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Dienstag, 22. Mai 2018

Film-Rezensionen: Solo - A Star Wars Story


Die Saga geht weiter…
Irgendwann in einer nicht so weit entfernten Galaxis sollte jedes Jahr zu Weihnachten ein neuer Star Wars Film in die Kinos kommen, bis alle Kinder glauben, dass dies dazu gehört, wie der Weihnachtsmann von Coca Cola. Nun erscheint schon Mitte des Jahres der nächste Ableger, um den es im Vorfeld einigen Wirbel gab, nachdem während der bereits laufenden Dreharbeiten die beiden ursprünglichen Regisseure Phil Lord und Chris Miller von Disney und Lucasfilm durch den Routinier Ron Howard ersetzt wurden. Dieser Film setzt nicht die dritte Trilogie fort, sondern liefert die Vorgeschichte des beliebten Helden Han Solo, ist also zeitlich zwischen den Teilen III und IV angesiedelt.
Der Film bietet wie immer beeindruckende Bilder aus einer galaktischen Zukunft, taucht aber auch einige Male in erstaunlich fern zurückliegende Sphären der Vergangenheit ab. Han (Alden Ehrenreich) stammt vom Planeten Corellia, einem düsteren Ort, wie ihn Charles Dickens nicht besser hätte entwerfen können. Er schuftet dort, noch ohne Nachnamen, mit Freundin Qi’ra (Emilia Clarke) und hat den einen Plan: entkommen und der beste Pilot der Galaxis werden. Die Flucht – eine astreine konventionelle Autoverfolgungsjagd mit unkonventionellen Fahrzeugen – gelingt nur ihm allein, und das mit der Pilotenschule wird nichts, weil er zu aufmüpfig ist. Stattdessen landet er in den Schützengräben eines Krieges, verschlammt und verdammt, mit Bildern, wie man sie aus dem ersten Weltkrieg kennt, wo er auf ein Verbrecherpärchen trifft: Beckett (Woody Harrelson) und Val (Thandie Newton). Mit ihnen tut er sich zusammen und es folgen eine Reihe von Abenteuern, bei denen ein James-Bond-artiger Bösewicht (Paul Bettany), Hans ehemalige Freundin Qi’ra, undurchsichtig und unnahbar, sowie der äußerst wertvolle Treibstoff Coaxium eine die Handlung vorantreibende Rolle spielen. Zwischendurch wird man gefühlt in einen Western zurückversetzt, als ein – allerdings futuristischer - Zug in einer durchaus atemberaubenden Sequenz überfallen wird, es gibt Pokerrunden wie einst im Saloon und Han bringt sich in Pistolero-Manier in Stellung – die Mythen der Vergangenheit funktionieren in der Zukunft halt immer noch.

Letztlich ist in diesem Film alles darauf angelegt, die fehlenden Puzzleteile aus Han Solos Vergangenheit einzufügen. Wir erfahren, wie er zu seinem Nachnamen kommt, wie er sein Schiff, den Millenium Falcon, dem Glücksritter Lando Calrissian (Donald Glover) abluchst, er macht den Kessel Run, kurzum, er zeigt, wie er wurde, was ihn ab dem vierten Teil der Saga zu einem der beliebtesten Charaktere gemacht hat. Vor allem aber werden wir Zeuge, wie die Freundschaft zwischen Han und seinem treuen Kumpel, dem Wookiee Chewbacca (Joonas Suotamo) begann, für Chewbacca-Fans ein echtes Highlight, denn der haarige Wookiee ist einer der Sympathieträger des Films.

Alden Ehrenreich tritt ein zugegebenermaßen schweres Erbe an, an ihm werden sich die Geister sicher scheiden. Für meinen Geschmack nimmt er sich und seine Rolle eine Spur zu ernst, ihm fehlt die Leichtigkeit, das Augenzwinkern, das Harrison Ford der Figur des Solo gegeben hat, aber auch er teilt wahrscheinlich nur das Schicksal der kommenden Schauspielergenerationen, die lediglich als Statthalter für eine bestimmte Zeit dienen, während die Charaktere, die sie darstellen auf ewig weiter leben. Die neu eingeführten Charaktere, vor allem Landos Droide L3-37 (Phoebe Waller-Bridge) geben einen frischen und originellen Einstand, sterben aber leider allzu schnell einen (heroischen) Tod.

Am Ende ist der Film kein wegweisendes Meisterwerk der Filmgeschichte geworden, aber er ist durchweg unterhaltsam, mit gewohnter technischer Präzision und mitreißenden Bildern, das Star Wars-Gefühl kommt auf jeden Fall auf. Vorsicht ist allerdings geboten, sollte aus diesem Spin-Off eine weitere Reihe kreiert werden, vielleicht ist sogar die Bereitschaft der Star Wars Gemeinde dabei mitzugehen irgendwann erschöpft, wenn eine Geschichte auch einmal auserzählt ist. 

Copyright Fotos: 2017 Lucasfilm Ltd. & ™, All Rights Reserved.




Regie: Ron Howard 
Drehbuch: Jonathan & Lawrence Kasdan b/a George Lucas  
Kamera: Bradford Young
Schnitt: Pietro Scalia 
Musik: John Powell  
Darsteller:
Han Solo – Alden Ehrenreich 
Chewbacca – Joonas Suotamo 
Beckett – Woody Harrelson
Qi'ra - Emilia Clarke 
Lando Calrissian – Donald Glover 
Dryden Vos – Paul Bettany
Thandie Newton, Phoebe Waller-Bridge, Linda Hunt (voice), Jon Favreau (voice)

Lucasfilm/ Walt Disney Pictures 
USA 135 min. 
Deutscher Kinostart: 24. Mai 2018
FSK 12

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