Die blutjunge Joanna (Margaret Qualley) kommt in den 1990ger Jahren nach New York, um Schriftstellerin zu werden. Über einen Assistentinnen-Job in einer Literaten-Agentur, deren berühmtester Autor der legendäre J.D. Salinger ("Der Fänger im Roggen") ist, möchte sie Erfahrungen im Literaturbetrieb sammeln, aber ihre Hauptaufgabe besteht darin, Fanbriefe an Salinger zu schreddern. Als ihre Chefin Margaret (Sigourney Weaver) ihr schließlich das Angebot macht, selbst Autoren zu betreuen, muss sie sich entscheiden: Anderen Stimmen zum Durchbruch verhelfen, oder ihre eigene Stimme finden?
Der Film des kanadischen Regisseurs Falardeau war der Eröffnungsfilm der Berlinale 2020 und wurde ein weiteres Opfer von Corona. Vordergründig eine leidenschaftliche Hommage an die Literatur und den Literaturbetrieb hätte die autobiographische Geschichte der Autorin Joanna Rakoff es verdient gehabt, ihr Publikum im Kino zu bekommen. Nun besteht die Möglichkeit, sich dieses kleine aber feine Werk ins Heimkino zu holen.
Was den Film neben den Bezügen und Einsichten in den Literaturbetrieb sehenswert macht, ist das Porträt seiner Protagonistin, einer jungen Frau auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Mehrfach steht die unerfahrene Joanna sowohl privat als auch beruflich vor einem Scheideweg und sie wählt jeweils mit Bedacht, aber vor allem ihrer Leidenschaft folgend. So hätte sie zu Anfang eigentlich ihrem in Berkeley studierenden Freund folgen sollen, aber sie geht nach New York, weil sie sich da als zukünftige Schriftstellerin besser aufgehoben fühlt. Dort ist sie zunächst nicht auf Rosen gebettet, aber sie ist bereit, auch Umwege in Kauf zu nehmen, zu lernen, dann aber auch mit etwas abzuschließen, wenn es für die Verwirklichung ihrer Träume notwendig wird. Eine weitere Beziehung beendet sie, als ihr klar wird, dass sie darin nicht glücklich ist, ebenso verfährt sie mit ihrer möglichen Karriere in der Autorenbetreuung, die für sie nur einen Schritt auf ihrem eigenen Weg bedeutet.
So jung und unbedarft Joanna zunächst scheint, so kompromisslos und stark zeigt sie sich bei ihren Entscheidungen, niemals den einfachen Weg zu wählen, sondern das anzugehen, was sie sich vorgenommen hat, und zu sehen, wie weit sie damit kommt.
Das Ganze ist bedächtig und mit viel Wärme erzählt und lässt den beiden Hauptdarstellerinnen den Raum, den sie für ihre Charakterzeichnungen brauchen, dabei sind es manchmal kleine Gesten, die eine große Wirkung entfalten. Sigourney Weaver darf glänzen, aber auch die junge Margaret Qualley behauptet sich eindrucksvoll neben dieser Ikone des Kinos, alles in allem starkes Erzählkino ohne spektakuläre Höhepunkte, dafür mit der eindringlichen Dramaturgie, die nur das Leben so schreibt.
Regie: Philippe Falardeau
Drehbuch: Philippe Falardeau, b/a Biographie von Joanna Smith Rakoff
Kamera: Sara Mishara
Schnitt: Frédérique Broos, Mary Finlay
Musik: Martin Léon
Besetzung:
Sigourney Weaver, Margaret Qualley, Brian F. O’Byrne, Colm Feore, Yanic Truesdale,
Koch Films
Can/ Irland 2020
101 min.
FSK 0
Ab 23. September 2021 auf Blu-ray und DVD (Digital ab 09. September 2021)
Details Blu-ray:
Sprachen: Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (1080p)
Ton: DTS-HD Master Audio 5.1
Bonusmaterial:
- Interviews mit Margaret Qualley, Philippe Falardeau und Joanna Rakoff
- Mein Jahr in New York auf der Berlinale 2020
- Trailer deutsch/englisch
Trailershow
EAN-Code 4020628719180
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=um1mwGnHjXg (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=05jdkAUwGPM (Englisch)
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