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Mittwoch, 29. August 2018

Film-Rezensionen: I, Tonya (zum DVD- und Blu-ray-Start)


Der Film erzählt die Geschichte der Tonya Harding (Margot Robbie), einem Mädchen aus einfachsten Verhältnissen, das von der Mutter LaVona (Allyson Janney) in eine Eiskunstlaufkarriere geprügelt wird. Keine von beiden entspricht dem gängigen Image dieser Sportart, aber beide brennen vor Ehrgeiz, es in eine Welt zu schaffen, die nicht die ihre ist.
Tonya wird eine gute Läuferin, hat aber nicht die Ausstrahlung der kleinen Eisprinzessin, wie sie neben sportlichen Höchstleistungen von diesen Sportlerinnen erwartet wird, und man lässt sie immer wieder spüren, dass sie eigentlich nicht dazugehört. Erst als sie als erste Amerikanerin in einem Wettbewerb den Dreifach-Axel springt scheint sie plötzlich ganz oben angekommen zu sein. Aber bevor sie den Höhepunkt einer Sportlerkarriere erreicht, die Teilnahme bei Olympia, wirft sie einer der bizarrsten Skandale der Sportgeschichte wieder dorthin zurück, wo sie herkam: Vor der Qualifikation für die Olympischen Spiele 1994 wird ihrer Hauptkonkurrentin Nancy Kerrigan mit einer Eisenstange die Kniescheibe angeschlagen und es besteht der Verdacht, dass Tonya daran beteiligt war, zusammen mit ihrem Ex-Mann Jeff (Sebastain Stan) und dessen schrägem Freund Shawn (Paul Walter Hauser).

„I, Tonya" ist eine böse schwarze Komödie, in der die auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte des unglaublichen Attentats auf die Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wird. Die unterschiedlichen Darstellungen der einzelnen Beteiligten, teils in nachträglichen Interviews mit Ihnen, teils durch direkte Ansprache an den Zuschauer, machen den Witz der Geschichte aus. Die Figuren und das Unterschichtenmilieu, in dem sich die Hardings bewegen, sind drastisch gezeichnet, ein Haufen von Verlierern, die stümperhaft versuchen, sich ein Stück des Kuchens abzuschneiden, der nicht für sie bestimmt ist und daran grandios scheitern. Tonya und ihr Clan werden dennoch nicht der Lächerlichkeit preisgegeben, sie vermitteln dem Zuschauer tatsächlich ein Gefühl für die Tragik einer Geschichte, in der das Aschenputtel aufbegehrt, sich dann selbst ausmanövriert und am Ende nicht den Prinzen bekommt, sondern wieder in der Küche landet.

Der Film war für für 3 Oscars® und 3 Golden Globes® nominiert, Allison Janney erhielt beide Preise für ihre Darstellung der LaVona Harding als beste Nebendarstellerin.

Ab dem 24. August 2018 ist der Film auf DVD, Blu-ray und digital erhältlich. Enthalten ist ein Making-of, in dem die Darsteller und der Regisseur vorgestellt werden, sowie einige Einblicke in die Technik, die es ermöglichte, Margot Robbie zu einer perfekten Eiskunstläuferin zu machen.

Regie: Craig Gillespie
Darsteller: Margot Robbie, Allison Janney, Sebastian Stan, Paul Walter Hauser
USA 2017
FSK 12

Details der DVD:

Laufzeit: ca.115 min.
Bildformat: 2,40:1 (16:9 anamorph)
Sprache: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Ton: Dolby Digital 5.1
Bonus: Making-Of, Trailer
Trailershow: Tully, High-Rise, Small Town Killers, Magical Mystery, Moonlight

Details der Blu-ray:

Laufzeit: ca. 119 min.
Bildformat: 2,40:1 (1080p/24)
Sprache: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Ton: DTS-HD Master Audio 5.1
Bonus: Making-Of, Trailer

Mittwoch, 15. August 2018

Film-Rezensionen: Christopher Robin


Im Jahre 1966 veröffentlichte Disney mit „Winnie Puuh und der Honigbaum“ den ersten animierten Kurzfilm, der auf den beliebten Geschichten von Autor A. A. Milne basiert. Zahlreiche weitere animierte Kurz- und Langfilme folgten.

Mit „Christopher Robin“ erleben die niedlichen Stofftiere nun ihr erstes Live Action-Abenteuer, allerdings in einer Fortführung der Kindergeschichten, denn irgendwann im Leben kommt der Tag, an dem man die Kindheit hinter sich lassen und in die Welt der Erwachsenen eintreten muss. Auch Christopher Robin (Ewan McGregor) hat den Hundertmorgenwald, seinen Honig liebenden Freund Puuh und die anderen längst verlassen. Er ist erwachsen, lebt mit seiner Frau Evelyn (Hayley Atwell) und der kleinen Tochter Madeline (Bronte Carmichael) in London und geht einem öden Job nach, der immer mehr Zeit in seinem Leben einnimmt, auf Kosten seiner Familie rackert er sich sogar an den Wochenenden ab.
Als ihm alles über den Kopf zu wachsen scheint, taucht plötzlich der auch etwas in die Jahre gekommene Bär Puuh in London auf und ChristopherRobin wird von seinen Erinnerungen an die schöne Zeit als kleiner Junge eingeholt. Er versucht zwar, den Bären und alles, wofür dieser steht, wieder loszuwerden, aber am Ende sind es die alten Freunde Ferkel, I-Aah und Tigger, und vor allem Puuh mit seinen schlichten Weisheiten, die ihm den Weg zeigen, wie man auch als Erwachsener die einfache Freude am Leben zurückbekommt.














Der Film ist ein liebenswertes, herzerwärmendes, wenn auch nicht durchgehend fröhliches Werk. Gerade am Anfang erleben wir die Tristesse, die ein freudloses Erwachsenenleben in der Tretmühle eines ungeliebten Jobs bei einem ausbeuterischen Chef bedeutet. Kleine aber humorvolle Szenen zwischen Christopher Robin und seinem alten Bären sind der Schlüssel zu einer verloren geglaubten Welt, kein reiner Kinderfilm, ein Familienfilm und ein Film für alle, die sich nach Verlust der kindlichen Unbeschwertheit in ihrem Herzen einen Raum für Träume und Phantasie bewahrt haben. Wer tief in seinem Innern die Idee mit sich trägt, wie schön es einmal wieder wäre, mit seinem Lieblingsteddy unter dem Arm mit diesem in ein Gespräch vertieft durch die Straßen zu streifen, der wird sich in diesem Film wiederfinden. Die anderen sind wahrscheinlich zu eingespannt in ihrem Job oder zu actionhungrig, um sich im Kino einen beschaulichen, nostalgischen Film anzuschauen.



"Ein Tag ohne einen Freund ist wie ein Topf
ohne einen einzigen Tropfen Honig darin."
Winnie Puuh




Regie: Mark Forster
Drehbuch: Alex Ross Perry, Tom McCarthy, Allison Schroeder b/a story von Ross Perry, Greg Brooker, Mark Steven Johnson und den Charakteren von A. Al Milne und Ernest Shepard
Kamera: Matthias Koenigswieser
Musik: Jon Brion, Geoff Zanelli

Im Gedenken an Jóhann Jóhannsson und Mike Povey

Darsteller:
Ewan McGregor, Hayley Atwell, Bronte Carmichael, Mark Gatiss


              104 min.

        Deutscher Kinostart: 16. August 2018











Mittwoch, 8. August 2018

Film-Rezensionen: Deine Juliet ( The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society)


Während des zweiten Weltkrieges leidet die kleine Kanalinsel Guernsey unter der deutschen Besatzung, die unter anderem zur Ernährung der Truppen auf dem Festland sämtliche Viehbestände beschlagnahmt hat. Ein „illegaler" Schweinebraten bei Amelia Maugery (Penelope Wilton) bringt eine Gruppe von Inselbewohnern – Elizabeth (Jessica Brown Findlay), Eben (Tom Courtenay), Isola (Katherine Parkinson) und Farmer Dawsey Adams (Michiel Huisman) – in Schwierigkeiten, als die ganze Gesellschaft nachts, während der Ausgangssperre, angetrunken und gutgelaunt nach Hause wankt. Von einer deutschen Patrouille gestellt, gibt man vor, als Mitglieder der „Guernseyer Gesellschaft für Literatur und Kartoffelschalenauflauf" auf dem Heimweg von einem Treffen zu sein. Den Buchclub haben sie spontan erfunden und sind am nächsten Tag gezwungen, den Verein offiziell anzumelden. Aus dieser Laune heraus entsteht tatsächlich ein interessierter Kreis, der sich von nun an regelmäßig trifft und leidenschaftlich über Literatur diskutiert.

Nach dem Krieg ist die Versorgungslage auf Guernsey immer noch schlecht und neue Bücher nicht zu bekommen. Als Dawsey in einem alten Buch des Autors Charles Lamb auf die Londoner Adresse einer Frau stößt, schreibt er ihr und fragt an, ob sie ihm ein neues Werk des Autors schicken könne. Die Adressatin ist eine junge Londoner Journalistin und Schriftstellerin namens Juliet Ashton (Lily James), die Dawseys Bitte gern nachkommt und ihm das gewünschte Buch schickt. Es entwickelt sich ein Briefwechsel zwischen beiden und eines Tages beschließt Juliet, nach Guernsey zu reisen, um Dawsey und die Mitglieder des Buchclubs kennen zu lernen. Dabei verliebt sie sich sowohl in die Insel, als auch in Farmer Dawsey, was zu Problemen führt, da sie bereits in London mit dem amerikanischen Soldaten Mark (Glen Powell) verlobt ist, außerdem gibt es ein Geheimnis innerhalb des Buchclubs, dem die Journalistin in ihr unbedingt auf den Grund gehen muss…

Erneut widmet sich ein britischer Film in Zeiten des Brexits einer Epoche, in der Umstände wie Krieg und Entbehrungen zwar keine schöne Zeit bedeuteten, aber den Zusammenhalt der Menschen untereinander förderten und sie im Kampf gegen die feindliche Außenwelt einander näher brachten. „Deine Juliet“ bietet neben diesen nostalgischen Elementen eine schöne Romanze, nicht ganz frei von Kitschelementen, aber dank der erfrischenden Darstellung der Juliet durch den neuen Star des britischen Kinos, Lily James, durchaus sehenswert. Die sich entwickelnde Liebesgeschichte des zurückhaltenden Farmers Dawsey, der das Herz der lebenslustigen und emanzipierten jungen Frau aus London erobert und sich gegen seinen Nebenbuhler aus Amerika durchsetzt, ist vorhersehbar, während die Auflösung des düsteren Geheimnisses aus Kriegstagen, das über allen Mitgliedern des Clubs schwebt, ein wenig lange hinausgezögert wird. Dennoch ist der Film, auch dank der liebevollen Darstellung seiner leicht verschrobenen übrigen Charaktere, allen voran der kleinen, idyllischen Kanalinsel Guernsey selbst, ein nettes Sommererlebnis für alle Zuschauer, bei denen es im Kino einmal nicht krachen muss.




Regie: Mike Newell
Drehbuch: Kevin Hood, Thomas Bezucha, Don Roos,
b/a Romanvorlage von Mary Ann Shaffer und Annie Barrows
Kamera: Zac Nicholson
Musik: Alexandra Harwood

Darsteller:
Juliet Ashton – Lily James
Dawsey Adams – Michiel Huisman
Sidney Stark – Matthew Goode
Elizabeth McKenna – Jessica Brown Findlay
Eben Ramsey – Tom Courtenay
Amelia Maugery – Penelope Wilton
Isola Pribby – Katherine Parkinson
Mark Reynolds – Glen Powell

studiocanal
124 min.
Kinostart: 09. August 2018