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Montag, 27. Juni 2022

Im Kino: Der beste Film aller Zeiten (Competencia Oficial)

Um sich ein Denkmal über seinen Tod hinaus zu errichten, und weil er sich nicht so recht für den Bau einer Brücke erwärmen kann, beschließt der milliardenschwere Unternehmer Umberto Suárez (José Luis Gómez), einen Film nach einem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Roman drehen zu lassen, der natürlich, wie es sich für ihn geziemt, der beste Film aller Zeiten werden soll. Dafür ist das Beste gerade gut genug und so lässt er die exzentrische Regisseurin Lola Cuevas (Penélope Cruz) sowie mit Félix Rivero (Antonio Banderas) und Iván Torres (Oscar Martínez) zwei lebende Legenden der Film- und Theaterwelt engagieren, die in ihrer langen Karriere noch nie zusammen vor der Kamera gestanden haben. Das Unterfangen erweist sich erwartungsgemäß als ausgesprochen toxisch und man fragt sich, ob alle drei die Dreharbeiten überleben werden…

Die bissige mit Insiderpointen gespickte Komödie schenkt ihren Protagonisten nichts – und macht dabei ungeheuren Spaß. Wie sich hier die Egos zweier in die Jahre gekommener Stars aneinander abarbeiten ist witzig, manchmal tragisch und auch wenn das Ende im Verlauf der Handlung erahnbar wird, kommt es doch überraschend. Bis dahin erlebt man jedoch eine Tour-de-Force und darf bei der Entstehung eines Filmprojekts hautnah dabei sein, denn die Handlung spielt noch vor den eigentlichen Dreharbeiten, während der Proben vorab und der Erarbeitung des Stoffs, in der Phase in welcher sich die Beteiligten, vor allem Regisseurin und Hauptdarsteller einander annähern – oder eben auch nicht.

Auch wenn manches vielleicht überzeichnet ist und so manches Klischee bedient wird, das man über Filmstars und ihre Eitelkeiten im Kopf haben mag, so ist es doch vergnüglich anzuschauen, wie die unterschiedlichen Schauspieltypen karikiert werden. Wo der eine förmlich in seine Rolle hineinzukriechen versucht und alles über die Früh- und Vorgeschichte seiner Figur wissen muss, um diese realistisch darstellen zu können, genügen dem anderen sein Einsatzstichwort und der „Action“-Ruf des Regisseurs, um loszulegen.

Soviel zur Schau gestellte Selbstironie verdient Applaus, und auch wenn eine Straffung in der Inszenierung dem Film insgesamt gut getan hätte, hilft der grandiose Cast über die ein oder andere Länge hinweg. Es ist außerdem gut, dass es tatsächlich noch europäische Filme gibt, die sich wohltuend von dem Hollywood-Blockbuster-Einerlei abheben, und auch wenn Antonio Banderas für lange Zeit eben dort in Hollywood verschollen war, schön, dass er wieder da ist!

 


 Regie: Mariano Cohn, Gastón Duprat

Drehbuch: Mariano Cohn, Andrés Duprat, Gastón Duprat

Kamera: Arnau Valls Colomer

Schnitt: Alberto del Campo

Musik: Eduardo Cruz

 

Besetzung:

Penélope Cruz, Antonio Banderas, Oscar Martínez, José Luis Gómez, Manolo Solo, Pilar Castro

 

StudioCanal Germany

Esp/ Arg 2021

114 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 30. Juni 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=gFAqwx5-j40 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=SObvKkDEbE4 (Spanisch)

 

Im Kino: Minions 2: Auf der Suche nach dem Mini-Boss (Minions: The Rise of Gru)

Mit 11 ¾ beschließt der Schüler Gru, der größte Schurke der Welt zu werden. Zu diesem Zweck bewirbt er sich um eine freigewordene Stelle bei der Gangster-Bande „Die Fiesen 6“, die gerade ihren Anführer Wilder Knöchelknacker ausgebootet hat. Es läuft jedoch nicht alles wie geplant und Gru ist auf die Hilfe einer Schar kleiner gelber Helferlein unter Führung von Stuart, Kevin, Bon und dem zahnspangenbewehrten, äußerst schwatzhaften aber ungeheuer engagierten Otto angewiesen…

Als Prequel angelegt führt die Geschichte zurück in die 1970ger Jahre, zu den kindlichen Ursprüngen des später tatsächlich zu einem Super-Schurken herangereiften Gru, als die Verbindung zu einer Horde williger, aber zeitweise anarchische Helfer entstand. Hier ist alles wie gehabt, entweder man mag die Truppe, oder nicht, im ersteren Fall bieten die Minions ihre bewährte Mischung aus Chaos und Pfiffigkeit, gepaart mit einem Hauch Genialität. Vor allem ihr Kauderwelsch verblüfft immer wieder, eigentlich in einer völlig unbekannten Sprache gebrabbelt, versteht man doch auf mysteriöse Weise jedes Wort.

Die Rahmenhandlung über die Jagd nach einem wertvollen Stein und die Entführung und Befreiung Grus ist etwas bemüht, die Figuren der Fiesen 6 haben wenig Profil und auch Opa Knöchelknacker kann nicht wirklich überzeugen, sein großes Manko ist dabei die deutsche Stimme. Thomas Gottschalk hat einfach eine zu prominente Stimme, um mit seiner Figur zu verschmelzen, immer schiebt sich das Gottschalk-Bild davor, es eignet sich halt nicht jeder zum Synchronsprecher. Oliver Rohrbeck als Gru dagegen macht, wie immer, einen hervorragenden Job, und bei den Minions mag man sich gedacht haben, ist es eh egal, wer sie brabbelt…

Ein paar Ideen und putzige Szenen im Ambiente der bunten 1970ger Jahre nebst passendem Soundtrack sind nett anzuschauen und –hören, stellenweise auch durchaus witzig, also alles in allem ein Spaß für Klein und Groß – na ja, nicht ganz, man muss doch schon ein Fan der gelben Burschen sein, um restlos begeistert zu sein, dann aber lohnt sich ein Ausflug ins Kino durchaus.

 


 Regie: Kyle Balda, Brad Ableson, Jonathan del Val

Drehbuch: Brian Lynch, Mattew Fogel, Cinco Paul

Schnitt: Claire Dodgson

Musik: Hietor Pereira

Originalsongs: Pharell Williams

 

Besetzung:

Oliver Rohrbeck (Gru), Thomas Gottschalk (Knöchelknacker), Dela Dabulamanzi, Bastian Baker, Larissa Marolt,

 

Im Original (das wir hier nicht zu sehen/ hören bekommen…): Steve Carell (Gru), Pierre Coffin, Taraji P. Henson, Jean-Claude Van Damme, Michelle Yeoh, Dolph Lundgren, Danny Trejo, Alan Arkin (Wild Knuckles), Julie Andrews, Russell Brand

 

Universal Pictures

USA 2022

87 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 30. Juni 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=MqmcwkIyW58 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=PWC3Z5QOPgQ (Englisch)

 

 

Donnerstag, 23. Juni 2022

Im Kino: Elvis

Ein junger Mann aus dem Süden der USA namens Elvis Presley wird zum internationalen Rockstar und Sexsymbol – dies ist seine Geschichte.

Der tanz- und musikfilmerfahrene Regisseur Baz Luhrmann, der mit Filmen wie „Strictly Ballroom“ und „Moulin Rouge“ begeistern konnte, hat sich aktuell Leben und Werdegang eines der erfolgreichsten und bekanntesten (Rock)Sängers des Planeten vorgenommen, über den wahrscheinlich jeder glaubt, schon alles zu wissen.

Einiges wird aber wohl doch nicht so bekannt sein, und um dies zu unterstreichen, lässt Luhrmann quasi einen Insider aus dem Nähkästchen plaudern, indem er die Geschehnisse aus dem Off von Elvis’ einstigem Endecker und Manager, dem mehr als zwielichtigen Colonel Tom Parker, erzählen lässt. Hierin liegt auch ein wenig die Schwäche des Films, denn dieser Manager, der weder ein Colonel war, noch Tom Parker hieß, wird von einem durch Fatsuit und angebautem Doppelkinn zwar stark veränderten Tom Hanks dargestellt, der es jedoch trotz seiner früheren untadeligen Vorstellungen hier nie schafft, hinter seiner Rolle zu verschwinden. Er, der Antiheld des Films, bleibt seltsam blass, und durch seine Erzählungen aus dem Off schleicht sich eine gewisse Zähigkeit in den Film.

Demgegenüber ist der junge Austin Butler ein wahrer Glücksgriff, der mit jeder Faser seines Körpers und seiner (Sprech)Stimme zumindest in der Originalfassung die vibrierende Energie des jungen Musikers auf dem Sprung zu Ruhm und Reichtum auf die Leinwand transportiert. Da die gesungene Lieder – dankenswerterweise – nicht synchronisiert wurden, wie das bei manchen Musicalverfilmung schon der Fall war, kommt es zu einem leichten Bruch, wenn Elvis in der deutschen Fassung nicht mehr wie ein Südstaatenjunge spricht, sondern klingt wie jemand aus deutschen Landen, zum Beispiel Wuppertal oder Bielefeld...

Am besten ist der Film in den Anfängen, wenn er den junge Elvis zeigt, wie er in den schwarzen Wohnvierteln, in denen er aufwuchs, durch die kirchliche Gospelmusik beeinflusst und auf seinen späteren Weg gebracht wurde. Sein anfangs scheuer, immer ein wenig geduckter Blick, der Unschuld und Schüchternheit verheißt, steht in krassem Widerspruch zu seinen von Anfang an lasziven Bewegungen, sobald er eine Bühne betritt. Das vielzitierte Hüftkreisen wird ausgiebig von der Kamera durch wiederholte kurze Einstellungen auf im Rhythmus wackelnde Knie und Schritt eingefangen, was bei jungen Zusehauerinnen zu Kreischorgien und deren Erziehungsberechtigte und sämtlichen Moralhütern der Südstaaten zum Einschreiten führt.

Der Film verliert während der späteren Phase etwas an Dynamik, was zum Teil an der bereits erwähnten Erzählweise liegt, und es kommt nie wirklich zur einer echten Abrechnung mit einem Manager, der immer wieder betont, dass es ohne ihn keinen Elvis Presley gegeben hätte. Letztlich wird auch nicht ganz klar, wem Baz Luhrmann hier ein Denkmal setzen wollte, Elvis, der bereits sein eigenes Denkmal ist, oder doch Colonel Parker, der keines verdient hat, dem Schurken in dieser Geschichte, der seinen Schützling zwar auf den Weg gebracht, ihn dann aber gnadenlos ausgebeutet und um viel Geld betrogen hat.

Am Ende bleiben jedoch die mitreißenden musikalischen Sequenzen und Showelemente des Films in Erinnerung, ein in Bild und Ton pralles und buntes Spektakel, die verdiente Hommage an eine Legende namens Elvis Presley.

 


  Regie: Baz Luhrmann

Drehbuch: Baz Luhrmann, Sam Bromell, Craig Peace, Jeremy Doner, b/a Story von Baz Luhrmann und Jeremy Doner

Kamera: Mandy Walker

Schnitt: Jonathan Redmond, Matt Villa

Musik: Elliott Wheeler

 

Besetzung:

Austin Butler, Tom Hanks, Olivia DeJonge, Helen Thomson, Richard Roxburgh, Kelvin Harrison Jr., David Wenham, Kodi Smit-McPhee, Yola

 

Warner Bros. Pictures Germany

2022

159 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 23. Juni 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=GLlUl2IXvJ4 (Deutsch)

              https://www.youtube.com/watch?v=Gp2BNHwbwvI (Englisch)

 


 

 

  

Montag, 13. Juni 2022

Im Kino: Massive Talent (The Unbearable Weight of Massive Talent)

Die Karriere von Schauspieler Nicolas Cage (gespielt von Nicolas Cage) ist nach einigen Fehlschlägen an einem Tiefpunkt angekommen. Auf der Suche nach einer künstlerisch erfüllenden aber gleichermaßen lukrativen Rolle ist er nicht so recht erfolgreich, so dass er zähneknirschend das Angebot des Milliardärs Javier Gutierrez (Pedro Pascal) annimmt, für eine Million Dollar auf dessen Geburtstagsparty aufzutreten. Die Tatsache, dass es sich bei Gutierrez um seinen größten Fan, aber auch um einen von der CIA beobachteten internationalen Gangster handelt, sorgt für einige brisante Verwicklungen, insbesondere, als Nick als Undercover-Agent helfen soll, Gutierrez zu überführen…

Der Film ist ein rasantes Abenteuer, ein Buddy-Movie und eine Persiflage auf das Filmgeschäft, vor allem aber die Bühne für einen fulminant aufspielenden, sich selbst auf die Schippe nehmenden Nicholas Cage, der alle schlechten Filme, die er (leider) auch gemacht hat, vergessen lässt und eindrucksvoll zeigt, was für ein großartiger Schauspieler er ist.

Die Handlung ist witzig, voller Gags, manche vorhersehbare, manche aber auch nicht, dabei kommen Action und Spannung nicht zu kurz, letztere vor allem im Hinblick auf die bis zum Schluss offene Frage, wie gefährlich und skrupellos der so harmlos und verspielt daherkommende Gangster Javier – ebenfalls hervorragend : Pedro Pascal – tatsächlich ist, denn diesem gelingt es, seinen neuen Freund Nick mit Charme und Schmeicheleien zu umgarnen, ohne zu ahnen, das Nick Teil eines dunklen Komplotts gegen ihn ist. Zusammen erleben die beiden ein paar haarsträubende Abenteuer, die Nick bisher nur aus seinen Rollen kennt, und wie sie sich der filmverrückte Javier immer schon gewünscht hat. Es gibt rasante Verfolgungsjagden und einen Felsensprung wie einst bei Butch Cassidy und Sundance Kid, der Film ist ein Füllhorn an Filmzitaten und Versatzstücken verschiedener Genres, die gekonnt zu einem insgesamt überraschend homogenen Ganzen verwoben werden, und welche Rolle spielt bei dem Ganzen eigentlich Paddington 2?

In diesen tristen Zeiten ein rasantes, spritziges und selbstironisches Highlight der Kinounterhaltung, das man auf keinen Fall verpassen sollte!

 


  Regie: Tom Gormican

Drehbuch: Tom Gormican, Kevin Etten

Kamera: Nigel Bluck

Schnitt: Melissa Bretherton

Musik: Mark Isham

 

Besetzung:

Nicolas Cage, Pedro Pascal, Tiffany Haddish, Sharon Horgan, Paco León, Neil Patrick Harris und Demi Moore

 

Lionsgate/ Leonine Distribution

2022

107 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 16. Juni 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=sm89nsy-5bE (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=x2YHPZMj8r4 (Englisch)

https://www.youtube.com/watch?v=xEckT94M7qg (Englisch)

 

 

Donnerstag, 2. Juni 2022

Im Kino: The Outfit - Verbrechen nach Maß (The Outfit)

Der britische Herrenschneider Leonard (Mark Rylance) hat die Savile Row in London verlassen und geht seinem Handwerk nun in einem kleinen Laden im Chicago der 1950ger Jahre nach. Leider verkehren dort nicht nur Kunden, der örtliche Mob geht im Hinterzimmer seinen finsteren Geschäften nach. Eines Nachts kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall, der Leonards beschauliches Leben und das seiner jungen Angestellten Mable (Zoey Deutch) gehörig durcheinanderbringt.

Der Film ist ein Kammerspiel, das vor allem von der exzellenten Vorstellung seines Hauptakteurs Mark Rylance lebt. In der klaustrophobischen Enge seines in erdige Brauntöne getauchten düsteren Ateliers beschäftigt sich der eher schmächtige und zurückhaltende Maßschneider – auf diese Bezeichnung legt er Wert –mit Stoffen, Nadeln und im Laufe der Handlung, wie eine männliche Schicksalsgöttin, auch mit Fäden, aus denen seine Werkstücke entstehen, die er mit einer mächtigen Schere, seinem einzigen wertvollen Besitz, zuschneidet. Was ihn sonst umtreibt bleibt lange ein düsteres Geheimnis, das sich erst nach und nach aufdröselt. Die Handlung entwickelt sich bedächtig, bis sich plötzlich im Clinch um eine heimliche Tonbandaufnahme und auf der Jagd nach einem Verräter aus den eigenen Reihen die Gangster aus dem Hinterzimmer die Klinke in die Hand geben. Ein ominöses Gangster-Netzwerk namens „The Outfit“ und das auf dessen Spur gesetzte FBI sorgen schließlich dafür, dass sich die Ereignisse zu überschlagen beginnen. Hierbei gerät dann die sorgsam getaktete Komposition des Films leider ein wenig aus dem Rhythmus und einige zunächst clevere und überraschende Wendungen nehmen am Ende eine Biegung zuviel.

Dennoch ist „The Outfit“ ein durchaus spannender Film, der dem Kammerspiel sogar einige Actionszenen hinzufügt, mit einem, wie eingangs erwähnt, hervorragenden Hauptdarsteller Mark Rylence. Leider bleiben sämtliche anderen Mitspieler recht blass und nichtssagend, hier hätte man sich zumindest eine profiliertere Persönlichkeit als Gegenspieler gewünscht, aber, wie der Maßschneider selbst anmerkt, wahre Perfektion ist eben unmöglich.

 

 

Regie: Graham Moore

Drehbuch: Jonathan McClain, Graham Moore

Kamera: Dick Pope

Schnitt: William Goldenberg

Musik: Alexandre Desplat

 

Besetzung:

Mark Rylance, Zoey Deutch, Dylan O’Brien, Johnny Flynn, Simon Russell Beale, Nikki Amuka-Bird,

 

Universal Pictures International Germany

2022

105 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart:

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=t1aA11jwPxM (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=5Gp-PRHSdi4 (Englisch)