Radiomoderatorin Karla (Karoline Herfurth) hört mit Ende 30 die biologische Uhr immer lauter ticken und möchte bevor es zu spät ist unbedingt noch ein Kind, aber, es fehlt der passende Vater. Dennoch lässt sie nichts unversucht, ein Baby zu bekommen, wofür weder ihre Schwestern Jule und Johanna (Nora Tschirner und Milena Tscharntke), noch ihre (geschiedenen) Eltern (Ulrike Kriener und Herbert Knaup) Verständnis zeigen. Ihre einzige Unterstützung ist Freundin Senay (Jasmin Shakeri), die aber auch nicht verhindern kann, dass sich die Dinge verkomplizieren, als der zehn Jahre jüngere Ole (Aaron Altaras) in Karlas Leben tritt, dessen Lebensplanung noch überhaupt nicht auf Nachwuchs programmiert ist…
Dass viele deutsche Komödien nicht gelingen, liegt oft daran, dass die Pointen schlecht getimt und die Gags albern sind, oder das Geschehen sich platt von Klischee zu Klischee schleppt, manchmal, in ganz schlimmen Fällen, kommt alles zusammen. Dieser Film von Karoline Herfurth bewegt sich zumindest am Anfangt einige Male haarscharf am Klischee-Abgrund entlang, wenn die Protagonistin sich durch die in Beziehungskomödien üblichen Datingpannen manövriert, aber dann wird er besser und besser.
Die Charaktere werden von zweidimensionalen Scherenschnitten zu Figuren aus Fleisch und Blut, mit denen man bangt, lacht und weint und die Komödie bekommt immer dann echte Tiefe, wenn das Beziehungsgeflecht innerhalb der Familie aufgedröselt und dabei der Finger in Wunden gelegt wird, die das Leben jedem Einzelnen zugefügt hat. So ist die von Ulrike Kriener großartig dargestellte trinkende Mutter nicht nur das von ihrem Ehemann für eine Jüngere verlassene bedauernswerte Opfer, als das sie sich gerne selbst inszeniert, und bei ihren drei Töchtern hat diese häusliche Tragik sichtbar ihre Spuren hinterlassen. Schön auch, wie unaufgeregt das Thema Behinderung einfach mal am Rand mit eingebunden wird, indem es eben nicht weiter thematisiert wird, es ist einfach so, dass Freundin Senay einen behinderten Sohn hat.Trotz dieser einzelnen persönlichen Dramen bleibt aber der leichte Komödienton immer erhalten, dafür sorgen einige wirklich gelungene witzige Szenen, beispielweise mit einem trocken berlinernden Pierre Sanoussi-Bliss im Treppenhaus, oder die völlig aus dem Ruder laufende große Hochzeitsfeier zum Schluss, bei der das Kunststück gelingt, eigentlich platten Slapstick so würdevoll zu gestalten, dass es am Ende unwiderstehlich komisch ist. Alles in allem löst Karoline Herfurth genau das ein, was sie in ihrem Filmtitel verspricht: Einfach mal was Schönes!
Regie: Karoline Herfurth
Drehbuch: Monika Fäßler, Tim Hebborn, Karoline Herfurth
Kamera: Daniel Gottschalk
Schnitt: Linda Bosch
Musik: Annette Focks
Besetzung:
Karoline Herfurth, Nora Tschirner, Milena Tscharntke, Jasmin Shakeri, Ulrike Kriener, Herbert Knaup, Aaron Altaras, Pierre Sanoussi-Bliss
Warner Bros. Germany
D 2022
116 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 17. November 2022
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=PMbZs8aIV4Y
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