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Mittwoch, 6. September 2023

Im Kino: Dalíland

In den frühen 1970ger Jahren verbringen der weltbekannte Maler Salvador Dalí (Ben Kingsley) und seine Frau Gala (Barbara Sukowa) einige Zeit in New York, wo man in einem Hotel Hof hält und wilde Partys feiert, dabei sollte eigentlich eine Ausstellung vorbereitet werden. Damit der exzentrische Künstler das Malen nicht vergisst, schickt ihm der Galerist Christoffe (Alexander Beyer) einen jungen Assistenten namens James Linton (Christopher Briney), der sich bald als Teil des bunten Treibens sieht. Aber irgendwann erkennt er ernüchtert, dass er nur einer von Vielen ist und niemand außer dem Meister und seiner Gattin wirklich Teil von Dalíland sind…

Was angelegt ist als Einblick in das Seelenleben eines exzentrischen Künstlers, entpuppt sich bald als allzu zahmes, stellenweise durchaus amüsantes Kammerstück, bei der die Launen des Meisters und sein diffiziles Verhältnis zu seiner Frau Gala im Mittelpunkt stehen. Trotz einiger schillernder Figuren, die die Partys bevölkern – der junge Alice Cooper, die extravagante Amanda Lear – bleibt dieser vermeintliche Blick auf eine unkonventionelle Welt ziemlich konventionell. Gerade hier hätte man aber vielleicht einen genaueren Blick auf Dalís Sexualität vor allem in der Beziehung zu seiner Frau Gala erwartet, aber außer ein paar hübsch anzuschauende Bilder in der Rückschau auf das junge Paar geschieht hier gar nichts, und Galas aktuelles Interesse an einem jungen Künstler vermag auch nicht wirklich zu schockieren.

Das Stilmittel, einen neutralen Beobachter quasi von außen auf das Geschehen blicken zu lassen, gelingt mit der (fiktiven) Figur des James Linton zu keinem Zeitpunkt, dafür ist der junge Mann einfach zu farblos und blass. Er trägt nichts wirklich zur Geschichte bei, außer hin und wieder die Launen des Genies abzufangen, was ein bisschen wenig ist. Vielleicht hätte hier ein Darsteller mit mehr Charisma geholfen, einen echten Kontrapunkt zu den exzentrischen Hauptfiguren des Films zu setzen.

Spaß macht es dagegen, den beiden Hauptdarstellern bei der Arbeit zuzusehen, hier entwickelt sich dann doch immer einmal so etwas wie Dynamik und man erahnt die hochexplosive Spannung innerhalb dieser Ehe, zwischen Verbundenheit und Eifersucht, bis hin zu einer tiefen Abhängigkeit des Meisters von seiner Frau, die immer auch seine Muse geblieben ist.

Von dem Werk Dalís allerdings, von seinen weltbekannten Bildern, ist an keiner Stelle auch nur ein einziges wirklich zu sehen, weil offensichtlich hierfür keine Freigabe seitens der Rechteinhaber gab, und das ist ein Manko, das auch die besten Schauspieler nicht aufwiegen können: ein Film über einen Maler ohne ein einziges seiner ikonischen Bilder zu zeigen, das geht doch gar nicht… aber urteilen Sie selbst!


Regie: Mary Harron

Drehbuch: John Walsh

Kamera: Marcel Zyskind

Schnitt: Alex Mackie

Musik: Edmund Butt

Besetzung:

Ben Kingsley, Barbara Sukowa, Christopher Briney, Rupert Graves, Alexander Beyer, Ezra Miller, Avital Lvova, Andreja Pejic, Mark McKenna,

SquareOne Entertainment/ Magnolia Pictures

2022

97 min.

Deutscher Kinostart: 07. September 2023


Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=iFIeqky4Xso (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=H7T84-XhTj8 (Englisch)


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