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Mittwoch, 3. Januar 2024

Im Kino: Priscilla

Als die 14-jährige Priscilla Beaulieu (Cailee Spaeny), die im Jahr 1959 mit ihren Eltern auf einem Armeestützpunkt in Deutschland lebt, auf einer Party den zehn Jahre älteren Elvis Presley (Jacob Elordi) kennenlernt, scheint sich für sie der Traum aller Teenager auf diesem Planeten zu erfüllen. Doch der von allen umschwärmte Star hat auch eine andere Seite und zunächst ist nicht ganz klar, was er von diesem jungen Mädchen überhaupt will…

Der Film beruht auf der von Priscilla Presley selbst veröffentlichten Geschichte ihrer Beziehung zu dem allseits verehrten Idol und darf daher Kenntnisse aus erster Hand und damit eine gewisse Authentizität für sich in Anspruch nehmen. Regisseurin Coppola hat daraus eine Frauengeschichte gemacht, in der die Figur Elvis Presley fast im Hintergrund verschwindet.

Im Vordergrund steht dagegen ein zunächst völlig unbedarftes junges Mädchen, das umschmeichelt wird von einem Mann, dem selbst die Frauenwelt zu Füßen liegt. Stets zuvorkommend, höflich und wohlerzogen präsentiert er sich den Eltern der jungen Priscilla, denen dies alles nicht recht geheuer ist, die aber seinen Versprechen glauben, dass er nichts Unehrenhaftes mit ihrer Tochter im Sinne habe, und genau so scheint es tatsächlich gewesen zu sein. Diese Haltung pflegt der von allen Fans als Sexsymbol umschwärmte Mann allerdings auch noch, als Priscilla längst älter geworden und bereit ist, sich ihm hinzugeben, bis ihre diesbezüglichen Avancen fast schon bemitleidenswert erscheinen.

Coppola geht es dennoch in erster Linie nicht darum, ein Idol zu entzaubern, wie gesagt, Elvis steht hier nicht im Mittelpunkt, vielmehr wird das Porträt einer Frau entworfen, die sich vom Teenager zur Ehefrau entwickelt, dabei aber stets auf sich alleine zurückgeworfen ist, denn in der Öffentlichkeit wird sie zwar beneidet, aber sie selbst hat am öffentlichen Leben wenig Anteil. Immer hat sie hinter den Wünschen und Vorstellungen ihres Mannes zurückzustehen, wenn es das Bild vom goldenen Käfig noch nicht gäbe, hierfür hätte es erfunden werden müssen.

Wie sich Priscillas Liebe nach und nach wandelt, bis sie den Schritt der Trennung wagt, das ist sehenswert, vor allem dank der hervorragenden Leistung der jungen Cailee Spaeny, das letzte Feuer will der Film dann aber doch nicht entfachen. Aber er bietet, auch möglicherweise für Elvis-Fans, eine Ergänzung zu dem Bild eines Mannes, dessen Namen zwar (fast) jeder kennt, der aber, wie alle Stars, als Mensch eher unbekannt geblieben sein dürfte. Und dankenswerterweise bleibt der notorische Colonel Parker hier völlig außen vor, dessen Präsenz in Gestalt des ausnahmsweise einmal eine schreckliche Vorstellung abliefernden Tom Hanks den „Elvis“-Film von Baz Luhrman so nachhaltig gestört hat …

 


 Regie: Sofia Coppola

Drehbuch: Sofia Coppola, Sandra Harmon, b/a Buch „Elvis and Me“ von Priscilla Presley

Kamera: Philippe Le Sourd

Schnitt: Sarah Flack

Musik: Phoenix

 

Besetzung:

Cailee Spaeny, Jacob Elordi, Ari Cohen, Dagmara Dominczyk, Tim Post, Lynne Griffin

 

American Zoetrope/ A24/ MUBI

2023

113 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 04. Januar 2024 (in ausgewählten Kinos bereits seit 16. Dezember 2023)

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=MmS1kfH3Zzo (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=uUM2-a--dNw (Englisch)

 

 

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