In der (fiktiven) japanischen Stadt Megasaki hat die
Hundepopulation explosionsartig zugenommen. Hinzu kommt, dass die unter Hunden
grassierende Hundegrippe und das Schnauzenfieber auf Menschen überzugreifen
drohen, Grund genug für Bürgermeister Kobayashi, Maßnahmen zu ergreifen. Ab
sofort werden alle Hunde zu unerwünschten Kreaturen erklärt und, egal ob
Heimtier oder Streuner, auf eine Insel weit außerhalb verfrachtet: Trash Island
wird zur Exilkolonie für den einstmals besten Freund des Menschen.
Trash Island ist das, was der Name impliziert, eine
Mülldeponie, und hier müssen alle Hunde sehen, wie sie zurecht kommen, während
Katzen ihre Stellung flächendeckend bei den Menschen einnehmen, gefördert durch
den Kobayashi-Clan.
Eines Tages legt eine Miniatur-Junior-Turboprop auf Trash
Island eine Bruchlandung hin, an Bord der zwölfjährige Atari auf der Suche nach
seinem Hund Spots. Er trifft auf eine Gruppe von Hunden, die sich mehr schlecht
als recht auf der Insel durchschlagen. Hin und wieder träumen Rex, Boss, King
und Duke noch von ihrem alten Leben, und versuchen, sich ein Stück ihrer Würde zu bewahren, während Chief, ein ehemaliger Streuner,
auch früher keine Annehmlichkeiten kannte, und daher den richtigen „Biss“ hat,
um auf der Insel zu überleben. Alle fünf kennen Ataris Hund Spots zwar nicht,
Hunde und Mensch sprechen auch nicht dieselbe Sprache, dennoch verstehen sie,
weshalb Atari auf ihre Insel gekommen ist und sind sofort bereit, ihm bei
seiner Mission zu helfen.
Atari ist der elternlose Ziehsohn von Bürgermeister Kobayashi
und Spots war sein Bodyguard-Hund, aber auch diese Stellung konnte ihn nicht
davor schützen, nach Trash Island deportiert zu werden. Auf ihrer Suche erleben
Atari und seine Hundekumpel eine Reihe von aufregenden Abenteuern, es gibt
Begegnungen mit weiteren Hunden, wie der Show-Hündin Nutmeg, dem weisen Jupiter
und seinem Berater namens Oracle, und nach und nach kommt man dem Verbleib von
Spots auf die Spur. Währenddessen sorgt eine Austauschschülerin namens Tracy in
Megasaki und im ganzen Land für zivilen Ungehorsam. Sie setzt sich für die
verbannten Hunde ein und zusammen mit einer Schar aufgewiegelter Mitstreiter
deckt sie ein unerhörtes Komplott auf, mit Bürgermeister Kobayashi an dessen
Spitze, und es wird der wahre Grund für den plötzlich ausgerufenen Hundehass
enthüllt.
Wes Anderson hat einen zauberhaften Film geschaffen, seine
durch die Stop-Motion-Technik animierten Figuren leben und jeder einzelne Hund
wird zu einer unverwechselbaren Persönlichkeit. Die auftretenden Menschen haben
eine eher holzschnittartige Textur, dennoch sind auch sie aufwändig und
liebevoll in Szene gesetzt, so hat Tracy zum Beispiel 320 Sommersprossen, von
denen jede zu wandern beginnt, wenn sie lächelt.
Schauplatz der Story ist ein von Anderson eigenwillig interpretiertes
Japan, hierbei hat er sich nach eigener Aussage sowohl von der japanischen
Comic- und Popkultur als auch von den Großmeistern des japanischen Kinos,
allen voran Akira Kurosawa inspirieren lassen. Er hat sich dafür
entschieden, seine Geschichte bilingual zu erzählen, d.h. alle japanischen
Charaktere sprechen Japanisch, die englischsprachige Tracy sorgt vielfach für
eine Übersetzung, während das Gebell der Hunde in der Originalfassung
automatisch auf Englisch erfolgt – angesichts der imposanten Riege von Synchronsprechern
eigentlich ein Muss, sich den Film in eben dieser Originalfassung anzuschauen.
Wie im echten Leben sprechen Atari und die Hunde also keineswegs dieselbe
Sprache, verstehen sich aber über die universale Verbindung, die es seit
Urzeiten zwischen Mensch und Hund gibt.
Die Geschichte kann man als Allegorie sehen, ein Gleichnis
über die Ausgrenzung von Mitbewohnern, mit denen man zuvor in Eintracht und
Harmonie gelebt hat, das Aussondern, Abschieben und Einsperren einer in Ungnade
gefallenen Gruppe – muss man aber nicht. Vielleicht ist es auch nur eine
Geschichte über einen kleinen Jungen und die Liebe zu seinem Hund, die durch
nichts zu erschüttern ist.
„Isle of Dogs“ war der vielbeachtete Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale und wird bei seinem Kinostart viele Hundefreunde - aber hoffentlich nicht nur die - begeistern.
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson b/a story von Wes Anderson, Roman Coppola, Jason Schwartzman, Kunichi Nomura
Drehbuch: Wes Anderson b/a story von Wes Anderson, Roman Coppola, Jason Schwartzman, Kunichi Nomura
Leiter Animation: Mark Waring
Leiter Puppenabteilung: Tim Ledbury
Musik: Alexandre Desplat
Stimmen im Original von: Bryan Cranston, Koyu Rankin,
Edward Norton, Scarlett Johansson, Bob Balaban, Bill Murray, Jeff Goldblum,
Harvey Keitel, F. Murray Abraham, Tilda Swinton, Yoko Ono, Kunichi Nomura,
Greta Gerwig, Frances McDormand, Akira Ito, Liev Schreiber, Ken Watanabe
Fox Searchlight/Indian Paitbrush
100 min.
Kinostart: 10. Mai 2018
100 min.
Kinostart: 10. Mai 2018
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