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Mittwoch, 29. März 2023

Heimkino: Babylon – Rausch der Ekstase (Babylon)

Mitte der 1920ger Jahre kündigt sich eine große Veränderung in Hollywood an, als erste Versuche unternommen werden, stummen Bildern den bis dahin fehlenden Ton hinzuzufügen. Für einige der bisherigen Superstars bedeutet dies das Ende ihrer Karriere, während frische Stars und Sternchen eine Chance erhalten, hiervon erzählt der Film, und von den gigantischen Auswüchsen des als Sündenpfuhl babylonischen Ausmaßes bekannten Hollywoods jener Tagen.

Wilde Sexpartys mit Drogen und Elefanten, bei denen es auch schon mal Tote gibt, chaotische Dreharbeiten mit Massenszenen, bei denen es…siehe oben, bieten allen Freundinnen und Freunden orgiastischer Wimmelbilder einen optischen und akustischen Overkill, dagegen wirkt die deutsche Produktion „Babylon Berlin“ in all ihrer beabsichtigten Verruchtheit wie eine harmloser Kindergeburtstag. Nicht so hier, hier amüsieren sich Erwachsene buchstäblich zu Tode, von allem gibt es reichlich und oft einfach auch zu viel, selbst wenn manche Auswüchse durchaus stattgefunden haben mögen. So wird zu Beginn des Films der Skandal um den Tod der Jungschauspielerin Virginia Rappe nach einem Beisammensein mit dem Star Roscoe „Fatty“ Arbuckle eingeflochten, wonach dessen Karriere jäh beendete war, obwohl er vor Gericht rehabilitiert wurde.

Leider geraten bei all dem einige interessante andere Aspekt zu kurz, wie sich nämlich Hollywood neu erfindet, welche technischen und filmischen Anpassungen notwendig sind, um dem Tonfilm gegen einige Widerstände zum Durchbruch zu verhelfen. Dies ist ansatzweise in den Szenen zu sehen, in denen die ersten Dreharbeiten eines Tonfilms gezeigt werden, bei denen es entgegen allen Gewohnheiten am Set mucksmäuschenstill zu sein hat, hier kommt der Film endlich einmal ein bisschen zur Ruhe, welch eine Wohltat, hiervon hätte es gern etwas mehr geben können!

Ebenso wird die Geschichte der zurückgelassenen Stars reichlich blass erzählt, so ist nicht wirklich nachvollziehbar, warum der von Brad Pitt gespielte Star Jack Conrad plötzlich nicht mehr gefragt ist, mag er auch an eine reale Figur angelehnt sein. Apropos, auch der Dreh- und Angelpunkt des Films, der die Handlung irgendwie zusammenhalten soll, ein von Diego Calva gespielter Manny Torres, der wenig glaubhaft vom Mädchen für alles zum Filmproduzenten aufsteigt, bleibt dabei leider unfassbar blass.

Ihrem Affen Zucker geben darf dagegen wieder einmal die offensichtlich unvermeidliche Margot Robbie, diesmal als aufstrebendes Filmsternchen Nellie LaRoy, eine Art Veronica Ferres auf Koks, mit der es keine ruhige Minute gibt. Insgesamt fehlt es dem Film an einer inneren Balance, immer dann, wenn er versucht, Gefühle oder Sentimentalitäten zu erzeugen, fällt er leider ein sich zusammen, wie ein Heliumballon, dem das Gas entweicht.   

Wer aber das Laute und Ekstatische liebt und auf Margot Robbie steht, wird sich gut unterhalten fühlen und kann Spaß daran haben, eine Reihe von durchaus FSK-18-würdigen Szenen bei der großen ekstatischen Party zu Beginn oder in den gut im Dunkeln getarnten Sequenzen mit einem vampirblassen Tobey Maguire zu entdecken, die offensichtlich unter dem Radar der Bewertungsstelle durchgeschlüpft sind. Ach ja, Sitzfleisch braucht es bei einer Filmlänge von 3 Stunden und 9 Minuten natürlich auch…

 


  Regie: Damien Chazelle

Drehbuch: Damien Chazelle

Kamera: Linus Sandgren

Schnitt: Tom Cross

Musik: Justin Hurwitz


Besetzung:

Margot Robbie, Brad Pitt, Diego Calva, Olivia Hamilton, Li Jun Li, Tobey Maguire, Jean Smart, Olivia Wilde, Max Minghella, Eric Roberts, Flea, Lukas Haas, Joe Dallesandro

 

© Paramount Pictures

2022

189 min.

FSK 16

 

Ab 6. April als 4K Ultra HD, Blu-ray, DVD und VoD, seit 20. März als Download

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=4H1lshypqa0 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=5muQK7CuFtY (Englisch)

 


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