Tom Lunies (Lars Eidinger) ist Dirigent und eigentlich im richtigen Alter für eine Midlife-Krise, kommt aber nicht dazu, weil um ihn herum alles auseinander zu brechen scheint: Seine alten Eltern (Corinna Harfouch, Hans-Uwe Bauer) sind dement bzw. todkrank, seine Schwester (Lilith Stangenberg) schlittert von einer Katastrophe in die nächste, sein bester Freund (Robert Gwisdek) ist depressiv und seine Ex-Freundin (Anna Bederke) ist schwanger und bekommt das Kind eines anderen, das ihm selbst verwehrt geblieben ist…
Trotz der eigentlich unmöglichen Länge schafft es der Film, dass Interesse und Aufmerksamkeit nicht nachlassen, weil die Geschichte, die laut eigener Aussage des Regisseurs Matthias Glasner autobiographische Züge trägt, mehrfach einen Perspektivwechsel vollzieht.
Stehen am Anfang Toms alte Eltern, die sichtlich ihren Alltag nicht mehr bewältigen können, im Fokus, verschiebt sich dieser später auf Tom selbst und schließlich auf Schwester Ellen, und stets ist man, dank der hervorragenden Darsteller, die intensiv agieren und immer präsent sind, dabei aber nie zu dick auftragen, mittendrin im Geschehen.
Der Filmtitel bezieht sich eigentlich auf eine Komposition von Freund Bernard, die Tom zur Aufführung bringen will, ein Kraftakt für beide, denn Bernard steckt voller Selbstzweifel. Im Grunde aber beleuchtet der Film das Leben und alle Dramatik, die es so mit sich bringt. Es geht um Liebe, Beziehungen, Alter, Krankheit, und natürlich am Ende auch um den Tod, den Schlaf, der das Herzweh und die tausend Stöße endet, die unseres Fleisches Erbteil…
Dass man zum Schluss nicht selbst in tiefe Depression versinkt, ist dem bei allem Schmerz immer wieder aufblitzenden Humor des Films zu verdanken, der für manch abstruse und urkomische Situationen sorgt, etwas, das eben auch zum Leben, und möglicherweise auch zum Sterben, dazu gehört. Es gibt also Hoffnung, dass es auf jeden Fall immer weiter gehen wird, und in diesem Sinne hätte man den Akteuren des Films auch immer weiter zusehen können, ohne dass es jemals langweilig werden könnte, denn nichts ist spannender, als das Leben!
Regie: Matthias Glasner
Drehbuch: Matthias Glasner
Kamera: Jakub Bejnarowicz
Schnitt: Heike Gnida
Musik: Lorenz Dangel
Besetzung:
Corinna Harfouch, Lars Eidinger, Hans-Uwe Bauer, Lilith Stangenberg, Robert Gwisdek, Ronald Zehrfeld, Anna Bederke, Saskia Rosendahl
Senator Filmproduktion
2024
183 min.
FSK 16
Deutscher Kinostart: 25. April 2024
Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=cj2uBiqWpl0
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