Deadpool-Freunde kommen auf ihre Kosten, dieser Film setzt
die eingeschlagene Richtung fort und liefert reihenweise infantile,
geschmacklose und oft brüllend komische Gags (gilt, wie gesagt, für Freunde des
rotgewandeten, plappernden Berserkers, die anderen sitzen ja im Kino nebenan).
Action und Sprache sind wieder alles andere als weichgespült, viele bekannte
Elemente werden aufgegriffen, wirken dennoch immer noch erstaunlich frisch,
weil der Film nichts und niemanden ernst zu nehmen scheint, am allerwenigsten
sich selbst. Man könnte sich die Frage stellen, ob das subversive Durch-den-Kakao-Ziehen
von allem, was dem geneigten Zuschauer heilig ist, seien es Superhelden- oder
Actionfilme, das Filmemachen an sich und was dort so zum Geschäft gehört, und
vor allem natürlich die lieben Mutantenkollegen aus dem X-Men-Franchise, noch
subversiv ist, wenn man selbst Teil des Business ist – man kann es aber auch
lassen und sich einfach auf den Film konzentrieren, um keinen der Gags und
Seitenhiebe in alle Richtungen zu verpassen. Wir begegnen vertrauten Figuren
wieder – Taxichauffeur Dopinder, Blind Al, Weasel, Colossus und Vanessa (Morena
Baccarin) – und lernen ein paar neue Charaktere kennen, während Deadpool davon
fantasiert, nach einem Liebesfilm nun einen Familienfilm zu präsentieren. Auch
in diesem Film durchbricht er immer wieder die vierte Wand, um sich direkt an das
Publikum zu wenden – er kann einfach nie die Klappe halten.
Die Handlung ist schnell erzählt: Deadpool (Ryan Reynolds)
versucht sich als X-Men-Azubi, und vermasselt es.
Etwas ausführlicher: Deadpool, der gerade einen weiteren harten Schicksalsschlag erlitten hat, soll den jungen, von Aggressionsschüben heimgesuchten feuerschleudernden Mutanten Russell (Julian Dennison) ruhigstellen, während Cable (Josh Brolin), ein Kämpfer aus der Zukunft (Terminator lässt grüßen…) den Jungen zu eliminieren versucht, bevor dieser als Erwachsener Cables Familie töten kann. Deadpool, der krebskranke infantile Zyniker, hat, wie man bereits weiß, seine weiche Seite, nimmt sich des Jungen an und stellt ein Team im Kampf gegen Cable zusammen. Das Team scheitert kläglich, dann bekommt Russell plötzlich Hilfe von unerwarteter Seite, die Kampflinien verschieben sich, Deadpool und Cable müssen sich zusammenraufen und tragen einen epischen Kampf um die Seele des Jungen aus. Nee, keine Angst, so schwülstig wird es natürlich nicht, die Deadpool-Linie wird gehalten, schrill, laut, heftig und mit so viel Augenzwinkern, dass es schmerzt.
Es gibt aber auch durchaus ernste Untertöne, Werte wie
Liebe, Freundschaft und vor allem Familie werden hochgehalten, und das ist dann
ausnahmsweise mal kein Witz. Am Ende bekommt Deadpool dann die Möglichkeit,
einmal das Raum-Zeit-Kontinuum durcheinander zu bringen, und er nutzt diese
Gelegenheit zu einem schrägen Rundumschlag gegen einige – vor allem auch eigene
– Fehltritte der Vergangenheit.
Der ständige Bruch mit allen erwartbaren Konventionen, die
für ein Werk dieses Genres gelten, die Selbstreferenzialität und die
Seitenhiebe gegen politische Korrektheit, Sexismus oder Rassismus, machen den
Film zu einem Spaß – nicht gerade für Groß und Klein, aber für alle, die im
ganzen Superheldenüberfluss einen frischen Ansatz suchen. Und noch einmal: wer
mit diesem Genre absolut nix am Hut hat, geht nicht in diesen Film, nur um sich
hinterher darüber zu entrüsten! Ob die Reihe einen dritten Film verträgt, sei
dahingestellt, für dieses Mal funktioniert das Konzept jedenfalls noch.
Regie: David Leitch
Drehbuch: Rhett Resse,
Paul Wernick, Ryan Reynolds,
b/a den Marvel Comics
Kamera: Jonathan Sela
Musik: Tyler Bates
Produktion: u.a. Simon Kinberg, Lauren Schuler
Donner, Stan Lee, Jonathon Komack Martin, Ryan Reynolds
Darsteller:
Wade/ Deadpool: Ryan Reynolds
Nathan Summers/ Cable: Josh Brolin
Vanessa: Morena Baccarin
Russell: Julian Dennison
Domino: Zazie Beetz
Negasonic Teemage Warhead: Brianna Hildebrand
Weasel: T.J. Miller
Dopinder: Karan Soni
Bill Sarsgard, Eddie Marsan, Leslie Uggams, Stefan Capicic,
Terry Crews,
USA 159 min.
FSK 16
Kinostart: 17. Mai 2018
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