Der britische Herzog Orlando Oxford (Ralph Fiennes) verliert im Jahr 1902 bei einem Attentat seine Frau Emily (Alexandra Maria Lara). Zwölf Jahre später, als die politischen Verhältnisse immer unsicherer werden und weil Orlando seinen einzigen Sohn Conrad (Harris Dickinson) vor allen Gefahren der Welt schützen möchte, wozu seiner Ansicht nach weder Regierung noch Geheimdienste in der Lage sind, gründet er mit Unterstützung zweier treuer Wegbegleiter ein weltumspannendes Spionagenetzwerk. Aber der Erste Weltkrieg lässt sich nicht verhindern, obwohl man einer geheimnisvollen Verschwörung auf der Spur ist, ebenso wenig lässt sich Conrad davon abhalten, für König und Vaterland in den Krieg zu ziehen…
Der erste Film dieser Reihe – „Kingsman: The Secret Service“ – hatte einen frischen Ansatz, er verband britischen Snobismus und Gentleman-Tugendenden mit handfester, teilweise durchaus brutaler Action. Dies wurde im nachfolgenden „Kingsman: The Golden Circle“ fortgesetzt, wobei sich die Akzente bereits in Richtung brutale Action zu verschieben begannen, aufgefangen wurde dies in beiden Fällen durch einen immer wieder durchscheinenden augenzwinkernden Humor. In diesem nun als Prequel angelegten Film, der die Anfänge der Geheimdienstgründung erzählt, ist der Humor fast völlig verschwunden, dafür bekommen wir eine recht eigenwillige Geschichtsstunde präsentiert, die leider zu einer überlangen Doppelstunde geraten ist.
Fakten und reale Personen finden sich ein zu einem bunten Reigen mit teilweise abstruser Fiktion sowie ebensolchen Figuren und lassen die Hintergründe des Großen Krieges in einem völlig neuen Licht erscheinen. Dies ist stellenweise durchaus unterhaltsam, wenn man bekannten Akteuren wie dem Attentäter von Sarajevo, Gavrilo Princip, der Spionin Mata Hari und allen voran dem irrlichternden Mönch Rasputin (mit grandiosem Auftritt: Rhys Ifans) bei der Arbeit zusieht. Auch die unseligen Verwandtschaftsverhältnisse der europäischen Herrscherhäuser werden anschaulich beleuchtet, indem der Schauspieler Tom Hollander sowohl den britischen König George V, den russischen Zaren Nikolaus II und den deutschen Kaiser Wilhelm II, allesamt Cousins, darstellen darf.
Am Ende wirkt der Film jedoch wie ein Eintopf, in den man alles hineingerührt und dann alle Ingredienzien verkocht hat, bis das, was man noch herausschmeckt, wie die viel zu breit angelegten Schlachtszenen des Krieges, einen unangenehmen Beigeschmack hinterlassen. Hier wäre weniger auf jeden Fall mehr gewesen und, ganz wichtig: eine bisher so wirksam eingesetzte Zutat wie Humor hätte dem Ganzen die fehlende Würze geben können.
Regie: Matthew Vaughn
Drehbuch: Matthew Vaughn, Karl Gajdusek, b/a Comic „The Secret Service“ von Mark Millar und Dave Gibbons
Kamera: Ben Davis
Schnitt: Jason Ballantine, Robert Hall
Musik: Dominic Lewis, Matthew Margeson
Besetzung:
Ralph Fiennes, Gemma Arterton, Rhys Ifans, Harris Dickinson, Djimon Hounsou, Mathew Goode, Charles Dance, Tom Hollander, Alexandra Maria Lara, Daniel Brühl,
Walt Disney Studios
20th Century Studios/ Marv Films/ Marv Studios
2021
130 min.
FSK 16
Deutscher Kinostart: 06. Januar 2022
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=TwEo-V6gu4M (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=_0vKejp3rvA (Englisch)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen