Blog-Archiv

Donnerstag, 17. Februar 2022

Im Kino: Der Pfad

Im Jahr 1940 versucht der Journalist Ludwig Kirsch (Volker Bruch) der drohenden Verhaftung durch die Nazis zu entgehen und verlässt Deutschland mit seinem Sohn Rolf (Julius Weckauf), um der bereits ausgereisten Mutter (Anna-Maria Mühe) nach Amerika zu folgen. Ihnen bleibt im bereits weitgehend von den Deutschen besetzten Europa nur der Weg von Südfrankreich über einen Pyrenäenpfad nach Spanien, geführt werden sollen sie von einem einheimischen zwölfjährigen Mädchen namens Núria (Nonna Cardoner). Als Rolf darauf besteht, seinen kleinen Hund mitzunehmen erweist sich dies als verhängnisvolle Idee...

„Der Pfad“ beginnt als Vater-Sohn-Geschichte, wird jedoch alsbald zu einem Film über zwei Kinder und einen Hund auf der Flucht vor den Nazis. Es erfordert einigen Mut, die Handlung mehr oder weniger komplett in die Hände von Kindern zu legen, und die Prämisse, wie es Rolf gelingt, seinen geliebten Hund Adi mitzunehmen, erscheint auch ein klein wenig unglaubwürdig. Trotzdem ist ein anrührendes und durchaus spannendes Werk herausgekommen, das auch ein Publikum im gleichen Alter wie die Protagonisten ansprechen dürfte.

Die jungen Darsteller schaffen es tatsächlich, den ganzen Film zu tragen, der bereits filmerfahrene Julius Weckauf, der schon als Miniausgabe von Hape Kerkeling in "Der Junge muss an die frische Luft“ glänzte, überzeugt auch hier mit einer Mischung aus lausbubenhafter Verschmitztheit und rührender Ernsthaftigkeit. Seine erfrischende Natürlichkeit hilft über so manche Klippe hinweg, aber auch die Newcomerin Nonna Cardoner überzeugt mit der Entwicklung ihrer Figur der Núria von einem anfangs verschlossenen und misstrauischen Mädchen, das mit Rolfs Hilfe ein wenig von ihrer kindlichen Unbefangenheit zurückgewinnt. Als Hilfsmittel dient hierfür Erich Kästners Buch „Der 35. Mai“, das Rolf im Gepäck hat und aus dem er immer wieder kleine Episoden erzählt, die der realistischen Núria anfangs völlig unsinnig erscheinen, bis sie sich allmählich doch von dem Charme einer für sie zunächst fremden Fantasiewelt einfangen lässt.

Die dramatischen Höhepunkte des Films sind insgesamt gut gesetzt und auch wenn bestimmte Dinge vorhersehbar sind, gelingt es, trotz des ernsten Hintergrunds, eine fast heitere Leichtigkeit zu schaffen, was im Hinblick auf ein jugendliches Publikum auf jeden Fall angemessen ist. Erwachsene Zuschauer und Zuschauerinnen hingegen werden eindrucksvoll daran erinnert, was Flucht und Vertreibung bedeuten, einem leider immer noch aktuellen Thema.   

 


 Regie: Tobias Wiemann

Drehbuch: Rüdiger Bertram, Jytte-Merle Böhrnsen, b/a Roman „Der Pfad – Die Geschichte einer Flucht in die Freiheit“ von Rüdiger Bertram

 

Besetzung:

Julius Weckauf, Nonna Cardoner, Volker Bruch, Bruna Cusí, Mytte-Merle Borhnsen, Lucas Prisor, und Anna-Maria Mühe

 

Warner Bros. Germany

D/ Esp 2021

99 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 17. Februar 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=yFqzuORoeW4

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen