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Mittwoch, 19. März 2025

Im Kino: Das Licht

Die Familie Engels aus Berlin lebt mehr oder weniger aneinander vorbei. Vater Tim (Lars Eidinger) und Mutter Milena (Nicolette Krebitz) sind freiberuflich tätig, er verkauft Werbebotschaften, sie versucht in Afrika ein Theater-Projekt auf die Beine zu stellen, die Zwillinge Frieda (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause) machen, was Jugendliche so machen, und der kleine Dio (Elyas Edridge), das Ergebnis eines Seitensprungs von Milena, wird zwischen der Familie und seinem kenianischen Vater, hin- und hergeschoben. Da tritt die aus Syrien geflohene Farrah (Tala Al-Deen) in ihr Leben, die nicht nur als Haushälterin Ordnung ins Chaos bringt, sondern gleichzeitig ihr eigenes Trauma aufarbeitet…

Bekanntermaßen gleichen alle glücklichen Familien einander, während jede unglückliche Familie auf ihre eigene Weise unglücklich ist. Wäre Familie Engels so glücklich, wie sie auf den ersten Blick scheint und wie sie es in ihrer eigenen Wahrnehmung wahrscheinlich von sich selbst annimmt, hätte Tom Tykwer keinen Stoff für seinen Film. Ein kurzer Blick hinter die Fassade reicht jedoch schon, um zu erkennen, dass jedes einzelne Familienmitglied schon längst verlernt hat, sein Glück im Verbund mit den anderen zu suchen, stattdessen schwärmen alle aus, um jeder auf seine Weise die Welt da draußen zu verbessern, und alle müssen erst daran scheitern, um wieder zueinander zu finden.

Es hätte damit ein konventionelles Rührstück über den Umgang mit Konflikten und einem Happy End nach bekannten Mustern werden können, aber dem entzieht sich Tom Tykwer konsequent. Seine eigenwillige Erzählweise, unterlegt mit überraschenden Musik- und Comicelementen und dem Einsatz eines geheimnisvollen Lichts, mag nicht jedem zusagen, aber damit hebt er sich wohltuend von den üblichen Befindlichkeitsdramen gerade des deutschen Kinos ab. Viele Details ziehen sich durch den gesamten Film, kleine Mosaiksteinchen, die scheinbar ungeordnet herumliegen, fügen sich auf fast magische Weise zu einem Gesamtbild zusammen, das am Ende ganz anders aussieht, als es zunächst den Anschein hat.

Wer Lust am Unkonventionellen hat und bei der Länge des Werks auch die nötige Zeit und Geduld aufbringt (seufz), wird mit einem durchaus sehenswerten Filmerlebnis belohnt, das eigenwillig und teilweise sperrig daherkommt, aber glatt und gefällig ist auf Dauer auch langweilig!

 


 Regie: Tom Tykwer

Drehbuch: Tom Tykwer

Kamera: Christian Almesberger

Schnitt: Alexander Berner

Musik: Johnny Klimek, Tom Tykwer

 

Besetzung:

Lars Eidinger, Nicolette Krebitz, Tala Al-Deen, Julius Gause, Elke Biesendorfer, Tala Al-Deen.

 

X Filme Creative Pool

2025

162 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 20. März 2025

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=g3ruwO46siA

 

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