Die Saga geht weiter…
Irgendwann in einer nicht so weit entfernten Galaxis sollte
jedes Jahr zu Weihnachten ein neuer Star Wars Film in die Kinos kommen, bis
alle Kinder glauben, dass dies dazu gehört, wie der Weihnachtsmann von Coca
Cola. Nun erscheint schon Mitte des Jahres der nächste Ableger, um den es im
Vorfeld einigen Wirbel gab, nachdem während der bereits laufenden Dreharbeiten
die beiden ursprünglichen Regisseure Phil Lord und Chris Miller von Disney und
Lucasfilm durch den Routinier Ron Howard ersetzt wurden. Dieser Film setzt
nicht die dritte Trilogie fort, sondern liefert die Vorgeschichte des beliebten
Helden Han Solo, ist also zeitlich zwischen den Teilen III und IV angesiedelt.
Der Film bietet wie immer beeindruckende Bilder aus einer
galaktischen Zukunft, taucht aber auch einige Male in erstaunlich fern
zurückliegende Sphären der Vergangenheit ab. Han (Alden Ehrenreich) stammt vom
Planeten Corellia, einem düsteren Ort, wie ihn Charles Dickens nicht besser
hätte entwerfen können. Er schuftet dort, noch ohne Nachnamen, mit Freundin
Qi’ra (Emilia Clarke) und hat den einen Plan: entkommen und der beste Pilot der
Galaxis werden. Die Flucht – eine astreine konventionelle Autoverfolgungsjagd
mit unkonventionellen Fahrzeugen – gelingt nur ihm allein, und das mit der
Pilotenschule wird nichts, weil er zu aufmüpfig ist. Stattdessen landet er in
den Schützengräben eines Krieges, verschlammt und verdammt, mit Bildern, wie
man sie aus dem ersten Weltkrieg kennt, wo er auf ein Verbrecherpärchen trifft:
Beckett (Woody Harrelson) und Val (Thandie Newton). Mit ihnen tut er sich
zusammen und es folgen eine Reihe von Abenteuern, bei denen ein
James-Bond-artiger Bösewicht (Paul Bettany), Hans ehemalige Freundin Qi’ra,
undurchsichtig und unnahbar, sowie der äußerst wertvolle Treibstoff Coaxium
eine die Handlung vorantreibende Rolle spielen. Zwischendurch wird man gefühlt
in einen Western zurückversetzt, als ein – allerdings futuristischer - Zug in
einer durchaus atemberaubenden Sequenz überfallen wird, es gibt Pokerrunden wie
einst im Saloon und Han bringt sich in Pistolero-Manier in Stellung – die
Mythen der Vergangenheit funktionieren in der Zukunft halt immer noch.
Letztlich ist in diesem Film alles darauf angelegt, die fehlenden Puzzleteile aus Han Solos Vergangenheit einzufügen. Wir erfahren, wie er zu seinem Nachnamen kommt, wie er sein Schiff, den Millenium Falcon, dem Glücksritter Lando Calrissian (Donald Glover) abluchst, er macht den Kessel Run, kurzum, er zeigt, wie er wurde, was ihn ab dem vierten Teil der Saga zu einem der beliebtesten Charaktere gemacht hat. Vor allem aber werden wir Zeuge, wie die Freundschaft zwischen Han und seinem treuen Kumpel, dem Wookiee Chewbacca (Joonas Suotamo) begann, für Chewbacca-Fans ein echtes Highlight, denn der haarige Wookiee ist einer der Sympathieträger des Films.
Alden Ehrenreich tritt ein zugegebenermaßen schweres Erbe
an, an ihm werden sich die Geister sicher scheiden. Für meinen Geschmack nimmt
er sich und seine Rolle eine Spur zu ernst, ihm fehlt die Leichtigkeit, das
Augenzwinkern, das Harrison Ford der Figur des Solo gegeben hat, aber auch er
teilt wahrscheinlich nur das Schicksal der kommenden Schauspielergenerationen,
die lediglich als Statthalter für eine bestimmte Zeit dienen, während die
Charaktere, die sie darstellen auf ewig weiter leben. Die neu eingeführten
Charaktere, vor allem Landos Droide L3-37 (Phoebe Waller-Bridge) geben einen frischen
und originellen Einstand, sterben aber leider allzu schnell einen (heroischen)
Tod.
Am Ende ist der Film kein wegweisendes Meisterwerk der Filmgeschichte geworden, aber er ist durchweg unterhaltsam, mit gewohnter
technischer Präzision und mitreißenden Bildern, das Star Wars-Gefühl kommt auf jeden Fall auf. Vorsicht ist allerdings geboten, sollte aus diesem Spin-Off
eine weitere Reihe kreiert werden, vielleicht ist sogar die Bereitschaft der Star Wars Gemeinde dabei mitzugehen irgendwann erschöpft, wenn eine Geschichte auch einmal
auserzählt ist.
Copyright Fotos: 2017 Lucasfilm Ltd. & ™, All Rights Reserved.
Regie: Ron Howard
Drehbuch: Jonathan & Lawrence Kasdan b/a George
Lucas
Kamera: Bradford Young
Schnitt: Pietro Scalia
Musik: John Powell
Darsteller:
Han Solo – Alden Ehrenreich
Chewbacca – Joonas Suotamo
Beckett – Woody Harrelson
Qi'ra - Emilia Clarke
Lando Calrissian – Donald Glover
Dryden Vos – Paul Bettany
Thandie Newton, Phoebe Waller-Bridge, Linda Hunt (voice),
Jon Favreau (voice)
Lucasfilm/ Walt Disney Pictures
USA 135 min.
Deutscher Kinostart: 24. Mai 2018
FSK 12
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