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Dienstag, 3. Dezember 2024

Im Kino: A Different Man

Edward (Sebastian Stan) leidet an Neurofibromatose und dadurch verursachten entstellenden Wucherungen im Gesicht, was ihn zu einem einsamen und zurückhaltenden Mann hat werden lassen. Einzig seine neue Nachbarin Ingrid (Renate Reinsve) scheint ihn so zu akzeptieren, wie er ist, aber bevor sich zwischen den beiden mehr als Freundschaft entwickeln kann, bekommt Edward die Chance auf Heilung und das Wunder geschieht: sein Gesicht ist plötzlich makellos und schön. Edward beschließt, sein altes Ich hinter sich zu lassen und beginnt unter dem Namen Guy ein neues, erfolgreiches Leben. Da trifft er eines Tages auf Oswald (Adam Pearson), einen ebenfalls von Neurofibromatose Betroffenen, der Edwards/Guys neues Leben komplett in Frage zu stellen scheint…

Wer nicht einer bestimmten Norm entspricht, vor allem nicht dem gerade vorherrschenden Schönheitsideal, hat es, das glaubt man wohl so feststellen zu können, schwerer im Leben. Wer darüber hinaus mit besonders auffälligen Deformationen leben muss, bekommt oft die Ablehnung seiner Mitmenschen zu spüren, was wäre also erstrebenswerter, als dieses Anderssein abzulegen und so auszusehen wie alle anderen?

Dem Protagonisten dieses Films bietet sich genau diese Möglichkeit, er darf sich buchstäblich häuten und hervor kommt ein neuer Mensch mit ebenmäßigem Gesicht, aus der hässlichen Raupe wird ein schöner Schmetterling. Ob aus ihm deswegen auch ein anderer Mensch wird, das ist die spannende Frage, die bereits der Titel insinuiert. Der Film lässt Edward auch zunächst in diese Richtung gehen, er wird ein erfolgreicher und beliebter Immobilienmakler, er bekommt eine Rolle in einem Theaterstück, denn seine eigentliche Leidenschaft ist es, Schauspieler zu sein – aber ist er das nicht bereits?

Die banale Weisheit, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, sondern auf die inneren Werte – geschenkt. Dennoch spielt der Film geschickt, manchmal auch ein bisschen zu offensichtlich, mit diesem Thema und mit der Frage, wieviel von dem, was wir nach außen zeigen, wir selbst sind, und wieviel davon eine Maske ist, die wir aufsetzen, um anderen zu gefallen? In Edwards Fall ist paradoxerweise sein neues Gesicht die eigentliche Maske, dahinter verbirgt sich derselbe unsichere Mann, der er immer war, was sich erst durch die Spiegelung mit dem ebenfalls an Neurofibromatose erkrankten Oswald zeigt, einem Mann, der trotz seines Aussehens nichts unmöglich zu sein scheint, weil er über ein unerschütterliches Selbstbewusstsein verfügt.

Insgesamt bietet der Film einiges zum Nachdenken, aber auch durchaus komische bis groteske Szenen, manchmal verliert er sich allerdings ein wenig in Details, die am Ende zu nichts führen. Aufgewartet wird mit einer 35mm-Optik, die in die 1970ger Jahre weist, was interessant aussieht, aber dann gibt es Handys und Facebook, auch hier scheint sich der antagonistische Ansatz zu manifestieren, der sich durch den gesamten Film zieht, spaßig, diese Spiegelungen zu entdecken, am Ende aber auch ein bisschen zu viel des Guten.

Hervorragend dagegen sind die Schauspieler, die es schaffen, obwohl am Ende keine der Figuren sich als wirklicher Sympathieträger erweist, das Interesse an ihrem Schicksal jederzeit hochzuhalten, eine Tour de Force in einer Komödie mit bitterem Beigeschmack und ohne wirkliches Happy End.

 


 Regie: Aaron Schimberg

Drehbuch: Aaron Schimberg

Kamera: Wyatt Garfield

Schnitt: Taylor Levy

Musik: Umberto Smerilli

 

Besetzung:

Sebastian Stan, Renate Reinsve, Adam Pearson

 

Universal Pictures Germany/ A24

2024

112 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 05. Dezember 2024

 

Trailer:

https://www.youtube.com/watch?v=CjbRoZ7eruU (Englisch mit Untertiteln)

 

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