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Dienstag, 16. Mai 2023

Im Kino: Living – Einmal wirklich leben

Mr. Williams (Bill Nighy), ein Beamter des County Council im London der frühen 1950ger Jahre, einer Stadt, in der die Folgen des Krieges noch überall spürbar sind, versieht seinen Job mit Akribie, aber ohne Leidenschaft. Was heute nicht erledigt wird, hat auch noch Zeit bis morgen, so schleppen sich die Tage dahin, bis ihm sein Arzt eröffnet, dass er bald sterben wird. Dieser Schicksalsschlag und die (platonische) Beziehung zu der jungen Margaret Harris (Aimee Lou Wood) verändert plötzlich alles, und Mr. Williams entdeckt für sich, was ein Leben wirklich lebenswert macht…

In ruhigen Bildern führt der Film zurück in eine bleierne Zeit, die Swinging Sixties sind noch weit entfernt und die Umgangsformen sind so steif und britisch, wie man sich das hierzulande vorstellt, dabei handelt es sich bei der Geschichte um das Remake einer japanischen Vorlage aus dem Jahr 1952. Die gesellschaftlichen Verhältnisse scheinen jedoch durchaus vergleichbar, Bürokratismus und Einsamkeit gibt es schließlich immer und überall.

Wer sich die Frage stellt, was er mit den letzten Tagen seines Lebens anfangen würde, hat heute sicher wesentlich mehr Möglichkeiten, als damals, aber vielleicht kommt man dennoch zu einem ähnlichen Ergebnis wie Mr. Williams, der zunächst das scheinbar Nahliegende versucht, Geld und Zeit an oberflächliches Vergnügen zu verschwenden, wenn nicht jetzt, wann dann? Aber nachdem er erkannt hat, dass ihm dies nichts bedeutet, findet er einen für sich erfüllenderen Weg und es ist berührend, ihm dabei zuzusehen.

Bill Nighy verkörpert seinen Mr. Williams zurückhaltend, aber mit Tiefe und einer zu Herzen gehenden Wärme, allein seine Präsenz macht den leicht altmodisch anmutenden Film sehenswert, schließlich handelt es sich um ein zeitloses Thema, das auch oder gerade in diesen hektischen Zeiten seine Relevanz hat, denn früher oder später wird sich jeder einmal damit auseinandersetzten, ob er sein Leben richtig gelebt hat.

 

 

Regie: Oliver Hermanus

Drehbuch: Kazuo Ishiguro; b/a Script von Shinobu Hashimoto, Kideo Oguni, Akira Kurosawa für Film „Ikiru“

Kamera: Jamie Ramsay

Schnitt: Chris Wyatt

Musik: Emilie Levienaise-Farrouch

 

Besetzung:

Bill Nighy, Alex Sharp, Adrian Rawlins, Aimee Lou Wood

 

BFI/ Sony Pictures Classics

2022

 102 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 18.Mai 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=qDbrGGtER2o (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=OVo5kLt_-BU (Englisch)

 

 

 

 

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