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Donnerstag, 30. Mai 2024

Im Kino: The End We Start From

Große Regenmassen überfluten das Land und eine junge Frau, die kurz vor der Geburt ihres Babys steht, muss ihr Haus in London und den Vater ihres Kindes fluchtartig verlassen. Eine Rückkehr ist auch nach der Geburt nicht möglich und da das gesamte Land in Flut und Chaos versinkt beginnt für Mutter und Kind eine Odyssee, immer auf der Suche nach einem sicheren Ort…

Was Wassermassen anrichten können, hat sich in letzter Zeit wiederholt auch in einigen Regionen Deutschlands auf schreckliche Weise gezeigt, dass allerdings ein ganzes Land anschließend mit den Auswirkungen einer apokalyptischen Krise konfrontiert wird, mit Hungersnot und einem endzeitlichen Kampf ums nackte Überleben, scheint zurzeit noch etwas weit hergeholt zu sein. Aber genau hierum geht es in diesem Film, der seine Protagonistin immer wieder an Grenzen treibt, die sich niemand vorstellen mag, schon gar nicht eine Mutter mit einem Neugeborenen.

Dass es dann aber trotz der Überflutungen möglich ist, irgendwie das ganze Land – bei dem es sich wohl um England handelt – weitestgehend zu Fuß zu durchqueren, um am Ende wieder in London und dem zu Anfang verlassenen Heim anzukommen, will sich nicht recht erschließen, was die innere Logik der Geschichte beeinträchtigt. Auch lassen sich viele der Entscheidungen, die die Frau trifft, nicht wirklich nachvollziehen, so dass Vieles eher aus rein dramaturgischen denn aus realistischen Gründen geschieht.  

Weil der Fokus fast gänzlich auf der Protagonistin liegt, lastet eine erhebliche Bürde des Films auf Jodie Comer, die der Anforderung auf jeden Fall gerecht wird. Aber für einen ganzen Film reicht die Substanz der Geschichte am Ende nicht, hier helfen auch die Rückblenden nicht wirklich weiter, in denen gezeigt wird, wie sich die Frau und ihr Partner sich einst kennenlernten. Diese Sequenzen werden ziemlich unverbunden eingeflochten und da sie im Grunde nichts zur Handlung beitragen, wirken sie beliebig und eher wie reines Füllmaterial für den Film.

Am Ende ist alles nur noch anstrengend und ohne tatsächlichen Bezug zu dem Geschehen der Naturkatastrophe insgesamt, über die viel zu wenig erzählt wird, und das Interesse am Schicksal der armen Frau und ihrem Baby erlahmt leider immer mehr. Hier hätte die Einbindung in ein Gesamtbild gut getan, dann wären vielleicht auch einige der Implausibilitäten, die das Geschehen durchziehen, nicht so aufgefallen.

 


 Regie: Mahalia Belo

Drehbuch: Alice Birch, Megan Hunter

Kamera: Suzie Lavelle

Schnitt: Arttu Salmi

Musik: Anna Meredith

 

Besetzung:

Jodie Comer, Joel Fry, Ramanique Ahluwalia, Nina Sosanya, Yves Rassou, Katherine Waterston, Mark Strong, Benedict Cumberbatch

 

Universal Studios/ Leonine

2023

102 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 30. Mai 2024

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=LMl5d0gX6n8 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=MciSEbkTkXw (Englisch)

 

Mittwoch, 22. Mai 2024

Im Kino: Furiosa: A Mad Max Saga

In einer wüst und öde gewordenen Welt, in der Wasser, Nahrung, Benzin und vieles mehr knapp ist, lebt die junge Furiosa (zunächst: Alyla Browne, als Erwachsene: Anya Taylor-Joy) in einer letzten grünen und fruchtbaren Oase. Eines Tages wagt sie sich zu weit hinaus und wird von einer wilden Horde von Outlaws entführt. Deren Anführer Dementus (Chris Hemsworth) kämpft mit dem Warlord Immortan Joe (Lachy Hulme) um Vorherrschaft und knappe Ressourcen, dabei gerät Furiosa in dessen Hände und wächst dort zu einer rebellischen jungen Frau heran, die nie den Gedanken an Flucht und Rückkehr in ihr Paradies aufgegeben hat. Noch stärker aber ist ihr Gedanke an Rache, denn Dementus ist für den Tod ihrer Mutter verantwortlich...

Als Prequel zu „Mad Max: Fury Road“ aus dem Jahr 2015 angelegt, wird hier die (Vor)Geschichte der Antiheldin Furiosa erzählt, in der Regisseur George Miller seine Reihe von Endzeitdramen fortspinnt. Das macht er – im wahrsten Sinne des Wortes – furios und es gelingt ihm auch nach so vielen Jahren ein weiteres wuchtiges Spektakel auf die Leinwand zu bringen, das vor allem Freunden und Freundinnen von röhrenden Motoren und bizarren Gefährten in allen Formen und Größen gefallen dürfte.

Bei alldem gibt es sogar eine Handlung, die den Namen verdient, was man nicht von jedem Action-Spektakel sagen kann, dabei liefert Anya Taylor-Joy eine großartige Vorstellung ab. Ihre Furiosa, eine zur Kriegerin herangereifte junge Frau, die wenige Worte macht, dabei auf eindrucksvolle Weise zu kämpfen versteht, beherrscht jede ihrer Szenen allein durch die Ausdruckskraft ihres Blicks und ihrer dunklen Augen, die jederzeit signalisieren, dass man sich besser nicht mit ihr anlegen sollte, was allerdings einige ihrer tumben Gegenspieler nicht immer beherzigen…

Definitiv nichts für Liebhaber des gepflegten Dialogfilms, aber wer auf alle Elemente des George-Miller-Universums steht und Spaß an Action, röhrenden Motoren aus martialischen Gefährten, abgerissenen Typen und einer wilden Endzeitstimmung hat, der wird nicht enttäuscht.

 


 Regie: George Miller

Drehbuch: George Miller, Nick Lathouris

Kamera: Simon Duggan

Schnitt: Eliot Knapman, Margaret Sixel

Musik: Tom Holkenborg

 

Besetzung:

Anya Taylor-Joy, Alyla Browne, Chris Hemsworth, Tom Burke, Lachy Hulme, John Howard, Angus Sampson

 

Warner Bros. Germany

2024

148 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 23. Mai 2024

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=6VEh1gQrGl4 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=lCyOYEjryBA (Englisch)

 

Dienstag, 7. Mai 2024

Im Kino: It’s Raining Men (Iris et les hommes)

Iris Beaulieu (Laure Calamy) ist eine Frau im besten Alter mit gutgehender Zahnarztpraxis, zwei wohlgeratenen Töchtern und einem Mann im ebenfalls besten Alter. Alles könnte perfekt sein, wäre da nicht das mittlerweile zum Erliegen gekommene Sexleben. Eines Tages stößt Iris im Internet auf eine Dating-App für Verheiratete, bei der es nur um eines geht: unverbindliche Sex-Dates. Zunächst gehemmt, stürzt sich Iris in das Abenteuer ihres Lebens und wird dabei immer mutiger, aufgeschlossener und selbstbewusster, eine Tatsache, die auch ihrem Sex-Muffel zu Hause nicht verborgen bleibt…

Was wie eine schmutzige Hausfrauenfantasie klingt, entpuppt sich als erfrischende Komödie mit einer grandios aufgelegten Hauptdarstellerin, die ihr Wiedererblühen in einer Art zweiter Pubertät mitreißend auf den (G)Punkt bringt. Französisch leicht umschifft der Film alle denkbaren Peinlichkeiten und lässt seine Protagonistin frisch, fröhlich und frei ausprobieren, was es auszuprobieren gibt, und das alles ohne explizite Sexszenen, auch ein Kunststück, das man erst einmal hinbekommen muss, Chapeau!

Und bei der Wahl des „deutschen“ Filmtitels nach dem gleichnamigen Song der Weather Girls ist gar nicht mal so schlecht gewählt, wie sich in einem überraschenden netten kleinen Intermezzo zeigt.

Wer also Lust auf einen frivolen, aber stets jugendfreien Schwank hat, und wer bereit ist, etwaige moralisierende Bedenken zur Seite zu wischen, ist hier genau richtig, bei einer leichten Sommerkomödie, die Spaß macht, auch wenn das Ende natürlich recht vorhersehbar ist…

 


 Regie: Caroline Vignal

Drehbuch: Caroline Vignal, Noémie de Lapparent

Kamera: Martin Roux

Schnitt: Charly Cancel

Musik: Benjamin Esdraffo

 

Besetzung:

Laure Calamy, Vincent Elbaz, Suzanne De Baecque, Sylvain Katan, Alexandre Steiger

 

Chapka Films/ La Filmerie/ Leonine

2023

98 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 09. Mai 2024

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=DwP9NdYKbC0 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=NI6LybpziH4 (Französisch)