doch noch einmal zu einem „letzten“ Film überreden…
Regie: Oliver Parker
Drehbuch: William Ivory
Kamera: Christopher Ross
Schnitt: Paul Tothill
Musik: Craig Arstrong
Besetzung:
Michael Caine, Glenda Jackson, John Standing, Wolf Kahler, Laura Marcus, Will Fletcher, Victor Oshin
Leonine Studios
2023
96 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 23. November 2023
Trailer:
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=M36xso-3CsE (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=JEvYEPNxHzo (Englisch)
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