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Donnerstag, 21. Oktober 2021

Im Kino: Cry Macho

Der alte Haudegen Mike Milo (Clint Eastwood), ehemaliger Cowboy und Rodeoreiter, erhält von seinem Ex-Boss Howard Polk (Dwight Yoakam) den Auftrag, dessen unehelichen Sohn Rafo (Eduardo Minett) aus Mexiko nach Texas zu bringen. Mike macht sich in seinem klapprigen Truck auf den Weg, spürt den von dessen Mutter Leta (Fernanda Urrejola) als renitent und wild beschriebenen Jungen auf und nimmt ihn und dessen Kampf-Hahn „Macho“ mit. Rafo entpuppt sich als eher zahm und zwischen ihm und Mike entwickelt sich auf der Fahrt eine Beziehung, die dem Jungen nach und nach zeigt, was es mit dem von ihm so verehrten Machotum wirklich auf sich hat und was nicht. Verfolgt werden sie dabei von Letas Handlangern, außerdem machen sie die Bekanntschaft der ihnen zugetanen Witwe Marta (Natalia Traven), immer begleitet von einem gut aufgelegten „Macho“…

Clint Eastwood legt mit nunmehr 91 Jahren ein weiteres Alterswerk unter seiner Regie vor, in dem er auch die Hauptrolle übernommen hat. Das Roadmovie plätschert ruhig und bedächtig dahin und Eastwood hat sich ein paar nette lakonische Sprüche ins Drehbuch schreiben lassen, daneben werden kontrapunktisch Altersweisheiten gegen jugendliche Sprüche gesetzt, nicht immer originell, aber geprägt von einer berührenden Menschlichkeit, alles wunderbar transportiert durch den zerfurchten, gleichermaßen zerbrechlich wie zäh wirkenden Eastwood .

Der Film an sich tut niemandem weh, ergeht sich allerdings ein bisschen zu sehr in trivialen Erkenntnissen und einem allzu vorhersehbaren Gang der Handlung, die im Jahr 1979 angesiedelt ist. Mikes Vergangenheit weist die üblichen Eckpunkte auf: ehrlicher, rechtschaffener ganzer Kerl mit Erfolg als Rodeoreiter verliert Frau und Familie auf tragische Weise, stürzt ab in Alkohol und Selbstmitleid und berappelt sich am Ende wieder, weil er ein ehrlicher, rechtschaffener ganzer Kerl ist. Hier hätte ein wenig Abweichen vom üblichen Klischee gut getan, ebenso wie etwas originellere Dialoge, die man vor allem dem jungen Eduardo Minett hätte gönnen können. Seine Rolle bleibt leider farblos und fad, hier wäre mehr drin gewesen, wobei diese Schwäche von Hahn „Macho“ genial ausgebügelt wird, der eine grandiose Vorstellung abliefert!

Für Freunde des gepflegten Roadmovies, die sich einmal mehr an Clint Eastwoods Alterslakonie erfreuen möchten, ein Film ohne große Höhen und Tiefen, dabei aber berührend und menschlich. Eastwood, der den Film bereits vor 40 Jahren machen wollte, hat sich dieses Projekt nun doch noch gegönnt, Hut ab davor, in diesem Alter noch einen Film zu stemmen, das ist aller Ehren wert!

 


 

Regie: Clint Eastwood

Drehbuch: Nick Schenk, N. Richard Nash, b/a Buch von N. Richard Nash

Kamera: Ben Davis

Schnitt: David S. Cox, Joel Cox

Musik: Mark Mancina

 

Besetzung:

Clint Eastwood, Eduardo Minett, Dwight Yoakam, Natalia Traven, Fernanda Urrejola

 

USA 2021

104 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 21. Oktober 2021

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=cjyEKSzWNWQ (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=JVc8SI5CAKw (Englisch)

 

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