Der belgische Detektiv Hercule Poirot (Kenneth Branagh) kommt nicht einmal im Urlaub zur Ruhe: Bei einer Kreuzfahrt auf dem Nil wird die junge Frau eines frisch vermählten, in den Flitterwochen befindlichen Ehepaares ermordet. Während sich Poirot um die Lösung des Falles bemüht, sterben weitere Reisende, die dem Mörder offensichtlich zu nahe gekommen sind…
Kenneth Branagh hat seine aktuelle Adaption eines Agatha-Christie-Klassikers in bewährter Weise mit sich selbst in der Hauptrolle inszeniert. Der Film beginnt diesmal allerdings überraschend düster und weicht kurz von seinem vertraut-nostalgischen Wohlfühlambiente ab, indem er einen Abstecher in die Schützengräben des Ersten Weltkriegs macht, wo der Soldat Poirot bereits seinen auf genauen Beobachtungen beruhenden Scharfsinn unter Beweis stellt und schließlich die Erklärung für seinen ausladenden Schnurrbart geliefert wird. Danach plätschert die Handlung dann aber trotz der Morde wieder gewohnt bedächtig und nostalgisch-plüschig dahin. Wer dies mag, wird sich an dieser Neuverfilmung durchaus erfreuen können, denn der Film folgt den klassischen Mustern der Verbrechensaufklärung, bei der der scharfsinnige Detektiv am Ende unter allen versammelten Verdächtigen den Täter herauspickt und die Geschichte, die zu dessen Tat führte, genüsslich aufdröselt.
Bereits 2019 gedreht und wegen verschiedener Umstände – pandemiebedingte Kinoschließungen, aber auch ungeklärte Missbrauchsvorwürfe gegen Armie Hammer – immer wieder verschoben, kommt das in 65mm Panavision-Optik gefilmte Werk nun endlich in die Kinos. Unterstützt von einer Riege namhafter Akteure wurde teilweise an Original-Orten in Ägypten gedreht, aber die klassischen Schauplätze wirken am Ende doch immer eine Spur zu glatt und sauber, was eher auf Studionachbauten hindeutet. Sei’s drum, die Bilder sind durchaus schön anzusehen, die Geschichte ist spannend und kann – wenn man sie noch nicht kennt – überraschen, wer diese Art eher altmodischer Kriminalgeschichten in mondänem Ambiente mag, wird auf seine Kosten kommen, ob es unbedingt einer Neuverfilmung bedurft hätte, ist eine andere Frage.
Fraglich bleibt auch, weshalb in Branaghs Remake „Mord im Orientexpress“ Poirot am Ende zu einem Mordfall nach Ägypten gerufen wird, wenn es ein Hinweis auf den aktuellen Film sein sollte, so macht dies keinen Sinn, denn der Mord auf dem Nil geschieht erst, als Poirot bereits an Bord ist…
Regie: Kenneth Branagh
Drehbuch: Michael Green, b/a Roman von Agatha Christie
Kamera: Haris Zambarloukos
Schnitt: Úna Ní Dhonghaíle
Musik: Patrick Doyle
Besetzung:
Kenneth Branagh, Tom Bateman, Annette Bening, Armie Hammer, Gal Gadot, Russell Brand,
20th Century Studios/ Walt Disney Studios
GB/ USA 2022
127 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 10. Februar 2022
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=lsbXrnFWynI (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=JM1U-Whb-P0 (Englisch)
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