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Dienstag, 9. Mai 2023

Im Kino: Sisu

Gegen Ende des zweiten Weltkriegs begegnen sich ganz im Norden Finnlands in der lappländischen Wildnis der ehemalige Soldat Aatami (Jorma Tommila ), der sich allein als Goldsucher durchschlägt, und ein versprengter Trupp Nazis auf dem Rückzug, unter Führung des brutalen SS-Mannes Bruno (Aksel Hennie). Als man Aatami dessen gerade gefundenen Goldschatz abnimmt und ihn hilflos zurücklässt, nimmt dieser die Verfolgung auf und entwickelt dabei ungeahnte Kräfte, denen niemand gewachsen ist, und seine Rache ist fürchterlich…

Der finnische Begriff „Sisu“ bedeutet Zähigkeit, Ausdauer, Beharrlichkeit, und soll eine finnische (Geistes)Haltung beschreiben, die jemanden auch in aussichtslosen Situationen nicht aufgeben lässt, sondern antreibt, ein gesetztes Ziel, koste es, was es wolle, zu erreichen. Das ist es auch, einfach ausgedrückt, um was es in dem Film geht: Ein Mann sieht rot. Zwar rächt er vordergründig niemanden aus seiner Familie, sondern in erster Linie sich selbst, dabei könnte er aus der finnischen Familienlinie von John Rambo stammen, wenn er sämtliche seiner Verletzungen ignoriert und sich immer mal wieder selbst zusammenflickt, vielleicht ist er aber auch ein Verwandter Djangos, ebenso wortkarg und unerbittlich. Er macht im buchstäblichen Sinne keine Gefangenen, sondern metzelt die, die selbst keine Gnade kennen, nieder und ist dabei ihr schlimmster Albtraum und das Jüngste Gericht in einer Person.

Da stellt sich dann auch gar nicht mehr die Frage, ob dieser Feldzug so ultrabrutal sein muss, die Nazis hier haben, wie Nazis allgemein, ohnehin nichts Besseres verdient, also zieht der Film seine Agenda konsequent durch und hinterlässt eine blutige Spur im Abgang, die man lange nicht so auf der Leinwand gesehen hat, halbherzig wäre hier aber auch eher ärgerlich gewesen. Alles ist so over the top, dass manche Aktionen das Publikum zu einem fast schon erlösenden Lachen treiben werden, dazu passt, dass der Kämpfer Aatami mythisch überhöht wird, ein menschlicher Furor, der Pazifismus für ein Land irgendwo weit weg hält, von dem manche sagen, er sei unsterblich, aber die Antwort ist simpler: Nein, er weigert sich einfach nur, zu sterben…

 „Many believe that he is immortal.“ -

„No. He just refuses to die.“

Wenn man von der Merkwürdigkeit absieht, dass alle Figuren (zumindest in der Originalfassung) fast durchgehend Englisch sprechen – in der deutschen Fassung wird es dann ebenso durchgehend Deutsch sein – haben wir es hier mit einem knallharten Film in brillanter Optik zu tun, der in Bildern von Weite und brauner Ödnis schwelgt und dabei – es ist möglich! – mit 91 Minuten auskommt, um seinen Spannungsbogen aufzubauen und durchgehend zu halten.

Kein Film für einen beschaulichen Kinoabend zu zweit oder ein erstes Date (eher vielleicht für ein letztes…), aber ein überraschend gut gemachtes Brachial-Werk, das originär und originell daherkommt und neben all den Franchise-Reihen mit ihren endlosen Sequel-, Prequel- oder Re-Boot-Orgien auf jeden Fall auch seine Berechtigung in der Kinolandschaft hat.

 

 

Regie: Jalmari Helander

Drehbuch: Jalmari Helander

Kamera: Kjell Lagerroos

Schnitt: Juho Virolainen

Musik: Juri Seppä, Tuomas Wäinölä

 

Besetzung:

Jorma Tommila, Aksel Hennie, Jack Doolan, Mimosa Willamo

 

Stage 6 Films/ Sony Pictures Releasing

2022

91 min.

FSK 18

Deutscher Kinostart: 11. Mai 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=jNvORoTTaJ0 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=OGbr-aAnKTo (Englisch)

 

 

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