Blog-Archiv

Dienstag, 5. November 2024

Im Kino: Die Witwe Clicquot (Widow Clicquot)

Nach dem Tod ihres Mannes François führt dessen Witwe Barbe-Nicole (Haley Bennett) ihr gemeinsames Weingut gegen allen (männlichen) Widerstand weiter und schafft es, ihre Traubenprodukte zu dem heute noch unter dem Namen Veuve Clicquot bekannten Luxusgetränk zu veredeln sowie dieses trotz eines durch Napoleon I verhängtem Exportverbots europaweit zu vermarkten und damit den Grundstein für ihr Champagnerimperium zu legen…  

In stimmungsvollen Bildern wechselt der Film zwischen romantischen Szenen der jungen Ehe des Ehepaares Clicquot und dem Sittenbild einer französischen Gesellschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts hin und her. Die Selbstermächtigung einer starken Frau, die durch die Umstände noch stärker wird, ist durchaus sehenswert, allerdings hätte es dem Film gutgetan, den Schwerpunkt mehr auf die an sich spannende Tätigkeit der Wein- bzw. Champagnerherstellung und weniger auf die Herz-Schmerz-Romanze zu legen.

Ebenso hätte es das Porträt einer jungen Frau auf dem Weg zu ihrem beeindruckenden Erfolg in dieser Zeit verdient gehabt, noch stärker hervorgehoben zu werden, ihr Kampf gegen die Borniertheit und Ablehnung einer männlich geprägten Gesellschaft wäre genug Stoff für den Film gewesen, die daneben gestellte Geschichte ihrer Ehe fällt dagegen etwa ab, ebenso fehlt dem Ganzen leider, trotz des urfranzösischen Themas, der französische Esprit.

Dass es am Ende dennoch ein sehenswerter Film geworden ist, liegt zum einen an der von Haley Bennet ebenso feinfühlig wie durchsetzungsstark dargestellten Hauptfigur und letztlich auch an dem durchaus interessanten historischen Thema, über das man bisher eher wenige Kenntnisse hatte.

 


 Regie: Thomas Napper

Drehbuch: Erin Dignam, Christopher Monger. b/a dem Buch von Tilar J. Mazzeo

Kamera: Caroline Champetier

Schnitt: Richard Marizy

Musik: Bryce Dessner

 

Besetzung:

Haley Bennett, Tom Sturridge, Natasha O’Keeffe, Sam Riley

 

Capelight Pictures

2023

90 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 07. November2024

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=DZS7KcarjE8 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=yWbbr9bzcC8 (Englisch)

 

Donnerstag, 31. Oktober 2024

Im Kino: Riefenstahl

Aus Archivmaterial einschließlich ihres eigenen Nachlasses entwirft Regisseur Veiel ein Bild der gleichermaßen gefeierten wie kritisierten Filmemacherin Leni Riefenstahl, dabei enthält er sich einer eigenen Wertung, sondern lässt die stets streitbare Künstlerin sich mit ihren Rechtfertigungen und mitunter heftigen Ausbrüchen selbst entlarven.

Riefenstahl, die im Jahr 2003 im Alter von 101 Jahren verstarb, hat in cineastischer Hinsicht durchaus Meisterliches geschaffen, so gehören u.a. ihre Werke „Olympia“ und „Triumph des Willens“, die Bebilderung des 6. Nazi-Parteitags im Jahr 1934 in Nürnberg, filmisch zu den herausragenden Werken des Kinos, besonders auch und vor allem, weil sie von einer Frau stammen, die außer als Regisseurin auch noch als Produzentin und Schauspielerin tätig war, in der langen Geschichte des Kinos immer noch eine Besonderheit.

Ihre Bildsprache nötigt auch heute noch Respekt ab, von ihrer Person unvoreingenommen wäre sie als große Künstlerin zu ehren, wäre da nicht die Tatsache, dass es sich bei ihren berühmtesten Filmen um Propaganda für ein verbrecherisches Regime handelte, mit dem sich dieses in einem glänzenderen Licht präsentieren wollte, was letztlich ja auch gelang, und dass Riefenstahl ihr langes Leben lang stets geleugnet hat, von den mörderischen Verbrechen dieses Regimes auch nur das Geringste geahnt, geschweige denn gewusst zu haben.

Interessant wäre in diesem Zusammenhang noch gewesen, aufzuzeigen, wie sich Riefenstahl mit Hilfe ihrer Nazi-Freunde ihres jüdischen Mitautors und Co-Regisseurs Belá Balázs beim Film „Das Blaue Licht“ entledigte. Dessen Name wurde in der Endfassung des Films komplett eliminiert und das Werk allein ihr selbst zugeschrieben, leider wird diese Geschichte bei Veiel nicht thematisiert, man hätte gerne gehört, wie sich Riefenstahl hierzu erklärt hätte.

In ihrem späteren Leben tat sich Leni Riefenstahl dann noch als Fotografin hervor, wobei vor allem ihre Bilder des afrikanischen Volkes der Nuba ebenso berühmt wie berüchtigt wurden, da auch hierbei ihre Selbstdarstellung eine andere ist, als der zweite Blick auf diese Arbeiten verrät, denn auch die Entstehung dieser Fotos und Filmaufnahmen haben einen, wie man in Veiels Film sehen kann, unerquicklichen Beigeschmack, wenn man erkennt, wie sie diese Fotos inszeniert hat.

Wieder steht die Frage im Raum, ob man Künstler und Werk voneinander getrennt sehen sollte, dies mag jeder Zuschauer und jede Zuschauerin für sich entscheiden, die Dokumentation bietet genug Material, um sich selbst ein Urteil bilden zu können.

 


 Regie: Andres Veiel

Drehbuch: Andres Veiel

Kamera: Toby Cornish

Schnitt:

Musik: Freya Arde

 

Besetzung:

Leni Riefenstahl, Ulrich Noethen (Stimme)

 

Paramount/ MajesticFilm

2024

115 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 31. Oktober 2024

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=BetWxLxlL1M

 

 

 

Mittwoch, 23. Oktober 2024

Im Kino: Venom: The Last Dance (Venom 3)

Eddie Brock (Tom Hardy) und sein Alien-Symbiont Venom sind nach den bisherigen Ereignissen weiterhin auf der Flucht, dabei ist eine Militäreinheit unter der Führung des Generals Strickland (Chiwetel Ejiofor) noch ihr geringstes Problem, denn der in einem fernen kosmischen Gefängnis eingeschlossene Symbionten-Schöpfer Knull hat ein paar blutrünstige Kreaturen losgeschickt, um Eddie und Venom den Schlüssel zu seiner Befreiung, den diese mit sich tragen, zu entreißen…

Wie auch in den beiden bisherigen Filmen der Reihe gibt es Licht und Schatten, wobei die Buddy-Szenen wieder das Beste sind, während die eigentliche Geschichte sich eher im Schatten, sprich in den Niederungen eines B-Movies, bewegt. Es gibt die übliche Action, für Hardcore-Fans sicher zu wenig, die FSK-12- Freigabe deutet darauf hin, die Charaktere sind holzschnittartig und es gibt wenig Überraschendes.

Hübsch sind ein paar Ideen, die die Rahmenhandlung ausschmücken, eine Späthippie-Familie im ebensolchen Reisebus auf der Suche nach Aliens in der Wüste, rund um die Area 51, sowie ein schwungvolles Tänzchen, das Venom mit Mrs. Chen aus Parkett legt, der Rest ist zu konventionell, als dass man etwas hervorheben könnte.

Bleibt die am Ende noch die durch den fiesen Knull ausgesprochene finstere Warnung – als solche muss sie wohl verstanden werden – dass man sich noch einmal wiedersehen würde, obwohl es sich doch, zumindest wenn man dem Titel glauben darf, eigentlich um den letzten Tanz handeln sollte.

 

 

Regie: Kelly Marcel

Drehbuch: Kelly Marcel, b/a Story von Tom Hardy und Kelly Marcel

Kamera: Fabian Wagner

Schnitt: Mark Sanger

Musik: Dan Deacon

 

Besetzung:

Tom Hardy, Juno Temple, Alanna Ubach, Chiwetel Ejiofor, Stephen Graham, Rhys Ifans, Cristo Fernández

 

SonyPicturesGermany/ Columbia

2024

109 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 24. Oktober 2024

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Zk4OFeWsvqs (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=__2bjWbetsA (Englisch)

Im Kino: The Room Next Door

Ingrid (Julianne Moore) und Martha (Tilda Swinton) sind langjährige Freundinnen, die sich allerdings in letzter Zeit etwas aus den Augen verloren haben. Umso überraschender ist das schwierige Anliegen, das die unheilbar an Krebs erkrankte Martha hat: Sie möchte sich das Leben nehmen, aber dabei nicht alleine sein und bittet daher Ingrid, zumindest „im Raum nebenan“ bei ihr zu sein…

Im aktuellen Film vom Altmeister des spanischen Kinos, Pedro Almodóvar, der hier mit seinem ersten englischsprachigen Film tatsächlich Neuland betritt, geht es um Freundschaft und die Rückschau auf ein Leben, das Martha zum größten Teil als Kriegsreporterin in den Todeszonen dieser Welt verbracht hat. Nun, vom Krebs gezeichnet, fasst sie für sich den Entschluss, diesem ihrem Leben ein Ende zu setzen, bevor ihr Leiden zu groß wird.

So verständlich dieser Wunsch ist, so schwierig ist die Umsetzung in den meisten Ländern, so auch in den USA, wo man zwar an jeder Ecke alle Arten von Waffen erwerben darf, mit denen man dann seinen Mitmenschen das Lebenslicht ausblasen kann, nicht jedoch eine kleine „Todespille“, um sich selbst auf schmerzlose Weise zu verabschieden. Dies muss vielmehr in aller Heimlichkeit geschehen und birgt für etwaige Mitwisser immer die Gefahr, vom Auge des Gesetzes gesehen dafür belangt zu werden.

Dieses Dilemma, aber auch die Ängste und Zweifel seiner Protagonistinnen weiß Herr Almodóvar wieder einmal hervorragend in Szene zu setzen, denn auch dieses Mal hatte er das richtige Händchen bei der Auswahl seiner Schauspielerinnen. Julianne Moore und vor allem Tilda Swinton überzeugen in jedem Moment des Films, der aufgrund seines Themas keine leichte Kost bietet, gleichwohl durch seine Ruhe und eine gewisse Abgeklärtheit berührt, ganz so, wie man es von einem Meister wie Almodóvar erwarten durfte.

Es geht nicht um Sterbehilfe im engeren Sinne, sondern um den Wunsch und Anspruch, selbstbestimmt gehen zu dürfen, wenn man es für richtig erachtet, und dies vielleicht entspannt im Kreise lieber Angehöriger, die nicht fürchten müssen, dafür womöglich strafrechtlich belangt zu werden, nicht mehr und nicht weniger.

Vielleicht kann dieser Film dabei helfen, die immer noch aktuelle Diskussion aufrecht zu erhalten, um irgendwann hoffentlich doch noch einen juristisch stimmigen Weg zu finden.

 

 

Regie: Pedro Almodóvar

Drehbuch: Pedro Almodóvar, Sigrid Nunez

Kamera: Eduard Grau

Schnitt: Teresa Font

Musik: Alberto Iglesias

 

Besetzung:

Julianne Moore, Tilda Swinton, John Turturro, Alex Høgh Andersen, Alessandro Nivola, Esteher McGregor

 

Warner Bros. Pictures Germany

2024

107 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 24. Oktober 2024

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=njJqbh7YuJc (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=lcp__Vek4gQ (Englisch)

 

Donnerstag, 3. Oktober 2024

Im Kino: Joker: Folie à Deux

Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) sitzt nach den von ihm verübten Morden in Arkham und wartet auf seinen Prozess. Seine Anwältin versucht, ihn als gespaltene Persönlichkeit und somit schuldunfähig darzustellen, aber dann lernt Arthur Lee Quinzel aka Harley Quinn (Lady Gaga) kennen, die davon rein gar nichts hält. Zusammen entwickeln sie eine „Folie à Deux“, also einen Wahnsinn zu zweit, bei der der zeitweilig von Medikamenten heruntergeregelte Arthur sich wieder in den von vielen als Held verehrten Joker verwandelt…

 

Wer auf eine Fortsetzung des düsteren Joker-Psychogramms aus Teil eins gewartet hat, der bekommt hier eine zumindest zwiespältige Fortsetzung, die sich dann in eine völlig neue Richtung bewegt, den durchaus gelungenen Bildern in 1980ger-Jahre-Optik wird eine stellenweise grellbunte, wenngleich nicht unbedingt spektakulär inszenierte Musicalhandlung gegenübergestellt, denn, ja: Es wird permanent gesungen!

 

Für eine Folie à Deux wird leider nicht immer klar, wessen Wahnvorstellung gerade bespielt wird, ist es tatsächlich eine gemeinsame, oder bekommt nicht vielleicht sogar Harley Quinn mehr und mehr die Oberhand – dies ist auch Lady Gaga geschuldet, die in ihrer Rolle mindestens ebenbürtig wirkt, nicht überdreht, wie man Quinn auch schon präsentiert bekommen hat, sondern einen ruhig-bedrohlichen Wahn ausstrahlt, als Kontrapunkt zu dem bisweilen hysterisch-lauten Joker. War dieser im ersten Teil bereits eher ein kraftloses, weinerliches Würstchen, wird er in der Fortsetzung endgültig zur lächerlichen Gestalt, der seine brutalen Ausbrüche nur noch in seiner Fantasie auslebt, ansonsten aber zu einem singenden Clown mutiert.

 

Es fehlt am Ende leider all das, was die Handlungen des Jokers immer so verstörend gemacht hat, dessen kaltblütige Bösartigkeit, gepaart mit einem gepflegten Wahn, übrig geblieben ist ein gestörtes Muttersöhnchen, das sich von starken Frauen an die Wand spielen lässt.

 

Ob daher der von Fans so herbeigesehnte Film deren Erwartungen erfüllen kann, bleibt abzuwarten, wer ein Musical erwartet hat (hat das ernsthaft jemand?) kommt vielleicht auf seine Kosten, denn die nostalgischen Songs sind durchweg gut gewählt, aber man sollte darauf vorbereitet sein: Dies ist Joker – Das Musical, eine völlig neue Interpretation des Sujets!

 


 

 

Regie: Todd Phillips

Drehbuch: Scott Silver, Todd Philips, b/a Charakteren von Bob Kane, Bill Finger, Paul Dini, Bruce Timm, Jerry Robinson

Kamera: Lawrence Sher

Schnitt: Jeff Groth

Musik: Hildur Guðnadóttir

 

Besetzung:

Joaquin Phoenix, Lady Gaga, Catherine Keener, Brendan Gleeson, Harry Lawtey, Jacob Lofland, Steve Coogan

 

 

Warner Bros. Pictures Germany

2024

138 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 03. September 2024

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=_4FtwFaGR88 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=lTEXKIq3tlU (Englisch)

 

 

Im Kino: Memory

Als Sylvia (Jessica Chastain), eine offensichtlich vom Leben ermüdete Frau, sich durchringt, ein Klassentreffen zu besuchen, interessiert sich dort niemand für sie, außer einem Mann (Peter Sarsgaard), der sie unentwegt anstarrt und ihr, als sie fluchtartig den Saal verlässt, nach Hause folgt. Aber der vermeintliche Stalker ist gar keiner, er heißt Saul und ist nur jemand, der an beginnender Demenz leidet. Als Sylvia beginnt, sich um ihn zu kümmern, entwickeln sich zwischen den beiden Gefühle, bis plötzlich ein ungeheurer Verdacht im Raum steht…

Der Film ist düster und grau, wie das beginnende Herbstwetter, es gibt nur wenige Lichtblicke, und die aufkeimende Liebesgeschichte kann die trostlose Stimmung nicht wirklich aufhellen. Chastain und Sarsgaard geben ihren Figuren zwar eine gewisse Tiefe, aber man bekommt keinen wirklichen Zugang zu ihnen. So ist der Verdacht, dem sich Saul ausgesetzt sieht, zwar schwerwiegend, aber plötzliche Zweifel an Sylvias Urteilsfähigkeit stellen alles wieder in Frage.
 
Eine Liebe ohne Zukunft, viel Trauma und viel Traurigkeit, vielleicht vermag der/die ein oder andere darin dennoch ein Fünkchen positiver Energie entdecken, wer sich damit auseinandersetzen mag, ist hier richtig, wer einen unbeschwerten Kinoabend sucht, eher nicht.
 

 


 

Regie: Michel Franco

Drehbuch: Michel Franco

Kamera: Yves Cape

Schnitt: Óscar Figueroa, Michel Franco

 

Besetzung:

Jessica Chastain, Peter Sarsgaard, Brooke Timber, Elsie Fisher, Josh Charles

 

MUBI

USA 2023

103 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 03. September 2024

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=OR7fHlioBWY (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=Hbh862--Iy8 (Englisch)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 18. September 2024

Im Kino: The Substance

Die TV-Aerobic-Ikone Elisabeth Sparkle (Demi Moore) soll mit ihrer bisher erfolgreichen Sendung vom Bildschirm verschwinden, weil sie nach Ansicht des Produzenten Harvey (Dennis Quaid) zu alt wird. Da erfährt Elisabeth von einer geheimnisvollen Substanz, mit deren Hilfe man eine jüngere, perfektere Version von sich selbst generieren kann, und tatsächlich gibt es bald die junge, knackige Sue (Margaret Qualley), die Elisabeths Show übernimmt. Allerdings hat die Gebrauchsanweisung für die Substanz klare Regeln, unter anderem dürfen Sue und Elisabeth jeweils nur abwechselnd eine Woche aktiv sein, während die andere ruht, denn sie sind keine eigenständigen Personen, sondern zwei Seiten desselben Ichs. Aber da Sue das erfolgreichere und aufregendere Leben führt, beginnt sie, ihre Zeit immer mehr zu verlängern, was der armen Elisabeth gar nicht gut bekommt… 

Was als bitterböse Satire auf den allgemeinen Jugendwahn beginnt, entwickelt sich recht bald zum einem Body-Horror-Film, der diesbezüglich, vor allem zum Ende hin, nicht mit drastischen Bildern geizt. Zunächst ist noch alles stylisch, wenn auch ein wenig überzeichnet, was sich vor allem in dem Porträt des wunderbar schmierigen Harvey zeigt, der selber alt und unattraktiv geworden, von diesem Umstand mirakulöserweise nichts mitbekommt, sondern sich nach wie vor als Macher voller viriler Kraft und Stärke geriert, wo er doch nur ein armes Würstchen ist.

Demgegenüber sehen wir eine Demi Moore, die auch in ihrem Alter einen durchtrainierten Körper zeigt, der auch deutlich jüngeren Frauen neidisch werden lässt, dann aber einen Mut zur Hässlichkeit beweist, wie man ihn lange nicht mehr erleben konnte. Das groteske, abscheuliche Finale hätte es in dieser Ausführlichkeit vielleicht nicht gebraucht, ein gnädiges Ende zehn Minuten früher hätte dem Film nicht geschadet, nun muss man halt da durch…

Für Freunde des Genres aber auf jeden Fall ein Leckerbissen und für alle anderen die Botschaft, dass, wie man aus den Beispielen mit den drei Wünschen weiß, vermeintliche Lebensverbesserungen nicht ohne Tücken sind und man sich unbedingt  genau an die Spielregeln halten sollte, wenn es nicht fürchterlich schief gehen soll!

  


 Regie: Coralie Fargeat

Drehbuch: Coralie Fargeat

Kamera: Benjamin Kracun

Schnitt: Jerome Eltabet, Coralie Fargeat, Valentin Féron

Musik: Rafferie

 

Besetzung:

Demi Moore, Margaret Qualley, Dennis Quaid, Hugo Diego Garcia, Oscar Lesage

 

Working Title/ MUBI

2024

140 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 19. September 2024

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=gc2vaYGQqTM (Deutsch)

https://mubi.com/en/films/the-substance/trailer (Englisch)