Der Film zeichnet die auf Tatsachen beruhende Geschichte
dieses jungen Mannes nach, der langsam lernt, mit seinem Schicksal fertig zu
werden, während eine ganze Stadt ihn für sich vereinnahmt, weil sie in ihm
ihren Helden sieht, der dem Schrecken des Anschlags ein Gesicht gibt.
Jeff (Jake Gyllenhaal) ist von dieser zusätzlichen Bürde
völlig überfordert, er ist kein Held, er war nur zur falschen Zeit am falschen
Ort und hat genug damit zu tun, mit seinem neuen Leben ohne Beine klarzukommen.
Dabei helfen ihm seine Familie, allen voran die Eltern (Miranda Richardson und
Clancy Brown), einfache Menschen mit dem Herz am richtigen Fleck, aber auch
Erin (Tatiana Maslany), die auf diesem Weg wieder zu ihm zurück zu finden
scheint. Bereits zuvor hatten Jeff und sie sich mehrfach getrennt und wieder
zusammengefunden, und nun muss Erin sich darüber klar werden, ob sie aus Liebe
oder aus Mitleid zu Jeff zurückkehrt. Als sie schwanger wird, scheint ihr die Entscheidung
abgenommen zu werden, aber es ist noch ein langer Weg, der vor den beiden
liegt...
Das Schicksal von Jeff Bauman zeigt, wie schnell sich ein
Leben plötzlich und für immer entscheidend verändern kann. Der Film lässt wenig
Pathos zu, schonungslos und fast dokumentarisch zeigt er Jeffs Leidensweg,
seine Sprach- und Hilflosigkeit und die manchmal übers Ziel hinausschießende
Hilfsbereitschaft seiner Familie, die mit der Situation genauso überfordert
ist, wie er selbst.
Dabei konzentriert sich der Film völlig auf Jeffs
Perspektive, aus diesem Grund erfahren wir zunächst nichts über den Moment der
Explosion, den er offensichtlich aus Selbstschutz verdrängt hat. Wir sehen nur
kurz das verschwommene Bild des Bombenlegers, dem Jeff vor der Tat in die Augen
geblickt hat, so wie er selbst es in Erinnerung hat. Er kann der Polizei mit
einer ziemlich genauen Beschreibung helfen, wer oder was hinter dem Attentat
stand, ist nicht das Thema des Films, ein Ansatz, der gut gewählt ist, denn
dadurch bleibt der Film fokussiert. Erst fast gegen Ende des Films drängt sich
plötzlich die Erinnerung in Jeffs Bewusstsein zurück und mit ihm zusammen
durchleben wir die Wucht der Explosion, hören die Schreie der Verwundeten,
werden Zeuge des Chaos und sehen Jeff mit seinen zerfetzten Beinen in seinem
Blut. Auch dies erhöht die Authentizität des Films, der trotz dieser kurzen
drastischen Sequenz nicht auf vordergründige Schockelemente aus ist. Tat und
Täter und deren Motive oder Terrorismus spielen für den Film keine Rolle, es geht
einzig um das Schicksal von Jeff Bauman, den Jake Gyllenhaal bravourös
verkörpert, um sein Umfeld einschließlich der Stadt Boston, die auf ihre Weise
auch ein Trauma zu verarbeiten sucht, und es geht darum, wie Jeffs den Kampf
zurück in ein Leben meistert, das nie wieder dasselbe sein wird, insofern ist
er am Ende doch ein Held.
Drehbuch: John Pollono b/a der Vorlage von Jeff Bauman und Bret Witter
Kamera: Sean Bobbitt
Schnitt: Dylan Tichenor
Musik: Michael Brook
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Tatiana Maslany, Miranda Richardson, Clancy Brown
Studiocanal
USA 119 min
Kinostart: 19. April 2018
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