Weihnachten 1970: Während fast alle Schüler der Barton Academy, eines Jungeninternats an der amerikanischen Ostküste, über die Ferien nach Hause fahren, müssen ein paar Unglückliche aus unterschiedlichen Gründen die Zeit an der Schule verbringen, beaufsichtigt ausgerechnet von der unbeliebtesten Lehrkraft, dem Geschichtslehrer Paul Hunhum (Paul Giamatti), kulinarisch versorgt von der Schulköchin Mary Lamb (Da’Vine Joy Randolph). Für den begabten, aber aufsässigen Schüler Angus Tully (Dominic Sessa) kommt es noch schlimmer, als er plötzlich der einzig Verbliebene (Englisch: Holdover) Aug in Aug mit dem verhassten Lehrer ist…
Letzteres ist eine buchstäbliche Herausforderung, da die Physiognomie des Lehrers bereits viel Stoff für Häme und Abneigung bietet, gepaart mit seiner fast sadistisch scheinenden Attitüde, die meisten seiner Schüler als faule, dumme nichtsnutzige Sprösslinge reicher Eltern zu behandeln, womit er in vielen Fällen sogar Recht hat. Aber das ist keine gute Basis für ein gedeihliches Miteinander, und für Angus scheint sein schlimmster Albtraum wahr zu werden, mit diesem schrecklichen Lehrer in der fast verlassenen Schule eingesperrt zu sein.
Und dann schafft der Film etwas, was vielleicht vorhersehbar, aber dennoch eine wunderschöne Wendung bedeutet: durch Kennenlernen des jeweils Anderen kommt man sich näher – ja, Leute: das geht! Je mehr Angus und Paul voneinander erfahren, desto mehr steigt das Verständnis füreinander. Es ist zwar immer noch ein langer und schmerzvoll-frustrierender Weg, man muss sich schon ein wenig Mühe geben, aber dann entdeckt man Seiten am Anderen – und vielleicht am Ende auch an sich selbst – um zumindest respektvoll miteinander umgehen zu können, eine wunderschöne Botschaft, die dank der großartigen Leistung seiner Besetzug auch absolut überzeugend herübergebracht wird!
Auch die Einbindung der dritten Person, der Köchin Mary Lamb, gelingt in berührender Weise, ihr Schicksal als Kontrapunkt gegenüber der Welt der verwöhnten, reichen Sprösslinge gesetzt, hat auch heute nichts von seiner Aktualität verloren, wenn es immer wieder scheint, dass den Einen stets genommen und den Anderen alles gegeben wird. Hiermit umzugehen, vielleicht manchmal zu verzweifeln, aber am Ende nicht daran zu zerbrechen, eine weitere mutmachende Botschaft des Films.
Jenseits dieser tragischen Elemente kommt aber auch der Spaß nicht zu kurz, ein feiner Humor bricht die Stimmung immer wieder auf, bevor sie allzu düster zu werden droht, Lachen und Leiden liegen eben oft nahe beieinander, und das ist die dritte heitere Botschaft dieses wunderbaren Films!
Regie: Alexander Payne
Drehbuch: David Hemingson
Kamera: Eigil Bryld
Schnitt: Kevin Tent
Musik: Mark Orton
Besetzung:
Paul Giamatti, Dominic Sessa, Da’Vine Joy Randolph, Carrie Preston
Miramax/ Universal Pictures International
2023
133 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 25. Januar 2024
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ZC7jenCwjIg (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=euTcPL9uLu8 (Englisch)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen