John Wick (Keanu Reves) hat es bei seinem bisherigen Rachefeldzug etwas übertrieben, nun hat die Hohe Kammer den Marquis de Gramont (Bill Skarsgård) beauftragt, Wick zu beseitigen. Damit wird der Jäger einmal mehr selbst zum Gejagten, der zunächst herausfinden muss, auf welchen seiner Weggefährten er sich noch verlassen kann, denn Winston (Ian McShane), Shimazu (Hiroyuki Sanada) oder der blinde Kämpfer Caine (Donnie Yen) geraten selbst in Schwierigkeiten, woraufhin letzterer die Seiten gewechselt zu haben scheint. Außerdem lockt die Erhöhung des auf Wick ausgesetzten Kopfgelds ein Heer von Kopfgeldjägern auf den Plan, die Wick durch die Welt hetzen…
Auch im vierten Teil geht es in gewohnter Weise heftig und brutal zur Sache, es wird geballert und getötet, mit allem, was die Waffenarsenale hergeben. Dabei bleibt sich die Reihe treu: Kampf- und Verfolgungsszenen sind grandios choreographiert, auch wenn man das schon hundertmal gesehen zu haben glaubt, so perfekt abgestimmt und getimt hat es schon eine besondere Qualität, und die Bildgestaltung ist einfach eine Klasse für sich. Ob das Setting des Hotels in Osaka, die dampfende Atmosphäre in einem Berliner Club oder der Sonnenaufgang vor der Kirche Sacré-Cœur, alles ist in glanzvolle und erlesene Farben getaucht, eine optische Augenweide.
Ansonsten macht der Film das, was er am besten kann, er jagt seinen Protagonisten von einem Kampf in den nächsten, so atemlos, dass man nun wirklich keine Zeit dafür hat, sich über etwaige Implausibilitäten Gedanken zu machen, wie es zum Beispiel möglich ist, dass Wick selbst Stürze aus großer Höhe übersteht, ohne sich auch nur einen einzigen Knochen zu brechen, oder wie ein blinder Kämpfer seine Gegner reihenweise im Nahkampf schlägt, oder ob man bei einer Verfolgungsjagd im Kreisverkehr rund um den Arc de Triomphe auch nur eine Minute gegen den Verkehrsstrom überleben würde – für solche Überlegungen bleibt einfach keine Zeit. Manchmal scheinen die Akteure allerdings in ihrem eigenen Universum, ohne Bezug zu ihrer Umgebung, zu agieren, die zahlreichen Clubgäste in Berlin zum Beispiel tanzen ungerührt weiter, während um sie herum ein Kampf mit jeder Menge Beteiligten tobt, und der Verkehr am Arc de Triomphe rollt einfach weiter, auch wenn sich links und rechts die Autos überschlagen.
Vielleicht ist bei Keanu Reeves allerdings bald der Zeitpunkt gekommen, sich in den wohlverdienten Ruhestand zu begeben, hatte er schon in den vorangegangenen Filmen eine eher sparsame Mimik und Ausstrahlung, so scheint er diese, auch wenn es kaum möglich erscheint, noch eine Stufe weiter heruntergefahren zu haben, hier hätte es gern ein bisschen mehr sein dürfen, während dem Film insgesamt eine grundlegende Straffung gut getan hätte. Es gibt auf jeden Fall hübsche Ideen und nette Twists, das Ganze macht meistens einfach nur Spaß, allerdings treten auch bei dem besten Spaß Ermüdungserscheinungen auf, wenn man ihn zu sehr in die Länge zieht, wen das nicht stört und wer auf diese Art geballter Action steht, der wird aber auf jeden Fall auf seine Kosten kommen.
Regie: Chad Stahelski
Drehbuch: Shay Hatten, Michael Finch, b/a Charakteren von Derek Kolstad
Kamera: Dan Laustsen
Schnitt: Nathan Orloff
Musik: Tyler Bates, Joel J. Richard
Besetzung:
Keanu Reeves, Ian McShane, Donnie Yen, Bill Skarsgård, Clancy Brown, Shamier Anderson, Hiroyuki Sanada, Laurence Fishburne, Scott Adkins, Rina Sawayama, Lance Reddick
Lionsgate/ Leonine
2023
169 min.
FSK 18
Deutscher Kinostart: 23. März 2023
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=I04tlU7CRPA (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=yjRHZEUamCc (Englisch)
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