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Mittwoch, 14. Oktober 2020

Im Kino: Mrs. Taylor's Singing Club (Military Wives)

Die britische Offiziersgattin Kate Taylor (Kristin Scott Thomas) lebt während des Auslandseinsatzes ihres Mannes in der mehr oder weniger geschlossenen Gemeinschaft eines Armeestützpunktes irgendwo in Großbritannien. Sie und die anderen Angehörigen haben sich daran gewöhnt, immer in Angst um ihre Partner zu leben und um die Situation etwas erträglicher zu gestalten, lenkt man sich bei diversen Freizeitaktivitäten ab. Als eines Tages die Idee aufkommt, einen Chor zu gründen, geraten Kate und ihre Mitstreiterin Lisa (Sharon Horgan) heftig aneinander, weil beide Damen höchst unterschiedlich an die Aufgabe herangehen. Ein Wettbewerb, an dem zahlreiche andere Chöre teilnehmen, treibt ihren Streit auf die Spitze und sie müssen sich irgendwie zusammenraufen, um ihr gemeinsames Ziel, bei diesem Wettbewerb gut abzuschneiden, zu erreichen.

Der Film gibt einen Einblick in einen unbekannten Teil des Armeelebens. Hat man es sonst immer mit den Sorgen und Nöten der kämpfenden Truppe zu tun, erlebt man hier einmal hautnah, was es für die zurückbleibenden Angehörigen bedeutet, immer in der Ungewissheit und Sorge um den geliebten Partner zu sein. Wenn in einer Szene ein Wagen in der Siedlung hält, dem ein Uniformierter und ein Pfarrer entsteigen, ist sofort klar, was dies bedeutet, da geht es nicht darum, was passiert ist, sondern nur, an welcher Haustür sie klingeln werden, ein Moment ohne falsches Pathos, voller Trauer und Bitterkeit, der den Film plötzlich zu einer eigenen Art von Antikriegsfilm macht.

Der Grundton des Films ist dennoch ein heiterer, wenn auch die Streitigkeiten und Eifersüchteleien untereinander und vor allem die Dramaturgie des Endes einer vorhersehbaren Routine folgen, insgesamt machen Chorgesang und Musik viel Spaß. Dabei orientiert sich die Handlung um die Gründung des Chores an einer wahren Begebenheit, die zu einer weltweiten Bewegung von singenden Armeeangehörigen geführt hat, wie man am Ende des Films erfährt, eine Geschichte, die trotz des ernsten Hintergrundes ihre Leichtigkeit bewahrt und im wahrsten Sinne des Wortes ein Loblied auf die mutmachende Kraft und Schönheit von Musik und insbesondere den gemeinsamen Gesang in der Gemeinschaft anstimmt. Jammerschade, dass ausgerechnet Letzterer durch Covid-19 fast vollständig zum Verstummen gebracht wurde, eine besondere Perfidie dieses an Gemeinheiten nicht armen Virus!

 


Regie: Peter Cattaneo

Drehbuch: Rosanne Flynn, Rachel Tunnard

Kamera: Hubert Taczanowski

Schnitt: Anne Sopel, Lesley Walker

Musik: Lorne Balfe

 

Darsteller:

Kristin Scott Thomas, Sharon Horgan, Greg Wise, Jason Flemyng

 

GB 2019

Leonine

FSK 6

112 min.

Deutscher Kinostart: 15. Oktober 2020

 

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