Die Geschichte des Hauses Crawley geht weiter. Nach der erfolgreichen TV-Serie mit 52 Episoden in sechs Staffeln und einem ersten abendfüllenden Spielfilm, in dem König George V nebst Gattin auf einer royalen Tour durchs Land in Downton Abbey Station machte, schreiben wir nun das Jahr 1928, und Downton Abbey wird Schauplatz einer Filmproduktion, worüber nicht alle begeistert sind, aber man braucht das Geld, so ein Landsitz ist schwer zu unterhalten. Eine Überraschung hält die betagte Großmutter Violet (Maggie Smith) bereit, sie hat eine Villa in Südfrankreich geerbt, die ihr ein alter Verehrer nach seinem Tod vermacht hat, verbirgt sich dahinter möglicherweise ein pikantes Geheimnis aus ihrer Vergangenheit? Dem wird der Earl of Grantham (Hugh Bonneville) höchstpersönlich nebst Entourage vor Ort nachgehen …
Wer bisher dabei war, wird auch dieses Mal nicht enttäuscht, die Familie Crawley dürfte manchem mittlerweile vertrauter sein, als die eigene Verwandtschaft, und es funktioniert noch immer, dieses wohlige Gefühl zu wecken, in eine reizvoll fremde, aber dennoch beschauliche Welt einzutauchen. Zwar hat das Schicksal in der Vergangenheit einige Male durchaus unbarmherzig zugeschlagen und die Zeiten waren mit dem ersten Weltkrieg und dessen Auswirkungen nicht einfach, weder für die Crawleys in der oberen noch für ihre zahlreiche Dienerschaft in der unteren Etage. Dagegen ist das erwartungsgemäße Durcheinander der einfallenden Filmcrew harmlos, wie auch sonst viele Dinge erwartbar ablaufen, aber dabei mit einem unwiderstehlichen Charme dargeboten werden, dass man nicht anders kann, als sich dem Ganzen gut unterhalten hinzugeben.
Es gibt amüsante Einblicke in das noch in den Kinderschuhen steckende Filmgeschäft, das gerade vor dem Umbruch steht, den das Ende des Stummfilms und die Tücken der Technik des frühen Tonfilms mit sich bringen. Die hochnäsige Hauptdarstellerin erhält eine verdiente Lektion, während Lady Mary (Michelle Dockery) ungeahnte Talente entwickelt und der unscheinbare Joseph Molesley (Kevin Doyle) am Beginn einer unerwarteten neuen Karriere steht.
Neuland betritt man bei der Reise eines Teils der Belegschaft in die flirrende Hitze Südfrankreichs, die für den altehrwürdigen Butler Carson (Jim Carter), dem man das Filmchaos zu Hause nicht zumuten wollte, wie der erste Schritt in den Vorhof der Hölle vorkommen muss, ist er doch eine der Figuren, die nichts so sehr hassen, wie Veränderungen der täglichen Routine. Zuschauer und Reisende sind am Ende gleichermaßen froh, als es wieder zurück ins heimische graue England geht.
Ob das Grannys Geheimnis so heikel ist, wie es sich zunächst andeutet, soll hier nicht verraten werden, auf jeden Fall hat Maggie Smith wieder einmal mit ihren spitzen, trockenen Bemerkungen die Lacher und alle Sympathien auf ihrer Seite, sie hält den insgesamt großartigen Casts souverän zusammen, aber auch allen anderen gelingt es, mit guten Dialogen, Witz und Charme für zwei Stunden beste Unterhaltung zu sorgen, zumindest wenn man zum Kreis der Abbey-Freunde zählt – alle anderen können ja griesgrämig zu Hause bleiben...
Regie: Simon Curtis
Drehbuch: Julian Fellowes
Kamera: Andrew Dunn
Schnitt: Adam Recht
Musik: Paul Golding u.a.
Besetzung:
Maggie Smith, Hugh Bonneville, Elisabeth McGovern, Michelle Dockery, Phyllis Logan, Jim Carter, Allen Leech, Tuppence Middleton, Hugh Dancy, Dominic West, Laura Haddock, Imelda Staunton, Joanne Froggatt, Brendan Coyle, Robert James-Collier, Laura Carmichael, Penelope Wilton, Lesley Nicol, Sophie McShera, Kevin Doyle, Michael Fox, Nathalie Baye
Universal Pictures
2022
125 min.
FSK 0
Deutscher Kinostart: 28. April 2022
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=C7VINbB8FcI (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=GLKTPdIrjuU (Englisch)