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Dienstag, 3. März 2020

Film-Rezensionen: Emma (Emma.)


England, Anfang des 19. Jahrhunderts: Emma Woodhouse (Anya Taylor-Joy) gehört zur High Society im ländlichen Highbury nahe London. Sie ist jung, hübsch und eingebildet, und es macht ihr Spaß andere miteinander zu verkuppeln, während ihr für sich selbst, wählerisch wie sie ist, kein Kandidat gut genug zu sein scheint. 

Ihre Wahl für Freundin Harriet (Mia Goth) macht diese zunächst nur unglücklich und hierfür muss sich Emma von George Knightley (Johnny Flynn), einem Freund der Familie, auch gehörig den Kopf waschen lassen. Aber es dauert ziemlich lange, bis Emma mehr in ihm sieht als einen krittelnden Spötter.

In dieser neuen Verfilmung des Jane-Austen-Romans darf Anya Taylor-Joy ihrer Emma etwas mehr Schärfe geben als zuletzt Gwyneth Paltrow in der 1996-ger Version, und dies hat dem Film nicht geschadet. Es bleibt zwar ein Gesellschafts- und Sittengemälde aus längst vergangenen Tagen, aber das Zeitlose des Beziehungenknüpfens wird in opulenten Bildern, die wahrhaftig an Gemälde alter Meister erinnern, auch für den heutigen Zuschauer sehenswert aufbereitet. Die Figuren bewegen sich im Rhythmus ihrer Zeit, wer sich darauf einlässt, erfährt eine wunderbare Entschleunigung. 

Den leicht ironischen Unterton Jane Austens, die ihre Figuren, dabei vor allem die Frauen, trotz allem ernst nimmt, schwingt ebenso mit, wie die Überzeichnung einiger männlicher Protagonisten, die nicht immer gut wegkommen, wie der schmierige Pfaffe Mr. Elton (Josh O’Connor), ein Ausbund an Bigotterie, oder Emmas Vater, der sanfte Mr. Woodhouse (hervorragend interpretiert von Bill Nighy), bei dem nicht immer klar wird, ob er alles durchschaut, was seine Tochter so treibt. 

Wer sich für zwei Stunden in vergangenen opulenten Bildern mit wunderschönen optischen Arrangements und geschnörkelten Dialogen verlieren und dabei den Geist Jane Austens spüren möchte, der ist bei diesem Film bestens aufgehoben. Wem dies nicht liegt, dem wird der Lauf der Jahreszeiten, über die sich die Handlung erstreckt, lang werden.
 


Regie: Autumn de Wilde
Drehbuch: Eleanor Catton, b/a Roman von Jane Austen
Kamera: Christopher Blauvelt
Schnitt: Nick Emerson
Musik: David Schweitzer, Isobel Waller-Bridge

Darsteller:
Anya Taylor-Joy, Johnny Flynn, Bill Nighy, Mia Goth, Myra McFadyen, Josh O’Connor, Callum Turner, Rupert Graves, Miranda Hart


Working Title Pictures/ Universal International Pictures (UPI)
125 min.
FSK 0
Deutscher Kinostart: 05. März 2020


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