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Donnerstag, 20. März 2025

Im Kino: Schneewittchen (Snow White)

Das schöne Schneewittchen ist seiner eitlen und bösen Stiefmutter, die sich zur Königin aufgeschwungen hat, ein Dorn im Auge, und als ein Zauberspiegel permanent verkündet, dass nicht sie die Schönste im Lande ist, sondern eben jenes Mädchen, versucht die Königin erzürnt, Schneewittchen töten zu lassen. Sie legt sogar mit Hilfe eines vergifteten Apfels selber Hand an, als diese sich im Exil bei den sieben Zwergen befindet, aber zum Glück geht ihr Plan am Ende gründlich schief…

Wer kennt es nicht, das Märchen der Gebrüder Grimm, das bereits erfolgreich in Disneymanier zu einem entzückenden Zeichentrickfilm (wie man es früher noch nannte) verarbeitet wurde. Allerdings nimmt man nach derselben Manier Vorlagen nicht allzu ernst, sondern mischt, wie in einem Zaubertrank, einfach alles mit hinein, was man sonst noch so findet. Hier ist es vor allem das Ende, das einfach nicht stimmt, denn Schneewittchen wird nicht von einem schnieken Prinzen wachgeküsst, (und schon gar nicht vom Chef einer Räuberbande!), denn dies war Dornröschen vorbehalten, sondern ihr gläserner Sarg, (den es hier gar nicht gibt), wird fallen gelassen, so dass das vergiftete Apfelstück wie nach dem Heimlich-Handgriff herausgeschleudert wird!

Außerdem stellt sich die Frage, warum es sein muss, dass man nach und nach einstige Erfolge entweder mit neuer und zugegebenermaßen beeindruckender Tricktechnik – „Der König der Löwen“ – oder als Live-Action-Film mit echten Schauspielern und animierten Figuren – unter anderem „Dumbo“ „Arielle“ und nun „Schneewittchen“ – neu auflegt, denn trotz der Technik auf der Höhe der Zeit kommen am Ende mehr oder weniger seelenlose Klone dabei heraus, die voller Wehmut an die immer ein wenig zuckrigen, aber dennoch überaus charmanten alten Trickfilme zurückdenken lassen.

Auch im aktuellen Werk gibt es nicht viel, was die Neuauflage rechtfertigen würde. Das Schneewittchen sieht zwar genau so aus, wie seine gezeichnete Vorlage, aber die böse Stiefmutter reiht sich ein in eine Vielzahl böser Figuren, die man bereits zur Genüge kennt, trotzdem der oder die Böse oft die interessanteren Figuren sind, bleibt sie hier leider nichtssagend und blass. Und das sind bereits die positiven Aspekte.

Über die Zwerge deckt man besser den Mantel des Schweigens (da gibt es doch bestimmt ein entsprechendes magisches Kleidungsstück), die Räuberbande wurde offensichtlich aus dem Sherwood Forrest entliehen, denn im Original-Märchen gibt es sie nicht, und selbst die niedlichen Tiere des Waldes wirken so überzuckert süß und falsch, als seien sie geradewegs dem Friedhof der Kuscheltiere entkommen.

Leider können auch die gesungenen Passagen nicht überzeugen, der Sound und Stil von Benji Pasek und Justin Paul, die für das hierzulande nicht so bekannt gewordene Erfolgsmusical „Dear Evan Hansen“, aber vor allem für die eingängigen und schmissigen Songs für „The Greatest Showman“ verantwortlich zeichneten, bleibt hier nichtssagend und fad, kein einziges der Lieder dürfte nach dem Film als Ohrwurm im Gedächtnis bleiben.

Alles in allem eine eher überflüssige Neuauflage eines erfolgreichen alten Werks, das mit eigenmächtigen neuen Handlungselementen auch und gerade die Puristen unter den Märchenliebhabern nicht überzeugen dürfte.

 


 Regie: Marc Webb

Drehbuch: Erin Cressida Wilson, b/a dem Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm

Kamera: Mandy Walker

Schnitt: Mark Sanger

Musik: Jeff Morrow, Benj Pasek, Justin Paul

 

Besetzung:

Rachel Zegler, Gal Gadot, Emilia Faucher, Andrew Burnap, Ansu Kabia

 

Walt Disney Germay

109 min.

FSK 0

Deutscher Kinostart: 20. März 2025

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=VnDE2KOZXBY (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=iV46TJKL8cU (Englisch)

 

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