Maren (Taylor Russell) lebt mit ihrem alleinerziehenden Vater, der sie vor allem zu behüten und abzuschirmen scheint. Als sie ein Tages bei einer Freundin eingeladen ist, kommt es zu einem schlimmen Ereignis, das die Vorsicht des Vaters verständlich werden lässt. Von ihm daraufhin im Stich gelassen, macht sich Maren auf eine Reise durch die USA, um ihre Mutter zu suchen, von der sie Antworten erwartet, unterwegs begegnet sie dem Streuner Lee (Timothée Chalamet) und dem unheimlichen Sully (Mark Rylance)...
Ein Film, der sich zwischen den Genres bewegt, teils Horrorstory mit Slasher-Elementen, teils Liebesromanze mit einer Portion Außenseiter- und Coming-of-Age-Elementen, das Ganze als Roadmovie verpackt, darf‘s ein bisschen mehr sein? Oder doch nur ein Vehikel, um den abgerissenen Charme des gerade so angesagten Timothée Chalamet ausgiebig in Szene zu setzen?
Wenn es um die berührende Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern ginge, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben, warum dann die sorgfältig choreographierten und kalkuliert unappetitlich-blutrünstigen Szenen des Körperfressens? Wenn der Film genauso berechnend in schönen Bildern und Einstellungen schwelgt, obwohl er sich eher durch die tristen und unschönen Regionen der USA bewegt, darf man sich auch hier wieder am Ästhetischen ergötzen und das Hässliche ausblenden, dabei erstaunt allerdings, wie stark die Kannibalen-Community über das Land verteilt ist – eine Metapher über den Zustand der USA? Na ja…
Wer dann allerdings wissen möchte, wie sich ein Kannibale ansonsten so durch seinen Alltag bewegt, wird enttäuscht, denn darüber erfährt man wenig. Der von Mark Rylance sehr intensiv – am Ende dann doch eher aufdringlich – dargestellte Sully bereitet für Maren zwar einmal ein Hühnchen zu, ob das dann gegrillt, gebraten oder auch roh verzehrt wurde, wird nicht klar, wie so vieles. Ist Kannibalismus eine genetische Veranlagung, immerhin ist Maren auf der Suche nach ihrer verschollenen Mutter, die womöglich auch…?
Ein paar andere Fragen sollen hier nicht weiter vertieft werden, es ist auch so schon unappetitlich genug, nur die eine - etwas gemeine – sei noch gestattet: Warum ist Armie Hammer nicht dabei? Dann hätte Kritikerliebling Luca Guadagnino neben Chalamet und Michael Stuhlbarg die Protagonisten aus seinem vielbeachteten Werk „Call me by your name“ aus dem Jahr 1917 wieder vereint, aber vielleicht sollte der Glanz von Everybody’s Darling Chalamet nicht durch hässliche Flecken getrübt werden…
Regie: Luca Guadagnino
Drehbuch: David Kajganich, b/a Buch von Camille DeAngelis
Kamera: Arseni Khachaturan
Schnitt: Marco Costa
Musik: Trent Reznor, Atticus Ross
Besetzung:
Taylor Russell, Timothée Chalamet, Mark Rylance, Michael Stuhlbarg, David Gordon Green, André Holland
MGM/ Warner Bros. Germany
2022
130 min.
FSK 16
Deutscher Kinostart: 24. November 2022
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=av8bPV4jg2I (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=pjMt1MIk2EA (Englisch)
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