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Mittwoch, 22. Oktober 2025

Im Kino: Franz K.

Der junge Franz Kafka (Idan Weiss) lebt Anfang des 20. Jahrhunderts in Prag ein zerrissenes Leben zwischen der wenig spannenden Arbeit in einem Versicherungsbüro und seiner heimlichen Sehnsucht nach künstlerischer Entfaltung. Drangsaliert von einem autoritären Vater (Peter Kurth) versucht er sich, ermutigt von seinem Freund Max Brod (Sebastian Schwarz), regelmäßig an Schreibübungen, die bei seinem Umfeld durchaus ankommen, dabei lässt er sich ebenso regelmäßig von jungen Damen den Kopf verdrehen, aber auch im Hinblick auf eine feste Bindung steht er sich immer wieder selbst im Weg…

Der bereits 1924 mit Anfang 40 verstorbene Franz Kafka hat, verglichen mit der Bedeutung seines Schaffens, ein schmales Œvre hinterlassen. Die Sekundärliteratur, die sich mit seinem Werk beschäftigt, übersteigt dieses um ein Vielfaches, während die Bedeutung des Schriftstellers Kafka bis in die Gegenwart unbestritten ist, auch wer vielleicht nichts von ihm gelesen hat, dürfte den Begriff „kafkaesk“ zumindest gehört, vielleicht auch schon selbst verwendet haben. Neben der Beschreibung einer manchmal undurchschaubaren Welt zeichnen sich seine Texte aber auch durch unterschwelligen Humor und zaghafte Poesie aus.

Bei dem Versuch, uns diesen Autor näher zu bringen, bewegt sich der Film auf verschlungenen Pfaden episodenhaft hin und her, streut sogar Einschübe aus der Jetztzeit ein, was zunächst überrascht, sich dann aber durchaus gelungen in die anderen Versatzstücke einfügt, so dass am Ende, auch dank der ausgezeichneten Darstellerriege, aus vielen Puzzle-Teilen ein Bild entsteht, bei dem zwar immer noch ein paar Teile fehlen, man aber durchaus einen Eindruck eines immer noch rätselhaften, widersprüchlichen und sperrigen Menschen bekommt, der sich in einer Zeit und einem Umfeld bewegte, das nicht nur in der Rückschau ebenso zerrissen erscheint, wie er selbst, mit der Vielsprachigkeit und den multikulturellen Einflüssen im damaligen Prag, wobei es allerdings den Nazi-Bezugs im Epilog tatsächlich nicht gebraucht hätte. 

 


 Regie: Agniezska Holland

Drehbuch: Marek Epstein, Marek Epstein

Kamera: Tomasz Naumiuk

Schnitt: Pavel Hrdlicka

Musik: Mary Komasa, Antoni Lazarkiewicz

 

Besetzung:

Idan Weiss, Peter Kurth, Katharina Stark, Carol Schuler, Sebastian Schwarz, Sandra Korzeniak

 

 

Marlene Film Produktion/ X-Filme Creative Pool und Metro-Films

2025

127 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 23. Oktober 2025

 

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=f_uLgdGKL6M

 

 

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