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Donnerstag, 20. Januar 2022

Im Kino: Nightmare Alley

 Während der 1930ger Jahren schlägt sich der smarte Stanton Carlisle (Bradley Cooper) mit Gelegenheitsjobs durch und findet schließlich unter den Schaustellern eines Jahrmarktes einen Job. Dort, wo mit Illusionen und Täuschungen gearbeitet wird, um das Publikum zu unterhalten, scheint er sich wohlzufühlen und von dem Mentalisten Pete (David Strathairn) lernt er genug, um dessen Geschäft – und dessen Frau, die Hellseherin Zeena (Toni Collette) –  zu übernehmen. Aber sein Ehrgeiz treibt ihn weiter, zusammen mit der jungen  Molly (Rooney Mara) will er die besseren Kreise der New Yorker Gesellschaft ausnehmen, bis er eines Tages in der geheimnisvollen Psychoanalytikerin Dr. Lilith Ritter (Cate Blanchett) eine Gegenspielerin trifft, die ihn und sein Können herausfordert.…

Der Titel deutet an, dass sich hier jemand auf einem ganz üblen Weg befindet, worin dieser Alptraum liegt, erahnt und erfährt man allerdings erst kurz vor Schluss. Bis dahin nimmt der Film einen seeehr langen Anlauf, aber der Film hat so viel Kraft und Bildgewalt, dass er diese Länge rechtfertigen kann.

Im Stil eines Film Noir, der den Sprung in den Farbfilm geschafft hat, aus dem die grellen Farben aber gleich wieder herausgefiltert wurden, bietet er einen Blick hinter die Kulissen des Kirmesgewerbes in früheren Zeiten, wo Freaks und Abartigkeiten zum wohligen Schauer der unbedarften und sensationslüsternen Betrachter zur Schau gestellt wurden, nicht so subtil, wie in manchen TV-Shows heute, sondern platt, derb und hässlich. Stanton Carlisle interessiert sich vordergründig mehr für die etwas feineren Täuschungen von Wahrsagern und anderen Taschenspielern, aber auf seinem vermeintlichen Weg nach oben bleibt wenig von seiner aufgesetzten Eleganz und seinem Charme, diese Fassade bröckelt um so schneller, je mehr er sich von seiner Gier und seiner Hybris leiten lässt und seine – wenigen – eigenen Grundsätze vergisst. Er setzt sich über eine deutliche Warnung des alten Mentalisten Pete hinweg, seine Seele nicht an den Teufel zu verkaufen, und macht genau dies, und, das wissen wir, so etwas geht niemals gut.

Die dem Film zugrundeliegende Romanvorlage wurde bereits 1947 unter dem deutschen Titel „Der Scharlatan" verfilmt, Guillermo del Toro hat diesen Stoff nun in seinem wuchtigen Werk mit faszinierenden Bildern und grandioser Ausstattung noch einmal verfilmt, angesiedelt in einem Metier, in dem sich Filmemacher zu Hause fühlen dürften, denn auch sie arbeiten gerne mit Tricks und Täuschungen. Unterstützt wird er dabei von einem bis in die Nebenrollen hervorragend besetzten Cast, allen voran Cate Blanchett, die als geheimnisvolle Femme Fatale wie aus den besten Zeiten Hollywoods besticht, und Bradley Cooper, der in seiner Figur Carlisle – Dreh- und Mittelpunkt der Geschichte –  so glatt und kaltschnäuzig ist, dass am Ende keinerlei Sympathien für ihn übrig bleiben.

Alles in allem pralles Kino mit beeindruckenden Schauwerten, vielleicht etwas zu lang angelegt, aber auf jeden Fall empfehlenswert.

 

 

Regie: Guillermo del Toro

Drehbuch: Guillermo del Toro, Kim Morgan, b/a Roman von William Lindsay Gresham

Kamera: Dan Laustsen

Schnitt: Cam McLauchlin

Musik: Nathan Johnson

 

Besetzung:

Bradley Cooper, Cate Blanchett, Toni Collette, Rooney Mara, Willem Dafoe, Richard Jenkins, Ron Perlman, Mary Steenburgen, David Strathairn

 

20th Century Studios/

Walt Disney Studio Motion Pictures GmbH

USA 2021

139 min.

FSK

Deutscher Kinostart: 20. Januar 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=kMZqYE7IfM4 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=h8aCA3aXP_Q (Englisch)

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