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Freitag, 29. Dezember 2017

Film-Rezensionen: The Greatest Showman


P.T. Barnum, ein amerikanischer Unterhaltungspionier, der von 1810 bis 1891 lebte, hatte einen Traum: er wollte der größte Unterhalter werden, und bei Träumen darf man nicht klein denken, in diesem Zusammenhang ist „der größte der Welt“ stets angemessen, eine Vorstufe von „der größte des Universums“. Ob dies gelingt und ob sich dieser Ruhm noch über den Tod hinaus erhalten lässt, ist von der Resonanz abhängig, die man zu Lebzeiten erfährt. Für Barnum, der aus einfachsten Verhältnissen stammt, stehen zwei Dinge im Vordergrund: seinen Zuschauern die beste Show zu bieten, ihnen immer etwas zu zeigen, was sie noch nie gesehen hatten, und dabei Geld zu verdienen, um sich und seiner Familie ein schönes Leben zu bereiten.



Bekanntermaßen jedoch blicken die meisten Kritiker auf die Kunstform der reinen Unterhaltung naserümpfend und überheblich herab, und so kämpft auch Barnum Zeit seines Lebens um die Anerkennung der bourgeoisen Gesellschaft, in die er, der Emporkömmling, so gerne aufsteigen möchte. Um dieses Ziel zu erreichen, versucht er sich als Manager der in Europa erfolgreichen Opernsängerin Jenny Lind, die er auf einer Tour durch Amerika auch dort bekannt macht. Nach zunächst erfolgreichen Aufführungen beschert ihm dieser Ausflug in die „gehobene“ Kunst den finanziellen Bankrott und so kehrt er am Ende dorthin zurück, wo er am besten ist, in das letztlich von ihm erfundene Showbusiness.


Auf der Suche nach einer spektakulären Show schreckt er dabei nicht davor zurück, missgestaltete Menschen zu rekrutieren, die von ihren eigenen Familien versteckt und von allen anderen angestarrt oder verlacht werden, bei ihm in seiner Show verdienen sie zumindest Geld. Der fragwürdige Ansatz wird dadurch zum Gewinn, dass in diesem Umfeld jeder so sein darf, wie er ist und jeder als Teil der Gemeinschaft zu deren Erfolg beiträgt. Damit ist die Botschaft des Films klar: jeder ist wertvoll und kann seinen Platz im Leben finden, wenn man ihm die Chance dazu gibt, den Unterschied im Leben machen letztlich immer die Menschen, die nicht so sind wie alle anderen. Hierauf ein Unternehmen aufzubauen ist sicher als ein Verdienst des P.T. Barnum anzusehen, wenngleich er im Zusammenhang mit seiner Geschäftstüchtigkeit sicherlich auch weniger positive Eigenschaften aufwies. Ob der Film der Figur in seinen ganzen Facetten gerecht wird, ist allerdings unerheblich, denn der Dokumentarfilm ist bekanntermaßen ein anderes Genre.




Der Film „The Greatest Showman“ widmet sich in erster Linie dem Showman Barnum in der einzig möglichen Form, nämlich als Musical und schwelgt von der ersten bis zur letzten Minute in schönen Bildern und mitreißender Musik. Der Soundtrack hat durchweg Ohrwurmcharakter und die Gesangs- und Tanzszenen sind meisterlich choreographiert. Die Seele des Films aber ist Hugh Jackman, der einen Barnum voll unbändigem Elan verkörpert, unwiderstehlich und leidenschaftlich, wenn es darum geht, den Zuschauern eine große Show zu bieten. Dass dieser selbe Jackman noch vor ein paar Monaten den gealterten, lebensüberdrüssigen Logan im gleichnamigen Film in bewegender Weise zu Grabe getragen hat, spricht einmal mehr für dessen Wandelbarkeit und Vielseitigkeit, denn als Barnum sprüht er voller Lebensenergie und lässt die Freude an Show und Gesang auf den Zuschauer überspringen. Aber auch die anderen Darsteller wie Zac Efron, Michelle Williams, Zendaya und die gesamte Truppe überzeugen, man muss schon eine ziemlich miesepetrige Kritikerseele sein, um von dem bunten, lebensfrohen Elan nicht mitgerissen zu werden.

Regie: Michael Gracey

Drehbuch: Jenny Bicks, Bill Condon b/a story von Jenny Bicks

Musik: Benj Pasek & Justin Paul,  John Debney, Joseph Trapanese

Kamera: Seamus McGarvey

Darsteller: Hugh Jackman, Zac Efron, Michelle Williams, Zendaya, Rebecca Ferguson, Keala Settle, Sam Humphrey


20th Century Fox 2017

105 min.

Kinostart: 04. Januar 2018














Dienstag, 19. Dezember 2017

Film-Rezensionen: Dieses bescheuerte Herz

Lars „Lenny“ Reinhard (Elyas M’Barek) ist fast 30 und genießt sein Leben in vollen Zügen. Sein Vater (Uwe Preuss), ein erfolgreicher Herzspezialist, finanziert seinem Sohn ein Luxusleben zwischen Clubs und Nobelkarossen, bis dieser eines Tages den Bogen überspannt und der Vater den Geldhahn zudreht. Statt dem süßen Nichtstun zu frönen soll Lenny sich um einen Patienten des Vaters kümmern, den herzkranken fünfzehnjährigen David (Philip Schwarz), dessen Leben bisher nicht so schön verlaufen ist. Er lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter (Nadine Wrietz) in bescheidenen Verhältnissen, hat die Hälfte seines Lebens in Krankenhäusern verbracht und es ist nicht sicher, ob er seinen 16. Geburtstag erleben wird.

Lenny macht sich erwartungsgemäß widerwillig an seine Aufgabe, im Vordergrund steht dabei das Abarbeiten einer Liste mit Wünschen, die der Junge aufstellen darf und – wie ebenfalls zu erwarten – es entwickelt sich zwischen den beiden nach und nach eine Beziehung. Lenny wächst erkennbar mit seiner Aufgabe, David hat endlich eine männliche Bezugsperson, mit der er Zeit verbringen und Dinge erleben darf, und so werden beide zu ziemlich besten Freunden... Wie in dem gleichnamigen französischen Film beruht die Geschichte auf einer wahren Begebenheit, der Autor Lars Amend – nach eigenen Angaben Mentor, Life Coach und Storyteller – hat sie erlebt und aufgeschrieben.

Leider fehlt dem Film „Dieses bescheuerte Herz“ über weite Strecken der nötige Charme, um voll und ganz zu überzeugen. Indem Lenny – wiederum mit dem Geld des Vaters – Davids Wünsche erfüllt, angefangen von ein paar coolen Klamotten über einen Besuch in einem Tonstudio bis hin zu einer Nacht in einem Luxushotel mit Limousinenfahrt entsteht das etwas schale Gefühl, dass man jeden Menschen glücklich machen kann, vorausgesetzt man hat genügend finanzielle Mittel. Es wird nicht wirklich klar, was die beiden letztlich aneinander bindet, ist es tatsächlich Freundschaft oder hat sich Lenny doch nur das (lädierte) Herz des Jungen erkauft… Lennys Läuterung bleibt fraglich, am Ende des Films steht für ihn immer noch, dass man mit Papas Geld ein schönes Leben bereiten kann, aber zumindest hat er gelernt, dass man dieses mit anderen teilen kann.

Als Weihnachtsfilm bietet sich diese Tragikkomödie dennoch an, denn am Ende bleibt ein positives Gefühl, das Leben ist lebenswert und es lohnt sich, dafür zu kämpfen. Die Darsteller, allen voran Elyas M’barek und der junge Philip Schwarz, überzeugen und sorgen durchaus für unterhaltsame Momente und es ist auf jeden Fall tröstlich, im Abspann zu erfahren, dass der reale Daniel, um dessen Geschichte es hier geht, mittlerweile Anfang 20 ist und es ihm den Umständen entsprechend gut geht.




Regie: Marc Rothemund

Drehbuch: Andi Rogenhagen, Maggie Peren, b/a Lars Amend und Daniel Meyer

Darsteller: Elyas M’Barek, Philip Schwarz, Nadine Wrietz, Uwe Preuss, Karin Thaler, Jürgen Tonkel, Lisa Bitter

Deutscher Kinostart: 21. Dezember 2017