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Mittwoch, 23. März 2022

Im Kino: Come On, Come On (C'mon, C'mon)

Der Radiomoderator Johnny (Joaquin Phoenix) befragt für ein Projekt Jugendliche in den USA dazu, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Da bittet ihn seine Schwester Viv (Gaby Hoffmann) überraschend, auf ihren neunjährigen Sohn Jesse (Woody Norman) aufzupassen, solange sie sich um ihren kranken Ex-Mann kümmert, und so gehen Johnny und Jesse auf eine Reise quer durchs Land, bei der vor allem Johnny viele neue Erfahrungen und Erkenntnisse gewinnt…

In diesem Film werden viele einzelne Elemente zu einem Mosaik zusammengefügt, ohne dass am Ende tatsächlich ein Bild entsteht, der Schwerpunkt liegt allein auf der sich entwickelnden Beziehung zwischen einem Erwachsenen, der bisher nicht viel mit Kinder zu tun hatte, und einem kleinen Jungen, der das erste Mal für längere Zeit von seiner alleinerziehenden Mutter getrennt ist. Dabei erfährt man jedoch wenig über das jeweilige bisherige Leben der beiden, fast alles wird nur angedeutet, wie überhaupt der ganze Film vieles im Vagen belässt.

Es wird erwähnt, dass Johnny eine langjährige Beziehung hinter sich hat, ob diese gescheitert ist, weil er der eigenbrötlerische Sonderling ist, wie es die Besetzung mit dem für solche Rollen prädestinierten Joaquin Phoenix nahe legt, erfährt man nicht, ebenso wenig über das offenbar schwierige Verhältnis der Geschwister Johnny und Viv. Szenen mit beiden am Totenbett ihrer Mutter werden eingewoben, ohne dass die familiäre Vorgeschichte dadurch klarer wird. Die Krankheit des Ex-Mannes, um den sich Viv kümmern muss, wird ebenfalls nur angedeutet, es spricht einiges für eine Bipolare Störung, und es wird ebenfalls nicht klar, ob Jesse unter Umständen auch Ansätze davon aufweist. Manches wird über die Titel von Büchern, die Johnny unterwegs liest, impliziert, so gibt es ein Buch über einen "Bi-Polar Bear“, ein Wortspiel aus dem englischen Namen für den Eisbär und eben diese Krankheit.

Die Interviews, die Johnny aufzeichnet, bleiben unkommentiert, die eigentlich spannenden Gedanken der Jugendlichen werden weder irgendwie noch irgendwo eingeordnet, am Ende scheinen sie nur ein Vorwand dafür zu sein, Johnny und Jesse kreuz und quer durch die USA reisen zu lassen. Dabei sieht man den kleinen Jungen, wie er mit Johnnys Aufnahmegerät ebenfalls Stimmen und Eindrücke sammelt, vielleicht ein Weg für ihn, sich die Welt zu erschließen, man weiß es nicht. Zwischendurch erleidet Johnny eine Art Herzanfall, auch dieser Ansatz führt nirgendwohin, manches wiederholt sich, so verliert Johnny in der großen Stadt seinen Neffen zwei Mal aus den Augen und gerät in Panik, ist er der Verantwortung für ein Kind doch nicht gewachsen, oder hat er sich von dem pfiffigen Jungen austricksen lassen – beides ist möglich. Dieses Angedeutete, im Ungefähren bleibende lässt einen irgendwann das Interesse an den Figuren und ihrer Geschichte verlieren, die ohne wirkliche Höhepunkte dahinplätschert, obwohl die Darsteller, vor allem der kleine Woody Norman, ihre Sache gut machen. Am Ende fehlt einfach ein roter Faden, der alle Eindrücke und Bilder des Films zu einem gelungenen Paket zusammenschnürt.

 

 Regie: Mike Mills

Drehbuch: Mike Mills

Kamera: Robbie Ryan

Schnitt: Jennifer Vecchiarello

Musik: Aaron Dessner, Bryce Dessner

 

Besetzung:

Joaquin Phoenix, Gaby Hoffmann, Woody Norman, Scoot McNairy, Molly Webster

 

DCM/ A24

USA 2021

109 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 24. März 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=7mzushAOM88

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