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Mittwoch, 12. Februar 2020

Film-Rezensionen: Tommaso und der Tanz der Geister (Tommaso)


Der alternde amerikanische Künstler Tommaso (Willem Dafoe) lebt mit seiner jungen Frau Nikki (Christina Chiriac) und der kleinen Tochter Deedee (Anna Ferrara) in Rom. Sein Leben hat er komplett neu ausgerichtet, zwar versucht er, hin und wieder an einem neuen Filmprojekt zu arbeiten, aber die meiste Zeit des Tages verbringt er mit Italienisch- und Yogakursen, geht einkaufen und kocht für die Familie. Doch auf Dauer scheint das Leben als Hausmann ihn zu überfordern und die Künstlerseele lässt sich nicht einfach unterdrücken, sondern drängt immer fordernder auf Erfüllung. Als dann noch Nikki ihre Rolle nicht so zu spielen bereit ist, wie er es sich vorstellt, gerät Tommaso komplett aus der Balance und wie in einem Fiebertraum entlädt sich eines Tages gewaltsam sein ganzer Frust.

Abel Ferrara präsentiert mit diesem Film ein sehr persönliches Werk, in dem er seine Frau und seine eigene Tochter neben Willem Dafoe agieren lässt, der genau wie Ferrara tatsächlich in Rom lebt und als Ferraras Alter Ego eine gewohnt intensive Vorstellung als ruheloser und zerrissener Künstler gibt. Was wie eine möglicherweise heilsame Therapie für alle am Film Beteiligten wirkt, ist für den Zuschauer ein irritierender Blick durch ein Schlüsselloch, der stellenweise sehr voyeuristisch anmutet. So genau will man es gar nicht wissen, zumal die Figuren nicht wirklich sympathisch wirken und so eine viel zu große Distanz zwischen den Akteuren und dem Zuschauer entsteht. Die Wehmut und der Zorn eines alternden Mannes, der sich durch eine neue kleine Familie seine Jugend zurückzuholen scheint und daran scheitert, lassen sich zwar nachvollziehen, Interesse oder gar Empathie kommt jedoch leider nur an wenigen Stellen des fast zwei Stunden dauernden Films auf.


Regie: Abel Ferrara
Drehbuch: Abel Ferrara
Kamera: Peter Zeitlinger
Schnitt: Fabio Nunziata
Musik: Joe Delia

Darsteller:
Willem Dafoe, Anna Ferrara, Christina Chiriac

 Neue Visionen Filmverleih
2019
115 min.
Deutscher Filmstart: 13. Februar 2020

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